15. Mai - 2. Juni 2016
Dubai - Muskat - Dubai
Geradelte Strecke: 756 km (Insgesamt 12216 km)
Um 21:00 Uhr soll unsere Fähre ablegen, die uns in der Nacht über den Persischen Golf schippern soll. Das Einchecken beginnt schon Stunden vorher und ist mit viel Warterei verbunden. Das Personal ist sehr damit beschäftigt, die Passagiere zu sortieren: Frauen und Kinder hierhin, Männer dahin und wir irgendwo dazwischen. Wir und noch ein französischer Rollstuhlfahrer sind die einzigen Touristen unter den Reisenden und genießen eine bevorzugte Behandlung. Zu Recht, meinen wir, denn wir haben mal wieder ein mehrfaches des Ticketpreises, als die anderen, bezahlen müssen. Wir vertreiben uns die Wartezeit mit Smalltalk mit dem Franzosen. Hut ab, mit solch einem Handicap, allein durch diese Länder zu reisen verdient unsere Hochachtung. Dagegen ist Fahrradfahren ja Kinderkram.
Unsere Räder werden auf dem Fahrzeugdeck gewissenhaft vertäut und wir hoffen, dass es sich hierbei nur um eine reine Vorschriftsmaßnahme handelt. Außer ein paar LKW-Anhängern sind die zwei Fahrzeugdecks verwaist. Die Sitzplätze im Passagierraum sind zwar nummeriert, aber darum schert sich niemand. Frauen und Kinder in den vorderen Bereich, die Männer in den hinteren und wir irgendwo dazwischen. Das Schiff ist nicht ausgebucht und so belegen wir jeder eine Dreierreihe. Noch vor Auslaufen der Fähre bekommen wir, in Flugzeugmanier, ein Abendbrot serviert. Beinahe unbemerkt verlässt die Fähre den Hafen und der Iran verschwindet schnell in der Dunkelheit. Wir machen es uns auf unseren Sitzreihen so bequem, wie möglich. Schnell zieht Ruhe ein an Bord und irgendwann verstummen auch die Fernseher. Besonders Mathias fällt in solch tiefen Schlaf, dass er nicht bemerkt, dass er während der Nachtstunden überfallen wird. Die Spuren des Angriffs werden noch viele Tage später auf seinem Rücken zu sehen sein. Wir vermuten, dass es sich bei den Tätern um Mitglieder einer Bande der besonders Gemeinen Schiffswanzen gehandelt hat.
Im Morgengrauen beginnt wieder Leben an Bord - es ist Zeit zum Füße waschen. Die Passagiere torkeln durch die Gänge und manche sehen irgendwie nicht gut aus. Das liegt aber ganz bestimmt nicht an einer durchzechten Nacht (wie auch, ohne Alkohol) und auch nicht an der frühen Morgenstunde, nein, eher daran, dass in der Nacht der Seegang sehr zu genommen hat und das Schiff nun recht heftig schaukelt. Da verwundert es nicht, dass viele auf das angebotene Frühstück verzichten. Doch bei Sonnenaufgang ist die arabische Halbinsel in Sicht und damit das rettende Land nah.
Das Anlegemanöver scheint schwierig, es dauert ewig, ehe das Schiff vertäut ist. Und dann passiert eine Ewigkeit gar nichts, ehe zwei Busse vorfahren und wir von Bord gehen dürfen. Natürlich, wie es sich gehört: Frauen, Kinder und gut zahlende Touristen zuerst. Zunächst weiß man nicht, wie man mit uns und den Rädern weiter verfahren soll, doch zum Glück entscheidet man sich für die unkompliziertere Variante, nämlich einfach den Bussen zum Ankunftsterminal hinterher zu fahren. Dort beginnt, wie schon am Abfahrtshafen, das gleiche Spiel. Ein einziger Beamter kämpft mit den Einreiseformalitäten und alle anderen sortieren die Reisenden. Die inzwischen gestressten Frauen mit den nun quengelnden Kindern hierhin, die entspannten Männer dahin und wir irgendwo dazwischen. Das Ganze erinnert ein bissel an Stuhlpolonaise und mit Zeitdruck sollt man hier lieber nicht erscheinen. Doch bei der anschließenden recht chaotischen Zollkontrolle, müssen wir uns schon sehr beherrschen, nicht doch noch die Nerven zu verlieren. Alles Gepäck soll geröntgt werden und da kommen wir mit unseren vielen Taschen ganz schön ins Schwitzen. Hier wird es etwas genauer genommen und wir müssen auch noch ein paar Taschen auspacken.
