5. April - 25. April 2016
Isfahan - Yazd - Shiraz
Geradelte Strecke: 823 km (Insgesamt 10746 km)
Etwa drei Wochen sind seit unserem letzten Eintrag hier vergangen und es haben sich so viele neue Eindrücke und Erlebnisse angesammelt, dass wir nun wieder eine ganze Menge zu berichten haben. Nein, langweilig ist dieses Land bestimmt nicht, aber es hat auch so seine Tücken, über die man stolpern kann. Bei uns ist das der "Draht zur Welt". Hier haben wir uns etwas verrechnet und müssen so wochenlang ohne Verbindung durch's Land reisen. Internetcafes sind praktisch nicht vorhanden, jeder Iraner hat sein Smartphone dafür, nur wir eben nicht. Bleiben uns nur Hotels mit WiFi, und die sind auch recht selten, oder uns bei hilfsbereiten Gastgebern durchzuschnorren.
Zunächst genießen wir die Ruhetage in Isfahan und faulenzen ausgiebig hinter unserer Hotelzimmertür. Doch Isfahan, die "schönste Stadt Persiens" hat natürlich auch noch einiges Sehenswertes zu bieten und so mischen wir uns unter die vielen einheimischen, aber auch ausländischen Touristen und lassen den riesigen Imam-Platz mit seinen umgebenden Arkadengängen auf uns wirken. Wir machen es den Iranern nach und lassen uns auf den gepflegten Rasenflächen im Schatten nieder und beobachten das rege Treiben um uns herum. Schlendern durch die ausgedehnten überdachten Basargassen, mit ihrer Vielzahl von Geschäften und Werkstätten, begutachten Moscheen und Paläste und umgehen die, für iranische Verhältnisse recht hohen Eintrittsgebühren, teilweise durch die Hintertür.
Mitten durch das Stadtgebiet fließt ein großer Fluss, der von ein paar wirklich sehenswerten historischen Brücken überspannt wird. Entlang des Flussufers gibt es nette Parkanlagen. Nirgendwo ist man allein. Die Stadt ist sehr lebhaft. Es gibt baumbestandene größere Straßen, an denen sich ein Geschäft an das andere reiht. Ein Eldorado zum shoppen, aber nicht für uns. Uns treibt die islamische Verkaufskultur fast in den Wahnsinn. Alles ist nach Warengruppen sortiert. Auf einer Strasse nur hunderte Schuhläden, biegt man ab findet man sich zwischen endlosen Reihen von Minishops mit Elektroartikeln wieder usw. Nur gelingt es uns nie, das Viertel für Lebensmittelläden ausfindig zu machen, als würden die Iraner nie essen. Irgendwann findet sich dann etwas, aber das Angebot lässt uns alte DDR-Zeiten als der Himmel auf Erden erscheinen.
Aber nach drei Tagen Stadtleben tun uns die Füße von der ungewohnten Fortbewegungsart so weh, dass wir wieder auf die Räder steigen. Wir rollen über eine der berühmten Brücken und verlassen die Stadt weiter Richtung Osten. Auch hier ist die Landschaft, wie schon zuvor, eben und langweilig. Kaum Bäume. Zwar gibt es viele bewirtschaftete Felder, doch die umfangreichen Bewässerungsanlagen zeigen, dass ohne diese, auch hier nicht viel wachsen würde.
Seit mehreren Tagen haben wir nun schon schönstes sommerliches Wetter. Doch am ersten Abend unserer Weiterreise kommt eine dunkle Wolkenwand immer näher. Ein Unwetter naht und das in dieser ungeschützten Gegend. Kurzer Hand fragen wir in einem Ort an einer Station des "Roten Halbmonds", ob wir unter deren Vordach zelten können. Die Verständigung ist schwierig, aber alles kein Problem. Erstmal wird Tee getrunken und dann ist man sehr interessiert an unserer Ausrüstung. Doch als wir eben glauben, dass das Unwetter vorbeizieht, geht es so richtig los. Wir haben alle Hände voll zu tun, um zu verhindern, dass in den Sturmböen nichts davon fliegt. Vor allem das Zelt wird stark gebeutelt. Nun haben aber die Sanitäter die rettende Idee und bieten uns das benachbarte leerstehende Haus als Zuflucht an. Was Besseres hätte uns gar nicht passieren können. Der Raum ist zwar recht eingestaubt, doch unser Zelt hat ein Dach über dem Kopf, Strom, fließend Wasser. Das nennt man Luxuscamping. Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und der Spuk vom Vorabend ist vorbei.
