25. September - 8. Oktober 2015
Batumi - Mestia - Kutaisi
Geradelte Strecke: 286 km (Insgesamt 8001 km)
Wir fühlen uns in unserer Unterkunft in Kutaissi pudelwohl und zögern unsere Weiterfahrt ein bisschen heraus. Wir futtern uns durch die georgische Küche und machen einen kleineren Ausflug mit dem Rad, das ist mal ein ganz anderes Gefühl, so ohne Gepäck unterwegs zu sein. Ansonsten faulenzen wir einfach herum.
Doch nach vier Tagen beladen wir die Räder wieder, denn in Georgien gibt es noch ein paar lohnende Ecken für uns. Herbst naht und uns lockt es noch die Georgische Heerstrasse abzuradeln. Doch Petrus legt sich noch immer mächtig ins Zeug. Seit mehr als drei Monaten können wir nun schon dieses konstante schöne Wetter genießen. Es gab in der Zeit nicht einen Regentag, von ein paar kleinen Gewitterchen abgesehen. Wir können es uns gar nicht mehr anders vorstellen.
Unsere Fahrt geht nun mitten durch das Land entlang der wichtigsten Straßenverbindung Georgiens. Sie führt von der Schwarzmeerküste zwischen dem Großen und dem Kleinen Kaukasus in den Osten des Landes, nach Tbilissi. Doch die Straße ist nicht für Radfahrer mit schwachen Nerven geeignet. Meist gibt es nur eine Fahrspur in jede Richtung, befahrbarer Randstreifen Fehlanzeige. Und hier rollt nun auch der meiste Güterverkehr des Landes. Darauf haben wir keinen Bock und suchen nach Alternativen, die es zum Glück gibt. Eine Umgehungsstrecke führt uns mal wieder über eine Schotterpiste. Obwohl es einige Ortschaften am Wegesrand gibt, ist sie teilweise in sehr schlechtem Zustand. Zu allem Übel weht auch noch ein sehr heftiger Wind und natürlich von vorn.
Am Abend lässt der Wind etwas nach und wir schlagen leichtsinnigerweise unser Zelt an einem recht ungeschützten Platz auf. Mitten in der Nacht werden wir von einem lauten Knall aus dem Schlaf gerissen - nein, niemand hat geschossen, aber die Mittelstange unseres Zeltes hat dem erstarktem Wind nicht mehr standhalten können. Im Licht des Vollmondes reparieren wir diese und kurze Zeit darauf ziehen wir mit Sack und Pack in den Windschatten einer alten Holzhütte um. Die ganze Nacht nur schlafen, ist ja auch zu langweilig!
Auch am nächsten Tag wird der Wind nicht müde, uns zu ärgern. Bei manchen Böen hat man Mühe das Fahrrad aufrecht zu halten und fahren geht dann gar nicht. Der Schotter fliegt einem nur so um die Ohren und man kommt sich wie in einem Sandstrahlgebläse vor. Bei diesen Widrigkeiten müssen wir auch noch einen kleinen Gebirgszug überwinden, der Georgien in der Mitte teilt. Hat man den überwunden ändert sich schlagartig die Landschaft. Hierher gelangt das feuchte subtropische Meeresklima nicht und es ist viel trockener. Zuvor hat es uns irgendwie besser gefallen.
Die Erleichterung, über das Wiedererreichen der asphaltierten Hauptstraße hält nur kurz, denn, wie schon beschrieben, ist das Radeln hier echt kein Vergnügen. Obwohl die georgischen Autofahrer meist rücksichtsvoll uns gegenüber sind, aber wenn es eng wird zählt überall das Vorwärtskommen mehr als das Hindernis Radfahrer. Also schnell bei der nächsten Möglichkeit wieder auf eine Nebenstrecke abgebogen und die ist dieses Mal wirklich super, kaum befahren, schönster Asphalt, fast eben. Herrlich! Vor lauter Übermut nehmen wir dann in einer Ortschaft die falsche Ausfahrt und irren eine Weile kreuz und quer auf Feldwegen herum. Zu lange auf einer schönen Straße rollen, ist ja auch zu langweilig!
So erreichen wir Gori, den Geburtsort Stalins. Aber für einen Besuch des prachtvollen Stalinmuseums, mitten im Zentrum, ist es schon zu spät und wir begnügen uns mit der Besichtigung seines sicher überdachten armseligen Geburtshauses von außen.
Nur einen Tag später nehmen wir uns in Mzechta, nur wenige Kilometer vor Tbilissi ein Zimmer. Wir sind in der antiken Hauptstadt, dem heiligsten Ort Georgiens, hier ist man auf Tourismus eingestellt. Das historische Stadtzentrum, mit den alten kleinen Häusern, hat aber einen eher dörflichen Charakter und wir fühlen uns recht wohl. Im und in der Nähe des Ortes gibt es einige größere und kleinere Kirchen und Klöster und wir mischen uns unter die vielen Pilgerer und gehen an mehreren Tagen auf Besichtigungstour.
Noch ahnen wir nicht, dass wir hier unsere Reise unterbrechen werden.
Anfang Oktober steigen wir, im nun verregneten Tbilissi, traurig in ein Flugzeug nach Deutschland. Wir fliegen nach Hause, um gemeinsam mit der Familie Abschied von unserer verstorbenen Mutti zu nehmen.
Unsere Fahrräder und die Ausrüstung lassen wir zurück - bald kommen wir wieder - ganz bestimmt.