Doch pünktlich zum Mittagsruf des Muezzin rollen wir am Meer entlang durch die Hafenstadt Scharjah, nur 15 km entfernt von Dubai. Und ja, das ist schon etwas anderes, als im Iran. Beim Anblick der vielen schicken Hochhäuser, bekommen wir beinahe Genickstarre Die Grünflächen wirken sehr gepflegt und die Straßen sind tadellos ausgebaut. Vor lauter Aufregung, verpasst es Petra doch glatt sich umgehend von ihrem ungeliebten Kopftuch zu trennen. Erst nach einigen Kilometern wird es ihr wieder bewusst, dass hier ja nun keine strengen Kleidervorschriften mehr gelten. Oh ja, das wirkt befreiend, doch seltsamerweise auch erstmal etwas ungewohnt.
Je näher wir Dubai kommen, um so dichter wird auch der Verkehr auf den riesigen mehrspurigen Straßen. Nun sind wir zwar durch den Verkehr in Irans Städten schon sehr an dieses Chaos gewöhnt, aber hier ist es dann schon etwas anderes. Im Iran sind die Verkehrsteilnehmer an Störenfriede im Verkehrsablauf, in Form von veralteten Schrottkarren und vielen vollbesetzten Mopeds gewöhnt, doch hier nicht. Der Fahrzeugpark besteht aus neuen, flotten und natürlich großen Gefährten und mit unserem Anblick, wissen die meisten Fahrer nicht umzugehen. Deren fröhliches Winken und Hupen ist uns wenig hilfreich, denn ein außerplanmäßiger Spurwechsel oder das Abbremsen scheint leider nicht zum Repertoire des arabischen Fahrzeuglenkers zu gehören. Unter diesen Umständen über mehrere Spuren in die für Linksabbieger zu gelangen, macht dann nur wenig Spaß. Hier hilft dann nur unsere schon mehrfach eingeübte Verhaltensweise, die besagt: Wer Angst zeigt, hat verloren. Also, per Handzeichen, nachdrücklich darauf hinweisen: Lieber Autofahrer ich wechsel jetzt in deine Spur, ob du willst oder nicht - und es funktioniert - keine kreischenden Bremsgeräusche hinter uns. Doch zugegeben, ein bissel haben wir schon den Kopf zwischen die Schultern gezogen - doch keiner hat es gesehen.
So können wir also wohlbehalten und noch dazu, ohne stressige Sucherei, unser vorgebuchtes Hotel im Zentrum von Dubai ansteuern. Hier ist das ja wieder über diverse Internetseiten möglich, das haben wir im Iran sehr vermisst. Ohne Reservierung, hätten wir uns vermutlich mit den verdreckten Rädern und so verschwitzt, wie wir sind gar nicht in solch ein Hotel gewagt. Doch alles ganz easy. Die Fahrräder kommen in die Tiefgarage und ein Angestellter stapelt unser nicht hoteltypisches Gepäck sorgsam auf den Koffertransporter und bringt es uns bis ins Zimmer. Dieses ist dann wieder eher unserem Budget entsprechend, nicht mehr so nobel, aber Dusche und Klimaanlage funktionieren. Was will man mehr? Vielleicht gutes Internet, das wäre mal was, aber Fehlanzeige, es schwächelt. Das sind wir ja nun schon seit Wochen gewohnt, doch in Dubai haben wir eigentlich etwas anderes erwartet und sind ein bissel sauer.
