Entlang der Küste

13. - 25. September 2008

Valparaíso - Conception

Geradelte Strecke: 678 km (Insgesamt 864 km)

Nochmal an alle herzlichen Dank von Petel für die Geburtstagsgrüße.
Nachdem wir einige schöne sonnige Tage in dem interessanten Valparaíso verbracht haben und auch einige nette Leute in dem gemütlichen Hostel kennenlernten, haben wir uns nun auf den Weg in den Süden gemacht.
Meistens durften wir bei strahlend blauem Himmel radeln, da die Straße oft weit vom Meer entfernt verlief. Aber wehe, wenn man dem kalten Ozean zu nahe kommt, dann zieht meistens ein eklig kalter Dunst auf.
Über die vier Tage auf Achse gibt es nichts Besonderes zu berichten. Erholsam war das Ganze nicht. Ständig ging es bergauf und -ab, durch forstwirtschaftlich oder als Weideflächen genutztes Land. Aber da ist schon der erste Haken an dem schönen Chile. Jeder Quadratmeter Land ist eingezäunt und wir mussten schon etwas suchen um einen Platz zum Übernachten zu finden. Stellt Euch mal vor Ihr seid in Deutschland unterwegs und dürft nirgends den Wald betreten, einen Feld- oder Waldweg benutzen, weil alles privates Land ist. Nur in ein paar kleinen Naturparks ist es gegen Eintritt gestattet. Aber wir haben Hoffnung, dass sich das auf unserer weiteren Tour noch ändert.
Das Klima genau wie die Vegetation ändert sich extrem schnell. Eben sieht man noch frühlingshaft blühende Bäume, daneben hängen welche voll reifer Apfelsinen. Kommt man ein paar Kilometer weiter an die Küste, ist es wie im Winter an der Ostsee.
Jetzt sind wir also in Pichilemu, dem wahrscheinlich bekanntesten Ort in Chile für Surfer. Doch im Moment ist es denen hier noch zu kalt. Außer einem Zimmer mit heißer Dusche gibt es nicht viel, was uns hier halten könnte.

Pichilemu, das Surferparadies in ChilePichilemu war zwar nicht der Ort unserer Träume, aber die dicken Betten waren so warm, in unserem preiswerten Zimmer, dass wir noch einen Tag länger geblieben sind.

Nach einer Tagesetappe gelangten wir zu dem kleinen Nationalpark Laguna Torca. Zu sehen gab es hier nicht viel, der Campingplatz bot aber zum ersten Mal die Möglichkeit für ein Lagerfeuer. Damit verbrachten wir hier zwei schöne Abende in einem Wäldchen mit riesengroßen Eukalyptusbäumen, wie man sie sonst kaum in Chile sieht, weil sie vorher gefällt werden.

Nationalpark Laguna TorcaDann waren wir bis heute unterwegs um endlich mal unserem Ziel dem südlichen Chile näherzukommen. Diese Strecke entlang der Küste war eigentlich zum geruhsamen Einradeln gedacht, denn irgendwas touristisch Interessantes gibt es hier kaum.

Strahlend blauer Himmel so lange die Straße vom Meer weit entfernt verläuftAber das ewige Hoch und Runter hat uns mit unseren schweren Rädern doch mehr gefordert. Besonders die unbefestigten Strecken mit teilweise extremen Anstiegen brachten uns zum Schwitzen. Kommen dann noch Baustellen mit loser Straßenoberfläche und schweren LKW-Verkehr wird es besonders eklig.

Auf Nebenstraßen warten oft unwegsame Überraschungen

Radunfreundlicher Untergrund erfordert SchubkraftBevor wir in die richtigen Berge kommen, müssen wir noch etwas von dem Zivilisationskram loswerden, den wir mitschleppen.

Was haben wir unterwegs gesehen: Riesige Wälder die auf die Säge warten, denn die Holzindustrie ist hier in diesem Teil Chiles das Wichtigste. Außer Sägewerken, Zellulosefabriken und den zugehörigen Holztransportern trifft man auf keine Industrie. Auf kleinen Feldern sieht man oft Bauern die noch mit Pferd oder Kuh pflügen. Und natürlich viele kleine Fischerdörfer.

Pferd und Wagen sind hier auch noch Alltagsgegenstände

Es gibt viele kleine Fischerdörfer entlang der KüsteBemerkenswert in unseren Augen, ist das Durcheinander der Vegetation. Noch vor wenigen Tagen sahen wir reife Apfelsinen und Zitronen an den Bäumen. Hier kommen bei vielen Bäumen gerade die ersten grünen Blätter heraus, trotzdem sahen wir schon Felder mit reifen Erdbeeren und im Wald findet man Speisepilze.
Meistens hatten wir strahlenden Sonnenschein mit kühlen Nächten.

Heute sind wir nun in Conception, der zweitgrößten Stadt Chiles, angekommen. Die letzten Kilometer gab es wieder nur die Alternative Autobahn. Nach etwas Diskutieren, wo unsere kaum vorhandenen Spanischkenntnisse nicht besonders hilfreich waren, konnten wir weiterfahren. Wurden aber wenig später von einem Krankenwagen gestoppt. All unsere Sachen wurden eingeladen und die total verdreckten Räder auf die Krankentrage gelegt und so gelangten wir sicher zum Ende der Autobahn. Hier war der dichte Stadtverkehr aber keineswegs sicherer für Radfahrer.

Mit dem Krankentransport sicher unterwegs auf der AutobahnConception ist für Touristen eigentlich uninteressant, außer sie brauchen nach einer Woche wieder mal eine warme Dusche und Internet. Wir wohnen in einem Hotel direkt am zentralen Platz der Stadt für ca. 30 Euro und die Räder stehen gleich neben dem Bett.

Morgen werden wir die Küste verlassen und landeinwärts radeln. Etwa 250 km sind es noch bis zu dem Seengebiet zwischen Temuco und Puerto Montt, unserem nächsten Ziel.