6. - 27. März 2019
Mount Isa - Rockhampton - Toowoomba - Kempsey - Sydney
Nach dem Höhepunkt dieser Australientour, dem Besuch des Ayers Rock im Zentrum des Kontinents, machen wir uns nun wieder auf den Weg nach Sydney. Bis zu unserem Rückflug von dort nach Neuseeland verbleiben uns noch drei Wochen. Genug Zeit, um die Reise in Ruhe ausrollen zu lassen. Dazu wollen wir zunächst durch Queensland uns der Ostküste nähern, ehe es dann weiter wieder hinunter in den Süden geht.
Um so mehr wir uns nun der viel stärker besiedelten Ostküste nähern, nimmt auch die Straßendichte zu und viele der Hauptstraßen haben extra für die Touristen einen netten offiziellen Beinamen erhalten. Erstmal folgen wir dem Overlander´s Way. Der Name sagt alles: Es geht quer übers Land.
Nach den zurückliegenden anstrengenden und heißen Tagen im Landesinneren, hoffen wir nun, nach Verlassen der Wüstengegend, auf ein milder werdendes Klima und auf eine vielleicht wieder abwechslungsreichere grüne Landschaft. Wir machen Kilometer um Kilometer und fahren und fahren. Doch was wir zu sehen bekommen, unterscheidet sich erstmal kein bisschen von den Landesteilen zuvor. Im Gegenteil, es wir zunächst sogar noch krasser, denn plötzlich ist alles platt und eben, kaum noch Bäume, kein Strauch, kein Busch, alles total vertrocknet. Regen kann es hier bestimmt nicht viel geben. Was für eine Öde! Weidefläche bis zum Horizont, das Vieh steht spärlich und verstreut, wie auf dem Präsentierteller. Kaum Ansiedlungen und selten Rastplätze. Ne, also trister geht es wirklich nicht!
Nach zwei Tagen nähern wir uns dann dem ersten bedeutenden Ort in Queensland: Mount Isa und so ganz allmählich ändert sich jetzt auch die Landschaft zum Besseren. Die Ausläufer, der bis zu 300 m hohen Barkly Tablelands, kommen ins Blickfeld, es wird hügeliger. Die Gegend ist eindeutig vom Bergbau geprägt, wie man an den vielen Industrieanlagen vor der Stadt sehen kann. Daher sicher auch das "Mount" im Ortsnamen. Denn, außer den eisenerzhaltigen Hügeln, ist kein wirklicher Berg zu entdecken. Das Visitor Center von Mount Isa ist riesig und pompös und verwöhnt uns nicht nur wieder mit reichlich Informationen, sondern zudem mit einer schönen Dusche. Ja, also das haben sie hier im Land wirklich drauf, die wissen was ein Outbacknomade so braucht und erst recht, wenn die Temperaturen nach wie vor um die 40 °C sind.
Auf der Weiterfahrt wird es vorübergehend grüner und topischer. Plötzlich gibt es wieder richtige Bäume, Wasser führende Flüsse, kleine Seen und auf der Straße geht es nun nicht mehr nur stur geradeaus, sondern um Kurven und Hügel - ein ganz ungewohntes Fahrgefühl.
Doch zu früh gefreut, denn dann ist allerdings leider für fast 500 km auch erstmal wieder Schluss mit der abwechslungsreichen Landschaft. Wir erreichen eine Grasebene von unvorstellbaren Ausmaß. Links und rechts nur noch Gras, soweit das Auge reicht. Nur ganz wenige Büsche hat die Weidewirtschaft mittendrin übrig gelassen. Unvorstellbar für uns, wie man in solch einer Gegend leben kann. Wahrscheinlich ist hier in der letzten Zeit viel Regen gefallen. Jede Bachquerung zeigt Rückstände von einem vergangenen Hochwasser, wie beiseite geschobenen Schlamm und in den flussnahen Weidezäunen hängen die vorbeigeschwemmten Hinterlassenschaften des Wassers. Dass es vor kurzer Zeit an der Ostküste nach schweren Regenfällen gewaltige Überschwemmungen gab, hatten wir in den Medien mitbekommen und vielleicht sind ja ein paar von ihnen auch bis hierher vorgedrungen. Im Moment wächst hier jedenfalls saftig grünes Gras so dicht, wie wir es bisher noch nirgendwo in Australien gesehen haben. Jedoch sieht man seltsamerweise kaum mal ein paar Kühe auf den riesengroßen Flächen. Komisch, hier gäbe es doch nach unserer Ansicht für sie viel mehr zu fressen, als auf den sonst eher viel kärger erscheinenden Weiden - wo sind die alle!?