Schon am nächsten Morgen holen wir unsere Räder wieder aus der Tiefgarage, denn wir müssen was Dringendes erledigen. Wir fahren mehr als 40 km quer durch die Stadt, in ein Gebiet mit gleich mehreren Fahrradläden. Mit Wolfi´s Bike Shop haben wir schon vom Iran aus Verbindung aufgenommen, denn das Tretlager von Petras Fahrrad muss ausgewechselt werden. Man erwartet uns schon und ruck zuck ist das Rad im Werkstattbereich und wir plaudern mit einem Cappuccino in der Hand mit den Angestellten. Kurze Zeit später ist das Fahrrad wieder flott und das alles zum normalen Materialpreis. Da sind wir aber froh, denn so bleibt uns der Aufwand mit dem Verschicken des Ersatzteils aus Deutschland erspart. Solltet Ihr mal in Dubai ein Problem mit dem Fahrrad haben, können wir den Laden nur empfehlen. Übrigens handelt es sich dabei um ein deutsches Unternehmen - na so was!
Dubai hat noch ein anderes wichtiges Highlight für uns parat Es gibt Supermärkte mit einer Angebotsfülle, wie wir sie seit Monaten nicht mehr hatten. Ehrfürchtig stehen wir vor den vollen Regalen und wissen gar nicht, wofür wir uns entscheiden sollen. In den gut gekühlten Hallen vergessen wir in unserer Euphorie ganz, dass wir auch weiterhin keinen Kühlschrank am Fahrrad dabei haben werden und machen so ein paar Fehlkäufe, denn am nächsten Tag schon sitzen wir wieder auf den Rädern und manch gekauftes zerrinnt schneller, als wir es essen können.
Etwa zwei Wochen haben wir nun Zeit, bis zu unserem gebuchten Weiterflug nach Kasachstan. Die wollen wir nutzen um den Nachbarstaat Oman etwas zu erkunden. Eigentlich ist es nicht die richtige Reisezeit für diese Region und erst recht nicht zum Fahrradfahren - viel zu heiß. Aber da wir nun aber schon mal da sind, wollen wir es trotzdem versuchen.
Zwei Tage fahren wir, auf einer gut ausgebauten Autobahn durch eine langweilige Wüstengegend. Auf dem Seitenstreifen können wir zum Glück dem nicht nachlassenden Verkehrsstrom etwas entkommen und die vielen gefährlichen Zu- und Abfahrten unterbrechen immer mal wieder die stumpfsinnige Strampelei. Zudem kommt noch eine gewisse Unruhe, denn hier ist das Radfahren auf der Autobahn verboten und noch dazu unübersehbar mit eindeutigen Schildern markiert. Was sollen wir aber machen, wenn es absolut keine andere Möglichkeit in diesen Autostaaten für uns gibt. Doch offensichtlich hat man in dieser Hitze nicht viel Lust auf Kontrollfahrten und so kommen wir ungeschoren durch.
Am Morgen des dritten Tages, seit wir die Stadt Dubai verlassen haben, erreichen wir die Grenze zum Oman. Zunächst knöpfen uns die emiratischen Beamten noch eine Ausreisegebühr ab, mit der wir nicht gerechnet haben. Na gibt es denn so was: Erst locken sie die Touristen mit Visumfreiheit ins Land und danach wird zur Kasse gebeten. Vielleicht stammt ja daher der Reichtum im Land. Von wegen Erdöl - pah, nicht einen Ölturm haben wir gesehen. Auf einem Schild am Straßenrand verabschiedet uns das Land mit den Worten: Peace be with you! Na, wir sind erstmal eher unzufrieden.