Unser nächstes großes Ziel soll die Stadt Yazd sein. Doch haben wir das Gefahre auf den verkehrsreichen Hauptstraßen satt und wählen eine Alternativroute mitten durch die Wüste. Mit etwa 15 Liter Wasser beladen, machen wir uns auf ins Ungewisse. Endlich: eine Straße fast für uns allein und unerwartet sogar zu einem großen Teil asphaltiert. Um uns herum herrliche Ruhe. Seit unserem Start, vor nun schon mehr, als einem Monat, können wir das Radeln mal wieder so richtig genießen. Mal sind wir weit und breit von einer vertrockneten Lehmdecke umgeben, dann wieder wachsen vereinzelte Strauchbüschel. Alles wird von kahlen Bergen umrahmt. Es geht vorbei an einem großen Salzsee und Kamele lassen sich von uns nicht stören, als sie an einem Wassertümpel ihren Durst stillen. Das ist Wüstenfeeling pur.
Nach einer Nacht in der Wüste erreichen wir die Ruinen einer einsamen alten Karawanserei. Wir durchstöbern jeden Winkel, der recht gut erhaltenen Anlage und wundern uns, dass man den Ort nicht touristisch nutzt. Nicht dass wir scharf darauf wären, hier Touristenmassen zu treffen, aber ein klein wenig Pflege könnte dem längeren Erhalt der Gemäuer sicher gut tun. Endlich hat uns der Iran nun auch ein landschaftliches Erlebnis geboten.
Routenempfehlung Isfahan - YazdWenn man ein wenig die Berichte anderer Radler über den Iran verfolgt, fällt auf, dass die meisten nur die Hauptverkehrstrassen zwischen den grossen Städten befahren. Auch wir sind von Baku bis Isfahan 1200 Kilometer ausschliesslich auf dicht befahrenen Strecken unterwegs gewesen und hatten die Nase gründlich voll vom ständigen Gedröhn der unzähligen Trucks. Das durfte nicht der Hauptbestandteil unseres Irantrips werden. Bei der Suche nach Alternativen stösst man schnell auf Hindernisse, wie der Mangel an verlässlichen Karten oder Informationen. Wir haben nur eine im Land gekaufte Übersichtskarte mit arabischer Schrift und nutzen die Karten des OpenStreetMap-Projekts zur Navigation. Dazu muss man sich im Internet die Streckeninfos mühsam zusammenklauben, wenn überhaupt vorhanden. Sehr nützliche Routentips zwischen Buschehr, Shiras und Yazd fanden wir auf der Website https://travellingtwo.com. Und falls doch mal jemand unsere Seite liesst, der den Iran beradeln will, werden wir hier ein paar Tips einfügen. Wie gesagt, wir hatten Isfahan erreicht und wollten zum nächsten Ziel Yazd nicht wieder im dichten Verkehr unterwegs sein. Da entdeckten wir die 300 Kilometer lange Verbindung Isfahan - Varzaneh - Yazd. Als einzige Info hatten wir, dass es ab Varzaneh über ca. 100 Kilometer Piste gehen soll. Das schien uns machbar und wir fanden eine erlebnisreiche, herrlich einsame und leicht zu radelnde Wüstenstrecke vor. Hier nun ein paar Details: Von Isfahan bis Varzaneh führt eine durchgehend vierspurige Strasse, mal mehr, mal weniger breit. Die Ausschilderung ist ausreichend und je weiter man Isfahan hinter sich lässt, desto geringer wird der Verkehr. In dem Ort sollte man nochmal alle Vorräte und Wasser auffüllen. In Richtung Yazd kommen auf 200 Kilometer erstmal nur Wüstenbrunnen und dann ein paar kleine Dörfer. Der Abzweig auf unsere Piste ist östlich des Ortes, direkt nördlich der Brücke über den Zayanderud (N 32.42561, E 52.66098; Ausschilderung in Arabisch). Ab hier führt eine gute Asphaltstrasse durch eine weite Ebene direkt auf einen markanten Berg zu. Anfangs gibt es im Süden noch Felder, die nach und nach verschwinden. Man ist fast allein, gefühlter Verkehr ein Auto pro Stunde. Nach