Eine Abwechslung erwartet uns in dem Miniort McKinlay. Direkt am Straßenrand wirbt das alte "Walkeabout Creek" Hotel damit, der Drehort von ein paar Filmszenen im sogar uns bekannten "Crocodile Dundee" Film gewesen zu sein. Auch Micks alte Schrottkiste parkt noch davor und ein gewaltiges Krokodil grüßt vom Vordach. Ein echtes wäre uns ja lieber. Die Attrappe wirkt genauso verschlafen, wie das ganze verwitterte Haus und der übrige Ort. Vielleicht liegt dies an der hitzigen Mittagszeit? Auch wir halten nur kurz.
Das spärliche und schlechte Angebot an Übernachtungsplätzen lässt uns größere Tagesetappen machen, als eigentlich vorgesehen. Die meisten, der wenigen lieblos angelegten Rastplätze liegen direkt an der Straße, ohne einen Baum oder Strauch, also nichts für uns. Wir sind inzwischen von unserem Ostkurs etwas nach Süden abgewichen und unsere Straße hat nun den Beinamen Matilda Way: Angelehnt an das bekannte Volkslied und die heimliche Nationalhymne des Landes: Walzing Matilda (wobei Walzing soviel heißt, wie Wanderschaft und Matilda der Name für den dazugehörigen Umhängebeutel ist). Dieser im ganzen Land verbreiteten, mehr als 100 Jahre alten Buschbalade ist sogar ein eigenes großes Museum in Winton gewidmet. Wir passieren jedoch den Ort, genauso wie die nächsten größeren Orte Longreach und Barcaldine ohne länger zu verweilen.
Endlich, endlich wird die Landschaft um uns herum wieder dauerhaft reizvoller und grüner. Es gibt wieder mehr Pflanzen und Bäume und sogar kleine Waldgebiete mit einer sehr geräuschvollen Vogelwelt: Wellensittiche und Papageien tollen in den Bäumen, Pelikane schwimmen hoheitsvoll auf den Wasserstellen. Auch kleine Warane streifen neugierig durchs Gelände und natürlich springen auch hier die allgegenwärtigen Kängurus munter herum. Was für ein Kontrast zur kargen Wüste zuvor. Doch eine Tierart hat sich rarer gemacht: es gibt viel, viel weniger Fliegen und ihr könnt uns glauben, dass wir darüber so kein bisschen traurig sind. Im Gegenteil, wir sind unendlich erleichtert, denn diese Plage war schon eine große nervliche Belastung. Mit den paar Mücken mehr, die es jetzt gibt, können wir uns gerade noch arrangieren, ohne dass sie uns wirklich zur Last werden.
Es finden sich nun zunehmend mehr schöne Übernachtungsplätze in abgeschiedenen Lagen, an Ufern von Flüssen und Seen, die uns sogar dazu verleiden, mal einen Tag länger zu bleiben. Auf diesen ist man nun jedoch nicht mehr unbedingt allein, sondern campiert mit ein paar Gleichgesinnten. Oft sind das sogenannte "Grey Nomads" (Graue Nomaden), australische Rentner die mit großen geländefähigen Wohnmobil durchs Land kurven. Eigentlich freundliche und ruhige Gesellen, die auch schon mal ein Eis aus ihrem Frost herüberreichen. Dennoch halten wir lieber etwas Abstand, denn wir fürchten uns vor ihren unüberhörbaren Generatoren, mit denen sie nicht selten ihre rollenden Häuser nett klimatisieren. Noch ist auf den Arealen genug Platz, doch in weniger als zwei Monaten, wenn die Temperaturen wieder angenehmer werden, sollen sich dann hier Camper an Camper reihen, so erklärt uns einer der Dauergäste. Das erscheint uns allerdings weniger erlebenswert.
Nun folgen wir dem Capricorn Way und fahren somit direkt auf dem Wendekreis des Steinbocks entlang. Links die Tropen und rechts keine Tropen. Wir können aber nicht wirklich einen Unterschied entdecken. Im etwas abseits gelegenen kleinen Nationalpark Blackdown Tableland verbringen wir zwei herrlich entspannte Tage in einer üppig grünen Umgebung, voller Vogelgezwitscher und anderen raschelnden Unbekanntheiten. Das bergige Tafelland ist ein hohes Sandsteinplateau, dass sehr schroff aus der Ebene auftaucht und uns nach einer wilden Fahrt über eine rauhe Piste, entlang eines steilen Abhangs, 600 m höher und in ein etwas gemäßigteres Klima bringt. Endlich können wir mal wieder erträglichere Abend- und Nachttemperaturen genießen.