Zumindest stimmen unsere Informationen für die Einreise in den Oman. In dem sehr imposanten Einreisegebäude können wir ein günstiges Kurzzeitvisum für 10 Tage erwerben, na das ist doch mal was nettes. Hinter der Grenze nimmt der Verkehr erfreulicherweise spürbar ab. Die Straße ist auch hier tadellos in Schuss, doch auch die Gegend noch immer öde. Nichts als Sand- oder Kieswüste ringsherum. Die bewohnten Fleckchen präsentieren sich mit makellosen schicken Häusern in einem typischen Baustil. Die Gebäude schauen mit ihren flachen zinnenähnlichen verzierten Dächern, wie kleine Burgen aus. Fast immer gibt es ein etwas erhöhten Turm darauf und das Ganze wird von einer schicken Mauer umgeben. Das Drumherum ähnelt aber meist einer Mondlandschaft. Etwas hübsch ist es nur, wenn ringsherum mal Palmen und ähnliches, durch Bewässerung gedeihen können. Kaum ein Haus sieht älter, als etwa 20 Jahre aus und als Dorf kann man selbst kleine Orte nur selten betiteln, denn dazu sind die einzelnen Anwesen viel zu groß. Vermutlich werden in den nächsten paar Jahren aus diesen Häuseransammlungen kleine Städte entstehen. Die eher kleinen Moscheen mit ihren schlichten Minaretten, wirken neben alldem sehr bescheiden. Sie werden für uns jedoch zur wichtigsten Anlaufstelle, denn hier können wir unseren ständig nötigen Wasservorrat auffüllen und das oft an den, uns aus dem Iran schon bekannten, Kühlgeräten. Eine wirklich tolle Einrichtung in diesen heißen Breiten.
Kilometer um Kilometer hinterlassen wir nun unsere Schweißspur hier im Land. Denn die Hitze ist wirklich enorm. Und so halten wir auch hier ganz automatisch unseren, schon im Iran eingeübten Tagesablauf ein:
5:00 Uhr | 31 °C | aufstehen in der Morgendämmerung |
bis 6:00 Uhr | 35 °C | schwitzend die Räder beladen und Abfahrt |
bis 11:00 Uhr | 40 °C | radeln, schwitzen, radeln |
bis 16:00 Uhr | 45 °C | reglos im Schatten liegen und schwitzen |
bis 18:30 Uhr | 43 °C | noch ein bissel den Fahrtwind "genießen" und schwitzen |
bis 19:00 Uhr | 40 °C | nach Sonnenuntergang schwitzend Lagerplatzsuche |
ab 20:00 Uhr | 38 °C | sich Luft zufächelnd, im stickigen Zelt liegen und schwitzen |
ab 3:00 Uhr | 35 °C | erleichtertes Aufatmen, die Temperatur wird etwas erträglicher. |
Besonders in den Nächten leiden wir unter der Hitze, denn an erholsamen Schlaf ist nicht zu denken. Stattdessen wälzen wir uns auf unseren klitschnassen Matten hin und her und sehnen uns erwartungsvoll nach jedem kleinen Lufthauch.
Auch die Essenaufnahme ist schwierig. Unsere Körper sind so damit beschäftigt die Unmengen an Flüssigkeiten, die wir in sie hineinschütten, zu koordinieren, dass keine Zeit für Hunger bleibt. Jedoch spüren wir schon bald, dass ohne ein bissel feste Nahrung die "Tour de Oman" nicht zu meistern ist. Wir bekommen auch hier auf der arabischen Halbinsel eine große Gastfreundschaft zu spüren. Man ist sehr besorgt um unser Wohlergehen und fragt uns oft, ob wir irgendwas benötigen. Regelmäßig werden uns aus den Autos kalte Wasserflaschen gereicht und immer wieder erhalten wir Einladungen zum Essen. Einmal lassen wir uns zur Mittagszeit im Schatten neben einem der Kaltwassergeräte nieder, als aus einem unscheinbaren Haus in der Nähe, ein kleiner Junge ein Tablett mit Obst heranschleppt. Kurz darauf folgt ein weiterer mit zwei Tellern mit Reis und Fisch. Und siehe da, plötzlich ist auch ein bissel Appetit wieder da.
Mehrmals werden wir ins Haus gebeten und mit Obst und Süßkram versorgt. So auch von Khalifa in der etwas größeren Stadt Ibri. Sein Haus ist riesig, nagelneu und noch nicht ganz fertig. Er führt uns durch seine kleine Dattelplantage und zeigt uns seine Haustiere. Neben Ziegen und Hühnern wird da auch ein Kamel fürs nächste Familien-"Grillfest" gezüchtet. Er und sein Cousin sind Hobbyradler und unternehmen hin und wieder kurze Touren auf ihren schicken Mountainbikes. Für das Erinnerungsfoto wird extra der Helm und passende Kleidung herzu geholt, doch bei der Hitze begleiten, wollen sie uns dann doch nicht.