ungefähr 20 Kilometern ist rechts der Strasse die einsame Lehmruine einer ehemaligen Wohnanlage oder Karawanserei, die sich sehr gut zum Übernachten eignet. Schutz vor Wind findet man in noch erhaltenen Räumen. Bei 30 Kilometern ab Varzaneh erreicht man direkt südlich des markanten Berges einen Abzweig, der wenige hundert Meter zum Zayanderud führt. Der Fluss mündet hier in den Gavkhuni-Salzsee, der sich südlich ausbreitet. Weitere 7 Kilometer weiter gibt es einen Brunnen direkt neben der Strasse. Im April 2016 enthielt dieser ausreichend und trinkbares Wasser (N 32.27000, E 52.97076). Hier endete der Asphalt, auf den nächsten 20 Kilometern war die Strasse aber schon in unterschiedlichen Ausbaustufen fertig und gut zu radeln. 17 Kilometer später gab es noch eine Quelle mit gutem Wasser und zwei Pools (N 32.20986, E 53.14678). In der daneben stehenden Steinhütte lässt es sich wunderbar zelten und man hat Schutz vor dem allgegenwärtigen Wind. Wir übernachteten hier und am Morgen besuchten mehrere Gruppen (halb)wilder Kamele die Quelle. Weitere 4 Kilometer weiter erreicht man den Höhepunkt der Strecke, die gut erhaltenene Khargushi-Karawanserei (N 32.19895, E 53.19163). Hier zu übernachten ist bestimmt ein einmaliges Erlebnis, da bis auf einen Viehkral ein paar hundert Meter entfernt, rundherum nur leere Wüste ist. Im Hof gab es einen Brunnen, keine Ahnung mit welcher Wasserqualität. Wenige Kilometer vor der Karawanserei endete die Ausbaustrecke und für 20 Kilometer hat man gut zu fahrende Piste unter den Reifen. Abseits der Piste gibt es hin und wieder eine winzige Ansiedlung. Dann erreicht man ein grösseres Bergbauunternehmen und den Beginn einer guten Strasse. Kurz danach zweigt rechts eine Strasse ab. Diese könnte in eine Piste münden, die den Schlenker nach Norden abkürzt und direkt nach Nadushan führt. Dies wissen wir aber nicht genau. Hier hat man auch mit fast 2100 Meter den höchsten Punkt der Route erreicht, 600 Meter höher als der Salzsee 50 Kilometer vorher. Nun rollt man viele Kilometer auf einer endlosen Geraden bergab und passiert ein Dorf. Am Ende des Gegenanstieges trifft man auf eine direkt nach Süden führende Strasse und erreicht 20 Kilometer weiter auch das Dorf Nadushan. Hier biegt man wieder direkt nach Osten ab. 5 Kilometer nach dem Abzweig befindet sich links der Strasse nochmal eine gute Übernachtungsmöglichkeit in Form einer Steinhütte (N 32.04867, E 53.59167). Vom Abzweig bei Nadushan rollt man 20 Kilometer bergab und biegt nach dem nächsten Dorf rechts ab. Bis Yazd muss man nun eine langweilige Ebene überqueren, die nur von ein paar Industrieanlagen unterbrochen wird. Aber es geht noch ein ganzes Stück bergab und lässt sich ohne Gegenwind gut radeln. Erst ab den Industrieanlagen 25 Kilometer vor Yazd wird der LKW-Verkehr dichter. Wir sind sicher, dies ist eine viel bessere Alternative als die Hauptstrecke über Nain. Die 40 Kilometer Piste sind ein wunderbares Wüstenerlebnis und auch für Räder mit schmäleren Reifen empfehlenswert (kein tiefer Sand). In Gegenrichtung muss man ab Yazd zwar 900 Höhenmeter in langweiliger Umgebung erklimmen, aber bei sehr wenig Verkehr und alles auf gutem Asphalt. Viel Spass |
Doch dann erreichen wir Yazd und tauchen ein in das quirlige Leben der Wüstenstadt. Die Hotelsuche stellt sich als etwas schwierig heraus und letzten Endes müssen wir uns mit einem bescheidenen, aber preiswerten Zimmerchen zufrieden geben. Aber mit einer Internetverbindung wird es in der Stadt nicht klappen.