In Queensland ist allerdings die Bezahlung der Übernachtungsplätze in den Nationalparks sehr umständlich. Das geht nur online und da die meisten Parks abseits liegen und kaum Internetverbindung haben, muss solch ein Abstecher gut geplant werden. Da ist uns doch das eigentlich gewohnte Vorortbezahlsystem lieber, wo man ein kleines Formular ausfüllt und dieses mit der entsprechenden Gebühr in einen massiven Kasten einwirft. Andererseits könnte das in der Hauptsaison schwierig sein, denn dann könnte es passieren, dass man evtl. vor einem voll belegten Platz steht und die nicht gerade kurze Anfahrt dann umsonst gemacht hat. Na, die Verantwortlichen werden schon wissen, was besser ist.
Nach mehr als einer Woche kommen wir bei Rockhampton der Ostküste ganz nah. Da diese ab hier bis hinunter in den Süden jedoch nun stark besiedelt ist, wollen wir nicht der geradewegs nach Sydney führenden, küstennahen A1 folgen, sondern uns lieber weiter im Landesinneren fortbewegen. Zur Wahl buhlen mehrere Hauptstraßen mit bunten Prospekten um die Gunst der Touristen, wir entscheiden uns für den Australia´s Country Way.
Die Straße führt zunächst über ein Gebirge. Es geht hoch und runter mit vielen Kurven und einer tollen Fernsicht über die Ebene. Unterwegs der kleine Ort Mount Morgan. Endlich mal ein Ort mit etwas mehr Charakter. Nicht nur die eintönigen, nichtssagenden einstöckigen Gebäude, die alle irgendwie gleich ausssehen. Hier stehen entlang der Hauptstraßen noch viele alte Häuser aus Zeiten der beginnenden Besiedlung durch Europäer, gut erhalten und nett in Szene gesetzt. Typisch für die Region ist, dass hier viele der Häuser erhöht auf Stelzen stehen. Warum eigentlich?
Gerade, als wir an einem Abzweig stehen, dessen Piste uns zu einem abgelegenen Camp an einem See führen soll, zieht ein Gewitter heran. Ein Schild am Wegesrand weist darauf hin, diesen nur bei trockenem Wetter zu befahren. Blöd nur, dass es gerade ringsum nach einem nahenden Weltuntergang aussieht, der höchstwahrscheinlich nicht trocken ablaufen wird. Schon zu oft haben wir auf solchen Pisten die tiefen aufgewühlten Spuren gesehen, die zurückbleiben, wenn sich ein Fahrzeug durch aufgeweichte Wege gekämpft hat. Ohne Allradantrieb hätte man wahrscheinlich in so einem Fall kaum eine Chance einfach so wegzukommen und so machen wir missmutig kehrt und fahren zurück zur Hauptstraße. Zu recht, denn bald darauf erwischt uns ein erstes heftiges Unwetter in dieser Region. Es stürmt und schüttet, wie aus Kannen. Die Scheibenwischer sind derart schwere Tätigkeit nicht gewohnt und kommen kaum hinterher. Wir retten uns auf ein notdürftiges Rastplätzchen direkt in einem kleinen Ort und unmittelbar an einer vielbefahrenen Straße. Obwohl, vielbefahren, vielleicht sind wir ja nur nicht mehr gewohnt, wenn mehr als eine Handvoll Autos pro Stunde vorbei kommen. Nach einer kurzen Wetterberuhigung bekommt dann in der folgenden Nacht nach langer Zeit auch unser Zelt mal wieder eine Dusche ab. Nur sehr langsam ziehen Sturm und Gewitter endgültig ab, ehe der Himmel wieder frei für den gewohnt klaren Sternenhimmel ist.
Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt mit einem frisch gewaschenen Auto fort. Doch was nutzt all der Glanz, wenn sich unser Problemreifen wieder zunehmend mit nachlassender Luft bemerkbar macht!? 8 Wochen hält uns dieses Übel nun schon auf Trapp. An einer Tankstelle in Biloela wird noch mal Luft hineingeblasen, was das Gerät hergibt. Doch nur eine halbe Stunde später ist es soweit: Wir müssen das Rad wechseln. Nun müssen wir mit einem defekten Rad als Reserve die beiden letzten Wochen überwinden. Gut, dass wir jetzt wenigstens nicht mehr im einsamen Outback unterwegs sind.
