7. April - 17. April 2015
Pardubice - Brno - Bratislava - Budapest
Geradelte Strecke: 655 km (Insgesamt 1020 km)
Nach etwa einer Woche auf den Rädern haben wir langsam genug von der Kälte und die Lust auf eine warme Dusche wächst. Doch der Tag, an dem wir soweit sind, diesen Wünschen nachzugeben, ist schlecht gewählt. Am Ostermontag hat auch Tschechien Feiertag und viele Gaststätten bzw. Pensionen haben geschlossen. Wenigstens finden wir ein Restaurant mit gutem Internet und bringen bei Essen und Bier den ersten Beitrag über unsere Reise zustande. Während wir im warmen Gastraum sitzen gehen draussen wieder einige Schneeschauer über unsere Räder hinweg.
Einen Tag später haben wir mehr Glück. In dem unbedeutenden Örtchen Prosec können wir ein sehr preiswertes Zimmer beziehen. Gleich für zwei Nächte, da der Wetterbericht uns mit Besserung noch vertröstet. Pünktlich zur Weiterfahrt kommt dann endlich das ersehnte Sommerwetter. Doch um die kalten Füsse in den sternenklaren Nächten kommen wir noch immer nicht herum - jedenfalls Petel.
Nördlich von Brno treffen wir auf den EuroVelo 9 "Baltic-Adria" und folgen diesem nach Süden. Die herrliche Fahrt durch den mährischen Karst wird uns etwas verhagelt durch den Ärger an einer Strassenbaustelle. Ohne Vorwarnung lässt man uns auf dem Radweg in ein tiefes Tal einfahren und kurz vor der Ausfahrt stehen wir vor einem Bauzaun. Wir könnten zwar mühelos passieren, aber der Bauleiter hat seine Prinzipien. Wahrscheinlich sind ihm schon viele Radler vor uns auf die Nerven gefallen. Zurückfahren ist für uns keine Option. Zwei Stunden Umfahrung, um dann wenige 100 m weiter vorn herauszukommen - dazu haben wir keine Lust. So entwickelt sich ein endloser Kleinkrieg und mehrere Drohungen mit der Polizei, ehe man uns resigniert fahren lässt. Im nahen Blansko können wir unsere Nerven mit einem Bierchen abkühlen und das zum ersten Mal in einem sonnigen Biergarten.
Der Weiterweg durch Brno und Richtung südliche Landesgrenze ist recht unspektakulär. Doch schon einige Zeit klimpern bei Kurvenfahrten die Speichen am Hinterrad von Mathi, als würde ein loser Gurt dagegen schlagen. Da aber nichts zu finden ist, hat er einen anderen Verdacht. Ein warmer Sommerabend am Feldrain wird genutzt, um alle Speichen eine viertel Umdrehung nachzuziehen. Und siehe da, das Klimpern ist weg. Die Speichenspannung unserer neu gekauften Laufräder war also der Belastung mit unserem schweren Gepäck nicht gewachsen. Irgendwann muss aber die Prozedur zur Sicherheit nochmal wiederholen werden.
Kurz vor Verlassen der Tschechischen Republik können wir durch die riesigen Parkanlagen des ehemaligen Stammsitzes der Liechtensteiner in den Flussauen der Thaya radeln. Grosse Teile davon waren bis zur Wende wegen der Nähe zu Österreich Sperrgebiet und dementsprechend urtümlich ist jetzt noch die Natur.
Die Tour durch Tschechien ist für uns in grossen Teilen fast noch heimatliches Gebiet, kennen wir das Land doch durch unzählige längere und kürzere Aufenthalte fast wie unsere Fahrradtasche. Das Land ist bestens auf Fahrradfahrer eingestellt. Überall existieren ausgewiesene Radwege die meistens auch gut ausgeschildert sind. Nur sollte man sich darauf einrichten, dass diese auch mal über holprige oder schlammige Feld- oder Waldwege führen können. Deshalb ist es für uns auch kein grosses Problem ohne Karten durch das Land zu finden. Einzige Vorgabe ist möglichst kleine und verkehrsfreie Strassen zu nutzen. Da würde uns eine landesweite Verkehrskarte ohnehin nicht weiterhelfen und mehrere Detailkarten sind einfach zu schwer.
Bis zur Hauptstadt der Slowakei Bratislava und der Donau wollen wir nun der Morava/March folgen. Unsere Idee ist dies auf österreichischer Seite zu tun, da wir dort ein besser ausgebautes Radwegnetz erwarten. Aber die Vielfalt ist manchmal auch nicht besser. Neben den Fernrouten scheint hier jede Gemeinde ein eigenes Radwegnetz aufziehen zu wollen und da steht man oft an einem Pfahl mit den Radwegschildern A - C - D - 02 - 1753 - und einige Radweglogos ohne Beschriftung. Oft weiss man nicht wohin man sich wenden soll. Aber irgendwie findet man immer wieder weiter.
Trotzdem gefällt es uns nicht. Die Streckenführung, oft im Zickzack, führt durch gesichtslose Agrar-Industrie-Landschaft. Einzig für Weinliebhaber wird etwas geboten, indem man an Weinbergen, Keltereien und Weinrestaurants vorbeirollt. Nach etwa dem halben Weg bis Bratislava nutzen wir die Gelegenheit und wechseln mit einer Fähre in die Slowakei. Hier bietet sich ein ganz anderes Bild. Es gibt nur einen Radweg, den EuroVelo 13 "Iron Curtain Trail", der uns durch die herrlichen Morava-Auen zu unserem Ziel führt. Für Naturliebhaber eine echte Empfehlung.
Ab nun folgen wir der Donau und bleiben zunächst auf slowakischer Seite. Der "Fahrradführer Europa" ist da recht eindeutig mit seiner Empfehlung. Und es läuft dann fast von allein. Ein gut asphaltierter Radweg auf der Dammkrone, dazu feinster Rückenwind und strahlender Sonnenschein lässt das Radeln zum Genuss werden. Am Abend finden wir idyllische Lagerplätze am Donauufer. Die Nächte sind nun auch milder geworden und so stören uns nur die vielen Donaudampfer im Schlaf.
Bei Sturovo/Esztergom verlassen wir die Slowakei und wechseln auf die ungarische Seite der Donau. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen zur weithin sichtbaren Basilika von Esztergom hinauf zu radeln. Auch einige Kilometer weiter beim berühmten Donauknie strampeln wir die 5 Kilometer zur Visegrader Burg hinauf, denn immer nur Flachlandradeln ist auch irgendwann langweilig. Oben werden wir abermals mit einem schönen Lagerplatz belohnt.
Bis Budapest ist es nun nicht mehr weit. Dort wartet schon ein vorgebuchtes Zimmer auf uns. Genau das richtige Timing, denn das schon fast hochsommerliche Wetter soll sich wieder deutlich abkühlen.