13. - 28. März 2009
La Quiaca / Villazon - Uyuni
Geradelte Strecke: 294 km (Insgesamt 9009 km)
Der Grenzübertritt nach Villazon in Bolivien beansprucht viel Zeit, denn es herrscht ein großer Ansturm von Bolivianern und Argentiniern, die den Preisunterschied zwischen den Ländern nutzen wollen. Ganze LKW-Ladungen werden zu Fuß herübergetragen, aber wenn man einen Stempel im Pass möchte, braucht die Bürokratie seine Zeit. In Villazon sind die Straßen gesäumt von Verkaufsständen und kleinen Restaurants. Da es wenig Sinn macht heute noch weiterzufahren, suchen wir uns fast in Sichtweite vom letzten Hotel hier eine Unterkunft.
Hinter der Grenze verlässt uns für lange Zeit der Asphalt. Doch auf den 90 Kilometern bis zu unserem ersten Ziel rollt es wieder Erwarten ganz gut. Nur die vielen Baustellen stören und bei jeder Begegnung mit einem Fahrzeug werden wir kräftig eingestaubt.
In Tupiza gefällt es uns auf Anhieb. Der Ort liegt in einer wilden Berglandschaft, die zu vielen Wanderungen einlädt. Am nächsten Tag nutzen wir den blauen Himmel und wandern bzw. klettern durch zwei fantastische Canyons.
Oft wird man gewarnt, bei der noch herrschenden Regenzeit, durch Bolivien zu radeln. Deshalb nutzen wir die Gelegenheit die nächsten 200 km sehr schlechte Piste nach Uyuni mit der Eisenbahn zu überbrücken. Da nur vier Züge pro Woche fahren, haben wir nichts dagegen hier noch zwei Tage ausharren zu müssen. Leider müssen weitere Wandertouren ausfallen, denn Mathias liegt mit einem Magen-Darm-Infekt im Bett.
Während der Zugfahrt regnet es kräftig, und wir sind heilfroh, uns nicht über schlammige Pisten quälen zu müssen.
Das wegen dem Salar weltbekannte Uyuni scheint nur aus Anbietern von Jeeptouren zu bestehen. Auch wir wollen diese Möglichkeit nutzen um Landschaften kennenzulernen, durch die nur die extremsten Biker radeln.
Am nächsten Tag ist Start zu einer 4-tägigen Tour. Zuerst geht es zum "Salar de Uyuni", dem größten Salzsee der Erde. Da wir den aber noch per Rad erkunden wollen, heben wir uns die Bilder für später auf.
Übernachtet wird in einem komplett aus Salz erbauten Hotel. Die folgenden Tage fahren wir durch Landschaften, wie man sie sich eigentlich kaum vorstellen kann: riesige Berge, verschiedenfarbige Lagunen mit Flamingos, dampfende Geysire und dazwischen eine Ödnis wie von einem anderen Stern in der sich wahrscheinlich nur Lamas und Vikunjas wohlfühlen.
Am dritten Tag erreichen wir die äußerste süd-westlichste Ecke von Bolivien. Hier erhebt sich direkt auf der Grenze mit Chile der etwa 5900 m hohe Vulkan Licancabur über der Laguna Verde, der grünen Lagune. Morgen wollen wir versuchen, diesen Berg zu besteigen. Da es schon 3 Uhr losgehen soll, relaxen wir am Nachmittag in einer Thermalquelle.
Beim nächsten Sonnenaufgang sieht man uns schon stundenlang hinter unserem Führer den endlosen Geröllhang hinauf keuchen. Wie viele Geschichten hat man schon von den Schwierigkeiten mit der dünnen Luft in diesen Höhen gehört. Nun können wir es endlich einmal selbst ausprobieren. War das aktive Radfahren in Höhen zwischen 3000 und 4000 m in den letzten Wochen genug zur Akklimatisation? Es war! Ohne größere Schwierigkeiten oder chemische Hilfsmittel erreichen wir nach 5 1/2 Stunden den Gipfel. Der Ausblick ist fantastisch: Im Norden und Osten die Bergwelt des bolivianischen Altiplano mit vielen weiteren Vulkanen. Im Süden und Westen die chilenische Atacamawüste.
Der endlose Abstieg erscheint uns viel schrecklicher als der Aufstieg. Aber mit zitternden Beinen kommen wir gut unten an. Nach 500 km Rückfahrt im Rallyestil kommen wir spät am Abend wieder in Uyuni an und am nächsten Tag erinnert noch ein schrecklicher Muskelkater an die Strapazen.
Nach unserem Gipfelsieg benötigen wir noch zwei Ruhetage zur Erholung in Uyuni. Dann gibt es kein Halten mehr und wir fahren mit den Rädern nochmal auf den Salar, der uns während der Jeeptour schon so beeindruckt hat. Die riesige Salzfläche wirkt wie ein zugefrorenes Meer. Im Uferbereich stehen aufgrund der Regenzeit ein paar Pfützen und wir müssen die Räder durch Matsch aus Salz manövrieren. Hier wird der See auch zur Gewinnung von Speisesalz genutzt. Je weiter wir vorwärtskommen umso fester wird die Oberfläche und wir rollen leicht knirschend über die scheinbar endlose Weite. Unser Ziel ist die 70 km entfernte, mitten im Salar liegende, Insel Incahuasi. Dabei ist ein Kompass hilfreich, denn erst nach 40 km Radelei taucht die Spitze der Insel am Horizont auf. Die vielen Jeeps mit Touristen sahen wir meist nur viele Kilometer entfernt und deren Spuren verliefen kreuz und quer auf dem Salz. Gegenwind machte die Strecke dennoch ziemlich anstrengend und wir erreichten die Insel erst spät am Nachmittag. Dann konnten auch wir uns ins Gästebuch für Radreisende eintragen und entdeckten auch viele bekannte Namen.
Am nächsten Tag fahren wir wieder zurück und diesmal hilft der Wind schieben. So können wir die einmalige Landschaft mehr genießen. Zurück in Uyuni müssen die Räder von einer dicken Salzkruste befreit werden.