Uns lockt es in die Berge des Hadschar-Gebirges des Landes. Die bis zu 3000 m hohe Gebirgskette ist die höchste Erhebung in der Golfregion und trennt die omanische Küstenregion von der Wüstenlandschaft im Inneren des Landes. Wir hoffen auf eine interessantere Landschaft und vor allem auf etwas erträglicheres Klima. Doch das müssen wir uns erst verdienen. Es geht vorbei an den etwa 5000 Jahre alten Bienenkorbgräbern von Al Ayn. Einen ersten über 1000 m hohen Pass können wir bei noch angenehmer Steigung recht gut bezwingen. Doch die Nacht ist auch in dieser Höhe noch mollig warm. Die Weiterfahrt durch die Berge verläuft dann aber auch über unasphaltierte Pisten. Das Gebirge weist kaum Vegetation auf und man bekommt erstaunliche Auffaltungen in den Felsformationen zu sehen. Die Farben des Gesteins reichen von grau, braun oder ocker bis hin zu rot und schwarz. Über weite Strecken findet man nur Fels, Steine, Geröll und Staub, zwischen denen sich nur hier und da ein Büschel Gras oder ein Busch behaupten kann. Das Gebirge ist außer an seinen Ausläufern nur spärlich besiedelt. In den oasenartigen größeren Ansiedlungen gedeihen aber, auch auf Grund von ausreichender Bewässerung, Datteln, Zitrusfrüchte und Gemüse. Nur selten findet sich in einem der vielen ausgetrockneten Flussbetten ein Wasserrinnsal. Und wenn, dann handelt es sich um eine über 30 °C warme Brühe, die kaum zur Erfrischung dient.
Dann erwartet uns ein 20 km langer Anstieg und der hat es in sich. Die Straße ist zwar asphaltiert, aber teilweise so steil, dass wir die Räder dann nur schiebend und oft nur zu zweit vorwärts bekommen. Am über 2000 m hohen Pass befinden sich 2 Hotelanlagen. Hierher flüchten sich bestimmt die hitzegeplagten Omaner zum Luftholen. Die Abfahrt ist dann der Hammer. Auf einer steilen unbefestigten Piste geht es in vielen Kehren wieder hinunter. Die Bremsen qualmen und stellenweise müssen wir auch hier schieben, weil uns steile Abschnitte zu heikel mit den schweren Rädern sind. Doch die Umgebung entschädigt uns für unsere Mühen. Die steilen Berghänge sind durchfurcht von tiefen Schluchten. Die schroffen Felsüberhänge sind nach den vielen eintönigen Wüstenkilometern eine Wohltat für Augen und Seele.
Ein von Palmen gesäumtes Wadi mit einem kleinen wasserführenden Flüsschen bietet eine schöne Möglichkeit für ein Nachtlager in einer tropisch anmutenden Umgebung. Doch auf der zweiten Hälfte der holprigen Abfahrt kommen noch ein paar schweißtreibende Anstiege hinzu, da die Piste etwas auf und ab führt. Doch wer glaubt, dass man hier allein unterwegs ist, der irrt sich gewaltig. Zwischen den abgelegenen Orten pendeln nicht wenige Autos hin und her. Aus kleinen Schulbussen winken uns immer mal wieder Kinder zu. Ohne Vierradantrieb ist man allerdings schlecht dran und ein ängstlicher Fahrer sollte man auch nicht sein.
Nach 4 Tagen in den Bergen erreichen wir die schwülwarme Küstenregion und fahren nun wieder auf Asphalt auf Omans Hauptstadt Maskat zu. Die Stadt besteht eigentlich aus mehreren kleinen Siedlungen, zwischen kahlen Hügeln, die mit breiten autobahnähnlichen Straßen miteinander verbunden sind. Sie präsentiert sich, wie überhaupt das gesamte Land, überaus modern. Überdimensionale Wolkenkratzer findet man hier zwar weniger, aber sehr geschmackvolle Architektur umgeben von gepflegten Grünanlagen, Einkaufszentren und Hotels. Sicher eine genauere Besichtigung wert, aber das schwülwarme Küstenklima gibt uns den Rest und wir flüchten uns nur noch in ein schönes gekühltes Hotelzimmer. Nein, diese Jahreszeit ist wahrlich nicht für einen Radausflug durch den Oman geeignet. Doch eine Reise ist das Land gewiss wert.
