30. April - 8. Mai 2015
Belgrad - Herkulesbad
Geradelte Strecke: 323 km (Insgesamt 1968 km)
Wir verbringen einen Ruhetag in Belgrad, der Hauptstadt Serbiens. Die Stadt ist voller Leben. Auf den mehrspurigen Hauptstraßen brummt der Verkehr und die Wege, wie auch die Fußgängerzonen sind voller Menschen. Klar, wir sind in einer Millionenstadt, aber sind die denn alle zugleich unterwegs?
Wir machen uns auf den Weg quer durch das Zentrum zur Festung Kalemegdan. Das ganze Areal ist heute eine Parkanlage und viele nutzen das sommerliche Wetter zu einem Ausflug. Hoch über der Save-Mündung in die Donau hat man einen tollen Blick auf die Umgebung.
Auf dem Rückweg kommen wir am Dom des Heiligen Sava vorbei. Heute eines der grössten orthodoxen Gotteshäuser der Welt. Obwohl schon 1935 mit dem Bau begonnen wurde, gibt es noch viel zu tun. Im Inneren sieht man fast nur blanken Beton.
Wir verlassen Belgrad am 1. Mai. Der ist auch hier ein Feiertag und so scheint es auf den Straßen etwas ruhiger zuzugehen. Und nebenbei bemerkt, Serbien ist besonders sozialistisch, die haben den 2. Mai gleich noch mit als Feiertag. Doch Verkehr ist noch immer reichlich, besonders auf der einzigen Brücke über die Donau. Hier sind wir froh, dass es einen schmalen Fußweg für uns gibt.
Doch auf der anderen Donauseite dürfen wir nun, und das ist das erste Mal seit wir in Serbien sind, wieder einen eigenen Radweg benutzen. Es geht weiter der Donau folgend auf einem etwas holprigen, aber gut befahrbaren Dammweg lang. Halb Serbien trifft sich heute an der Donau, zumindest die, die ein Auto haben. Allerorts ist man dabei den Feiertag in der Natur zu verbringen. Ob nun nur zum Picknicken, oder gleich mit der Ausrüstung für das ganze verlängerte Wochenende.
Wir müssen schon etwas Suchen, um einen freien Platz für die Nacht zu finden. Es soll aber nicht nur bei der einen Nacht bleiben. Denn am nächsten Tag lässt uns Regenwetter erst zum Mittag aus den Schlafsäcken kriechen und so beschließen wir den Tag an Ort und Stelle abzuwarten. Wir erwecken kein Aufsehen, auch nicht bei den Schneckensammlern, die am Tag (und sogar mitten in der Nacht) durch den Busch um unser Zelt herum unterwegs sind. Riesige Eimer voller Schnecken schleppen sie davon. 30 Eurocent bekommen sie für ein Kilo!
Einen Tag später scheint wieder die Sonne, nur ist der Weg auf dem Damm nach dem Regen weniger gut befahrbar und wir drecken etwas mit Schlamm ein. Die Fähre, um nach Ram überzusetzen, erreichen wir zufällig auf die Minute pünktlich zur Abfahrt. So ein Glück, denn sie fährt nur aller drei Stunden. Vier weitere Donauradler sind mit auf der Fähre - es gibt sie also doch.
Mit Golubac und seiner Festung erreichen wir den Beginn des Durchbruchstals der Donau durch die Karpaten, das "Eiserne Tor". An der eigentlichen Engstelle soll die Donau nur noch 200 m breit sein, dafür aber 80 m tief. Beeindruckend ist das Ganze schon. Die Straße ist recht ruhig und führt vorbei an herrlichen Felspanoramas.
Damit es nicht zu leicht wird, befahren wir eine Variante des Donauradweges, die auf einer ehemaligen Straße in die Berge hineinführt. Mehrere Kilometer geht es auf dem mehr oder wenig löchrig gewordenen Asphalt hinauf. Oben hat man dann einen tollen Blick auf die Karpaten und bei der wohlverdienten Abfahrt schöne Blicke auf die Donau.
Über den Staudamm des Kraftwerkes Eisernes Tor verlassen wir Serbien. Unsere Route in Kroatien und Serbien führte durch ein Gebiet, dass vor noch nicht allzu langer Zeit Schauplatz eines blutigen Krieges war. So wirklich bewusst ist uns das erst geworden nachdem wir mehrere Abende lang Dokumentationen über diesen Irrsinn angesehen haben. Umso erleichternder ist es, dass es nun wieder möglich ist, durch diese jetzt so friedliche Landschaft zu radeln und die Gastfreundschaft seiner Bewohner zu genießen.
Wir betreten nun schon das 8. Land unserer Reise: Rumänien. Nun ist erst mal Schluss mit lustig, denn auf der dicht befahrenen E 70 macht das Radeln absolut kein Spaß. Hinzu kommt noch eine Affenhitze, von 30 °C und mehr. Umso froher sind wir, als wir die Straße nach etwa 30 Kilometern bei Herkulesbad wieder verlassen zu können.
In einer Kneipe mit Internet buchen wir schnell drei Nächte in dem Kurort, welcher sich in einer landschaftlich reizvollen Lage befindet. Im historischen Zentrum, in dem nach Herkules auch die Kaiserin Sissi schon gekurt hat, stehen noch viele alte Prunkbauten aus längst vergangener Zeit. Die meisten befinden sich aber in einem jämmerlichen baulichen Zustand und über allem liegt der Schwefelgeruch des Thermalwassers.
Am zweiten Tag kommen wir erst am späten Nachmittag aus unserem Zimmer, nur um etwas einzukaufen. Dabei sehen wir zufällig, dass viele Leute mit Matten oder Campingstühlen einen Weg durch den Busch hinauf folgen. Vielleicht geht es ja zu einem Badebereich? Wir beschließen ihnen zu folgen und bemerken, dass es eine regelrechte Karawane ist, die da den Berg hinauf stapft und seltsamerweise kommt uns kein einziger entgegen. Schließlich kommen wir auf eine Bergwiese mit vielen Verkaufsständen - meist mit Essbaren - und einem extra abgegrenzten Bereich, der nur mit Eintrittskarte betreten werden kann. Dort fassen sich alle bei den Händen und formen einen kreisförmigen Haufen. Das dauert eine Weile, denn es scheinen mehr als tausend Menschen zu sein. Und dann?! Wir stehen daneben und haben keine Ahnung, was hier passiert.
Da wir keinen Foto mit uns hatten bemühen wir hier mal YouTube.
Im Internet werden wir dann schlauer. Das jährlich stattfindende Treffen der internationalen Yoga-Bewegung MISA (Die Bewegung für die geistige Integration ins Absolute) hat eine Meditationsspirale durchgeführt. Wer das nicht ganz versteht, den verweisen wir wieder ins Internet.
Da wir nichts Passendes zum Baden unserer Knochen in einer der heilenden Quellen finden und es ja heisst, dass die Luft hier auch sehr gesund sein soll, gehen wir eben am nächsten Tag auf eine Wanderung auf den 1100 m "Hausberg" des Ortes, den Domogled. Ob der Ausflug wirklich gesund war, wird sich erst morgen herausstellen. Doch bestimmt werden wir Muskelkater haben.