Unsere Hauptaufgabe in der Stadt ist es, unsere Visaverlängerung vorzunehmen. So stehen wir kurz nach sieben vor dem entsprechenden Gebäude. Vor dem Türchen hocken schon ein paar andere - vermutlich Afghanen. Es sind noch etwa 10 min Zeit, bis zur uns bekannten Öffnungszeit, als man uns an den Wartenden vorbei hinein winkt. Wir bekommen ein paar Formulare ausgehändigt und erhalten die Aufforderung, zur Geldeinzahlung auf einer Bank. Die Bank ist nicht weit und dort bekommen wir auf unsere Nachfrage gleich noch die nötigen Kopien für unsere Pässe gemacht. Zurück im Büro werden alle Unterlagen, fein säuberlich in Hefter abgepackt und in zwei Stunden sollen wir wieder kommen.
Da wir nun einmal in der richtigen Richtung schon sind, laufen wir inzwischen die etwa 3 km zu den sagenumwobenen Schweigetürmen, den Begräbnistürmen der Zarathustrier. Auf einem total öden Gelände kann man zwei erhaltene Türme, über recht steile Pfade besteigen. Von oben hat man einen guten Blick auf die Stadt, leider ist es sehr bewölkt und diesig. Ansonsten ist oben in den Ringmauern nicht viel zu sehen. Hier sollen die Priester die Toten ablegt haben, damit sie von Geiern und Krähen gefressen werden. Unterhalb stehen noch ein paar Überreste von Gebäuden, die für die Trauerfeiern dienten. Es fahren nun immer mehr Touristenbusse vor und regelrechte Touristenkarawanen stapfen auf einen der Hügel hinauf.
Zurück im Büro bekommen wir nach kurzer Wartezeit unsere Pässe mit den Visaverlängerungen zurück. Das wäre also geschafft. Nun können wir uns weitere 30 Tage im Land aufhalten. Wir waren die ganze Zeit, die einzigen Europäer in den Räumen, doch nun spricht uns ein Deutscher an, er wartet schon drei Tage auf seine Verlängerung - merkwürdig.
In Yazd ist das Zentrum sehr überschaubar. Auch hier kann man kunstvoll verzierte Kuppeln von Moscheen mit hohen Minaretten bestaunen. Die in der Altstadt von Bogen überspannte Gassen aus Lehmziegelmauern sind von Windtürmen überragt und recht gut erhalten. Sie sind so verwinkelt, dass man schnell die Orientierung verlieren kann.
Unsere Weiterfahrt müssen wir zunächst ungeplant um einen Tag verschieben, als wir, quasi auf gepackten "Koffern" sitzend, feststellen müssen, dass hier an einem Freitag - dem islamischen Sonntag, die ohnehin seltenen Geldwechselläden geschlossen sind. Einen Tag später können wir aber mit den nötigen Millionen in den Packtaschen wieder auf die Räder steigen. Es wäre schon hilfreich für Reisende, wenn sich da in der nahen Zukunft, jetzt nach dem Wegfall der Sanktionen gegen den Iran, etwas ändern würde und man z. B.: ganz zeitgemäß, seine Geldangelegenheiten auch mit internationalen Kreditkarten erledigen könnte. Keiner soll denken, hier gäbe es keine Geldautomaten. Die stehen an jeder Ecke und bargeldlose Bezahlung ist selbst bei Pfennigbeträgen üblich.
Doch nun geht es weiter in den Süden des Landes. Kurz hinter Yazd biegen wir abermals von der großen Hauptstraße ab, um wieder auf Nebenstraßen unsere Ruhe beim Radeln zu haben. Ein besorgter Anwohner bemerkt dies und verfolgt uns mit dem Auto, um uns auf unseren vermeintlichen Irrtum hinzuweisen. Auf dieser Straße geht es doch durch die Berge - viel zu beschwerlich! Er kann gar nicht glauben, dass wir genau das wollen und lässt uns kopfschüttelnd ziehen - aber nett gemeint war es, so sind sie eben die Iraner!
Und ja, wir müssen zugeben, es ist stellenweise wirklich beschwerlich. Es geht mitten durch das Shirkuh-Gebirge, dessen über 4000 m hohes Bergmassiv uns schneebedeckt grüßt. Nach langen Anstiegen, über mehrere weit über 2000 m hohe Pässe, blickt man in kleine Orte, die erstaunlich grün in der sonst kargen Gegend wirken und trotz ihrer Abgeschiedenheit sehr lebendig sind. Doch den oft rasanten Abfahrten in die Orte folgt schon wieder der nächste Anstieg. Am zweiten Tag endet für ein paar Kilometer der Asphalt und der folgende sehr steile Anstieg ist dann nur noch schiebend und mit vereinten Kräften zu schaffen.