Mit dem Reifenproblem haben wir natürlich keinen Bock noch auf irgendwelche größeren Umwege und Abstecher und tingeln nun so nach und nach weiter in den Süden. Dabei legen wir am Tag kaum noch mehr als zwei-, dreihundert Kilometer zurück, je nachdem, wo es für uns den nächsten netten Übernachtungsplatz gibt.
Dem in unserer App beschriebenen Platz im kleinen Auburn River National Park können wir jedoch nicht widerstehen, buchen uns ein Plätzchen und verlassen die Hauptstraße über eine einsame Waldpiste. Schon die Zufahrt lässt vermuten, dass sich nur wenige hierher finden. Der Park, in einem dichten Waldgebiet, ist nicht groß, hat aber einen nett angelegten Picknickplatz und ganze 5 Stellplätze. Tatsächlich ist niemand weiter da, wir haben die Anlage ganz für uns alleine und lassen uns häuslich nieder. Doch die Idylle hält nicht lange. Beim Dunkelwerden nähert sich mal wieder ein Unwetter und diesmal zieht es wirklich alle Finessen aus den Wolken. Es blitzt und kracht im Sekundentakt, dass uns hören und sehen vergeht. Das Naturschauspiel scheint sich nicht davon bewegen zu wollen, sondern hängt sich eine gefühlte Ewigkeit über uns fest. Sintflutartige Regenschauer gehen nieder und auch wenn wir eigentlich ein einigermaßen geschütztes Plätzchen erwischt haben, hocken wir nun bangend in unserem Zelt und stellen uns die schlimmsten Szenarien vor, die so passieren könnten. Doch keines davon wird wahr - wie oft haben wir schon in dieser Hinsicht Glück gehabt? Wir können es nicht mehr zählen, müssen aber wirklich sehr tüchtige Schutzengel haben. Ungeschoren kommen wir am nächsten Tag zurück zur Hauptstraße, keiner der Flutwege unterwegs ist unpassierbar, keine großen Äste oder gar umgestürzte Bäume versperren den Weg. Alles ist wieder gut und auch die Sonne lugt wieder durch die lichter werdenden Wolken.
Doch Regen und Unwetter wird es nun die folgenden Tage immer wieder geben. Die Temperaturen sinken jetzt am Tag sogar auch mal unter 30 °C und lassen uns nach so vielen Wochen in den Abend- und Morgenstunden nach etwas mehr Kleidung greifen, als bisher. Nicht nur das Wetter auch die Landschaft wirkt viel entspannter auf uns. Die Abstände zwischen den Orten sind geringer und diese bieten gute Versorgungsbedingungen. Alles in allem wirkt alles etwas lebenswerter, kein Wunder, dass hier die mit Abstand größte Bevölkerungsdichte im Land ist.
Auch die Benzinpreise sind nun wieder auf einem netten Niveau. Knapp 1,30 AUS$ sind umgerechnet etwas weniger als 80 Eurocent pro Liter - solche Benzinpreise würde man sich doch auch in Deutschland gern wünschen, oder!?
Wir nähern uns der recht großen Stadt Toowoomba, die sehr beeindruckend auf einer weiten Hochebene liegt. Das Straßengewirr im Zentrum behagt uns dann aber gar nicht und überhaupt: Welchen der vielen verfügbaren Supermärkte soll man vor Schreck ansteuern. Das diesbzüglich große Angebot irritiert uns. In den letzten Wochen ging es in den meist viel kleineren Orten irgendwie übersichtlicher zu. Wir kurven durch die mehrspurigen Straßen und sind froh, als wir endlich wieder auf dem kleinen und viel ruhigeren Highway sind. Ein Glück, dass wir die wirkliche Großstadt Brisbane an der Küste links liegen lassen können. Wir sind noch nicht bereit für solche stressigen Herausforderungen.
Der kleine Girraween Nationalpark liegt am Wegesrand. Leider sind die dortigen Campingplätze momentan gesperrt (es heißt: aufgrund der zurückliegenden großen Trockenheit) und so kommt nur ein Tagesausflug in Frage. Trotz des idealen, nicht zu heißen Wanderwetters hält sich der Besucheransturm in Grenzen, nur eine Handvoll Autos stehen auf dem großen Parkareal, das Besucherzentrum ist verschlossen und auch die Auswahl an Wanderwegen ist überschaubar. Kleine Pfade führen durch einen lichten Eukalyptuswald, der gespickt ist mit einigen Felsen. Schon bald erreichen wir ein recht imposantes Ensemble, die "Granit Arche", bei dem ein gewaltiger Fels mittig auf zwei weiteren liegt und eine Art übermannshohes Tor bildet. Da fragt man sich: Wie ist der nur da hochgekommen? Das ist doch nicht natürlich, da müssen doch irgendwelche außerirdischen Kräfte mitgeholfen haben, vielleicht ja ein paar Götter der Aborigines!? Na ja, jedenfalls sehr originell.
