18. April - 29. April 2015
Budapest - Osijek - Novi Sad - Belgrad
Geradelte Strecke: 625 km (Insgesamt 1645 km)
Wir verbringen drei Tage in Budapest. Das Zimmer, welches wir im Internet reserviert haben, ist in einer kleinen Pension in der Nähe des Zentrums, mit einem Innenhof zum Abstellen der Räder und einem netten Service. Richtig gemütlich, im Unterschied zu den meisten Häusern hier in der Stadt. Riesige Ungetüme und, wenn sie nicht gerade an repräsentativen Hauptstraßen stehen, auch meist in schlechtem Zustand. Erhascht man einen Blick in die Durchgänge, sieht man in kleine, enge Hinterhöfe. So was muss man gewöhnt sein, um sich hier wohl zu fühlen. Wir können es uns nicht vorstellen.
In der Stadt wimmelt es natürlich von Touristen und so mischen wir uns unter sie und gehen auf Besichtigungstour. Mindestens der Burgberg im Stadtteil Buda und die aus alten DDR-Zeiten gut bekannte Fischerbastei gehören da zum Pflichtprogramm.
Sonst sitzen wir auch lange in unserem Zimmer über Tagebuch- und Webseiteneinträgen. Da gibt es noch viel zu tun, ehe unsere IT-Ausstattung auf dem Stand ist, den wir uns wünschen.
Die Ausfahrt aus der Großtadt verläuft, Dank des Radweges am Donauufer, reibungslos. Und wieder ist es ein kräftiger Rückenwind, der uns schnell voranbringt. Im flotten Wechsel zwischen holprigen Radwegen und kleinen Strassen geht es oft im Zickzack durch die Vororte. Trotz der sparsamen Ausschilderung, verlieren wir nur einmal den Weg und müssen die Räder ein paar hundert Meter über ein Feld schieben. Erst 150 Kilometer nach Budapest bekommen wir die Donau wieder kurz zu sehen. Hier verläuft die Route oft auf den Deichkronen und bietet alles zwischen Grasnarbe und bestem neuen Asphalt als Oberfläche.
Nach drei Tagen setzen wir in Mohacs auf das andere Donauufer über und am nächsten Morgen überqueren wir die Grenze nach Kroatien. Bei den Städten Osijek und Vukovar radeln wir durch ein Gebiet, das vom Balkankrieg stark betroffen war. Heute muss man schon genauer hinschauen um noch Spuren davon zu entdecken. Nur in Vukovar ragt unübersehbar der zerschossene Wasserturm über der Stadt empor.
Überhaupt scheint es hier wirtschaftlich bergauf zu gehen, denn die sehr intensive Landwirtschaft macht es schwierig für uns schöne Übernachtungsplätze zu finden.
Bei der Einreise nach Serbien bekommen wir im siebten Land auf dieser Reise den ersten Stempel in den Pass. Bei diesem Länderhopping bereiten uns die ständig wechselnden Währungen und Umtauschkurse etwas Stress. Immer wieder haben wir Restbestände alten Geldes und finden nicht sofort eine Möglichkeit in aktuelles umzutauschen.
Als wir nach wenigen Kilometern im Land am Strassenrand die Karte studieren und die Wasservorräte auffüllen, werden wir von Olivia in den Hof gebeten und zum Kaffee eingeladen. Es gelingt uns den Schnaps dankend abzulehnen. Wir plaudern eine Weile mit ihr, ihrem Mann und ihrer Mutter teils auf Englisch, teils auf Spanisch. Dabei stellt sich heraus, dass sie erst vor einem Monat in Dresden war. Zufälle gibt es.
In Novi Sad bleiben wir zwei Nächte. Nach der Besichtigung der Festung Petrovaradin, eine der grössten in Europa, kann man bei den hochsommerlichen Temperaturen in der Fussgängerzone der Stadt bei ein (zwei) Bier prima relaxen.
Nur knapp 100 Kilometer weiter ist unser nächstes Ziel - die Hauptstadt Belgrad. Wie zu erwarten, ist die Gegend zwischen den beiden grössten Städten Serbiens total mit Verkehr verpestet. Und selbst den Donau-Radweg-Planern sind keine alternativen Routen eingefallen. So muss man bei der Ausfahrt aus Novi Sad und Anfahrt nach Belgrad für viele Kilometer auf engen Strassen mit den LKW's um Platz kämpfen. Auch die Innenstadt von Belgrad ist nicht besser. Hier kommen zu dem chaotischen Verkehr noch viele Steigungen, die es uns mit dem schweren Gepäck nicht leichter machen.
Kurz vor dem Zentrum treffen wir Barbara aus Österreich. Nach dreieinhalb Jahren Radweltreise ist sie nun auf dem Heimweg. Da fragt man sich, ob wir in so vielen Jahren hier auf dieser Webseite auch noch etwas zu erzählen haben. Nach einer Begegnung in Esztergom war sie erst der zweite Reiseradler, den wir an der Donau getroffen haben. Es ist wohl noch nicht Saison.
P.S: Nach einigen Stunden Arbeit konnte Mathias sein Tagebuchprogramm überreden die gespeicherte Route, in einer für die Anzeige auf der Webseite kompatiblen Form, auszuspucken. Dort seht ihr nun im kleinsten Detail wo wir lang geradelt sind.