Doch danach rücken die Berge weiter auseinander und wir kommen auf den endlosen Wüstenebenen wieder schneller vorwärts. Zur Mittagszeit erreichen wir den kleinen Ort Marvast. Eine Frau bittet uns unbedingt mit ihr mitzukommen und organisiert sogar jemanden, der auf unsere Fahrräder aufpassen soll. Und dann stehen wir mitten in einem Kindergarten. Hier sitzen die lieben Kleinen, schön nach Buben und Mädels getrennt, in zwei Räumen an Schulbänken und malen Arbeitsblätter aus. Die fremden Besucher werden natürlich bestaunt und nachdem die Mädels ihre Kopftücher zurechtgerückt haben, nehmen alle Aufstellung für Erinnerungsfotos. Danach werden wir von Rohallah, einem jungen Mann, den man als Dolmetscher dazu gebeten hatte, zu sich nach Hause eingeladen. Wir bekommen lecker Essen und nutzen die Gelegenheit für eine Dusche und um mal kurz ins Internet zu gucken.
Eine Woche nachdem wir Yazd verlassen haben, erreichen wir eine Gegend mit einigen besonders geschichtsträchtigen Orten auf dem iranischen Hochland. Zunächst wollen wir Pasargad besichtigen. Hier sollen nach ständiger Wanderschaft, viele hundert Jahre v. Chr., die ersten iranischen Stämme sesshaft geworden sein. Doch ehe wir uns den alten verbliebenen Steinen widmen, begegnen wir auf dem weitläufigen Gelände ein paar Gepäckradlern und verschieben den kulturellen Teil auf später. Die zwei iranischen Männer und ihre polnische Begleiterin sind auf dem Weg von Teheran nach Bandar Abbas und freuen sich über unser Zusammentreffen genauso, wie wir, denn vielen Gleichgesinnten begegnet man im Land eben doch nicht. Wir müssen uns aber schon bald wieder verabschieden, denn ihre Zeit ist begrenzt und sie wollen an dem Tag noch ein paar Kilometer vorwärts kommen. So wird uns aber mal wieder bewusst, wie schön wir es doch mit unserem unbegrenzten Zeitlimit haben, wenn man einmal von den lästigen Visagrenzen absieht.
Von den Ausgrabungen sind wir dann doch etwas enttäuscht und radeln am nächsten Tag, Persepolis, den Ruinen der berühmten ehemaligen königlichen Palastanlagen entgegen. In den baumbestandenen Anlagen vor dessen Toren kampieren wir zwei Nächte im Zelt und gehen einzeln auf Besichtigungstour. Wir wollen unsere Ausrüstung besser nicht unnötig aus den Augen lassen, denn wir haben von anderen Reisenden, über ihre diesbezüglich schlechten Erfahrungen gelesen.
Wir haben ja schon davon berichtet, dass die Eintrittspreise für Ausländer im Iran recht hoch sind - die Einheimischen bezahlen nur einen Bruchteil dessen. Doch ist es mit dem Service dazu nicht so gut bestellt. So passiert es, dass Petra zunächst kein Ticket erwerben kann, da kein Wechselgeld vorhanden ist. Die Iraner bezahlen alle mit Kreditkarte, was uns ja verwehrt ist. Letztendlich bekommt sie ihr Wechselgeld von einem anderen Besucher, der wiederum ihr das Ticket mit Karte bezahlt. Beim eigentlichen Einlass ist man dann so nachlässig mit der Kontrolle, dass Mathias am Nachmittag mit dem gleichen Ticket auch noch das Gelände besichtigt. Aber ansonsten sind wir ehrliche Mitmenschen.
Die auf einer Terrasse errichtete Palastanlage, muss vor 2500 Jahren ein beeindruckendes Bauwerk gewesen sein. Das kann man auch heute noch, in den noch wenigen erhaltenen steinernen Säulen, Portalen und Reliefs erkennen. Erstaunlich wie detailgetreu die vielen Szenen in den Stein gearbeitet worden sind. Nun zumindest Persepolis war seinen Eintrittspreis wert.
Nur eine Tagesetappe weiter kommen wir nach Shiraz. Sie soll eine der größten und sehenswertesten Städte Irans sein. Wir kommen in einem Hotel im Stadtzentrum unter, dass sogar Internetverbindung verspricht und richten uns für ein paar Ruhetage ein. Nun müssen wir uns aber ernsthaft Gedanken machen, wie unsere weitere Reise verlaufen soll, denn da sind wir uns noch sehr unsicher.