Wir haben in den 10 Tagen sicher nur einen Bruchteil kennenlernen können, haben es aber nicht bereut, die Strapazen auf uns genommen zu haben. Mal wieder haben wir eine überaus große Gastfreundschaft genießen können und uns sehr willkommen gefühlt. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt dennoch. Obwohl es, anders als im Iran, keine strengen islamischen Verhaltensregeln zu beachten gibt, sieht man außerhalb der großen Städte die Frauen nur in dunkelfarbige Tücher verhüllt und das auch noch sehr selten, denn sie scheinen die Häuser nur selten zu verlassen. Wenn wir in ein Haus gebeten wurden, waren wir meist nur in Gesellschaft von Männern und evtl. Kindern, obwohl die Frauen ebenfalls im Haus waren. Petra wurde auf der Straße auch von den Männern oft mit Handschlag begrüßt und angesprochen, hat sich aber dennoch wieder dazu durchgerungen, zumindest in den abgelegenen Orten wieder ein Kopftuch umzulegen, wenn auch nur sehr leger. Irgendwie war das passender. In Maskat aber ein ganz anderer Eindruck. Auch wenn hier noch Kopftücher allgegenwärtig sind, trifft man aber auch Frauen mit kurzen Shorts, sie sitzen am Steuer eines Autos und gehen allein ins Café. Sicher ist auch der sehr große Ausländeranteil in der Stadt ein Grund dafür.
Unser Visa läuft aus und so steigen wir nach einer Nacht in Maskat, mit samt den Rädern, in einen schönen klimatisierten Bus und verlassen das heiße omanische Sultanat. Nach nur 6 Stunden Fahrzeit sind wieder zurück im kaum weniger heißen Dubai. Einen Tag später kommt auch unsere Tochter Michaela, zu einem Kurzbesuch in die Stadt. Vier Tage verbringen wir gemeinsam mit Sightseeing und relaxen in unserem schicken, aber teuren, Hotelappartement. Mit erfrischenden Aufenthalten im Hotelpool ist auch die Wärme gut auszuhalten.
Dubai ist eine lebhafte Stadt, die nie innezuhalten scheint. Superlative überall: das höchste, das größte, das teuerste, das ausgefallenste ... Riesige Wolkenkratzer, wohin man schaut und keiner wie der andere. Auf dieser Wüstenbaustelle können sich die Architekten so richtig austoben und es scheint noch viel zu tun zu geben. Wem es unter der heißen Sonne zu warm wird, kann sich in den unzähligen hypermodernen Shoppingmalls gut akklimatisieren, vorausgesetzt man hat eine dicke Geldtasche dabei. Überall versucht man Touristen anzulocken und das teilweise in Las Vegas-Manier. Natürlich ohne Glücksspiel und Alkohol, denn wir befinden uns in einem islamischen Staat, auch wenn man das in den Straßen kaum bemerkt. Über 80 % der in Dubai lebenden Menschen sind Ausländer und sie kommen aus allen möglichen Erdteilen. Soviel verschiedene Nationen auf engstem Raum haben wir noch nie angetroffen. Das macht die Stadt sehr bunt, denn alle haben ihren Lebensstil, ihre Kleidung, ihre Religion und ihre Sprache mitgebracht. In den Supermärkten und Restaurants gibt es ein internationales Speisenangebot, das umfangreicher nicht sein könnte. Die Emiratis, in ihren strahlend weißen Gewändern, sind eindeutig in der Minderheit. Vom alten Dubai sind kaum noch Spuren zu finden.
Doch nun heißt es "Koffer" packen. Fahrräder und Ausrüstung müssen flugtauglich gemacht werden. Das erste Mal seit unserem Start, dass wir mit ihnen in ein Flugzeug steigen. Ein neuer Reiseabschnitt erwartet uns - Kasachstan, Kirgistan und der Pamir. Hoffentlich wird es uns dort, nach den zurückliegenden, sehr hitzigen Wochen, nicht zu kalt.