Es folgen noch einige weitere fotogene Felsen, meist balancieren sie freistehend und unnatürlich auf irgendwelchen Schmalseiten. Dann kommt ein sehr steiler Aufstieg, über eine zum Glück recht griffige Felswand. Ein Wunder, dass man hier die Leute so ungesichert hinaufschickt. Oben steht dann das Highlight des Parks, "The Pyramide", ein weiterer waghalsig aufrecht stehender riesiger eiförmiger Felsen. Auf dem großen Felsplateau, mit einem weiten Blick über die Gegend, macht sich dann bei uns, etwas heimatliches Elbsandsteinfeeling bemerkbar. Schön, auch wenn dies ein nur sehr kleines Gebiet ist und schon die umliegenden Hügel nicht mehr begehbar sind, schade. Die Laubfärbung unter uns hat etwas herbstliches an sich, obwohl dies wahrscheinlich eher auf die Trockenheit, als auf herbstliche Temperaturen zurückzuführen ist. Passend zu unserem vermeintlichen Ausflug in europäisch anmutendes Gelände, verbringen wir den Abend auf einer schönen grünen Lichtung umgeben von viel Wald und machen zur Feier des Tages sogar ein kleines Feuer. Nur die Vogelgeräusche klingen nach wie vor so gar nicht heimatlich.
Nach zwei Wochen in Queensland passieren wir zum letzten Mal eine Grenze zu einem anderen Bundesstaat und sind zurück in New South Wales, wo wir vor nun schon 9 Wochen im nun "nur" noch etwa 800 km entfernten Sydney gestartet sind und müssen mal wieder unsere Uhren umstellen. Diese riesige Land verfügt über 5 verschiedene Zeitzonen. Da die sich jedoch von Bundesstaat zu Bundesstaat ändern, kann es passieren, dass wir uns zum Beispiel schon seit mehreren Tagen im östlichen Queensland in demselben Längengrad, wie Sydney befinden, aber nun erst in derselben Zeitzone sind und mit einem Mal die Sonne tatsächlich eine ganze Stunde später untergeht. Manchmal variieren die Zeitunterschiede um eine halbe oder um anderthalbe Stunden. Zwei, der 5 Zeitzonen, haben eine Sommer- und Winterzeit, alles bissel verwirrend.
In der letzten Woche geht es im Zickzackkurs weiter Richtung Süden. Im Wechsel durch herrlich grüne Wälder, wo immer mal wieder Kängurus unseren Weg kreuzen, und durch große Weidegebiete, wo Kühe auf ihre stoische Art die Pisten blockieren (was uns uns sehr an die Zeit in Indien erinnert). Mal geht es hinauf bis auf knapp 1000 m und dann wieder hinunter, vorbei an Stauseen und großen Flüssen. Alles in allem ein ganz anderes Australien, als wir es in den vorherigen Wochen erlebt haben. In dem kleinen Yarrowiyck Naturreservat besichtigen wir noch ein paar Felsmalereien der Aborigines, die allerdings eher irgendwelchen Hieroglyphen ähneln, als Malereien (uns jedenfalls offenbart sich kein Sinn dahinter). Wir verbringen schöne ruhige Abende und Nächte auf idyllisch liegenden Plätzen in wilden Flusstälern, auch wenn das kalte Wasser uns nicht zum Baden verleiten kann. Solcherart Abkühlung hätten wir uns eher in den viel heißeren Gebieten gewünscht, stattdessen werden die nun allabendlichen bzw. nächtlichen Gewitter langsam zur Gewohnheit, doch stets sind die darauf folgenden Tage nach wie vor sonnig. Eigentlich das perfekte Reisewetter.
Ab Kempsey benutzen dann auch wir die A1, die große Hauptstraße entlang der Küste nach Sydney. Der sogenannte Pazifikhighway ähnelt schon sehr einer deutschen Autobahn. Es gibt mehrere Spuren in beide Richtungen und man darf mit bis zu 110 km/h dahinrasen. Dennoch dürfen Radfahrer den Randstreifen benutzen - ein paar Hinweisschilder machen darauf aufmerksam. Zudem gibt es, neben den wichtigen großen Abfahrten, immer wieder viele kleine, die nicht selten sehr spitzwinklig auf schmale Pisten abgehen und auch mal über die Gegenspur führen. Noch ist der Verkehr lückenhaft und lässt dies alles scheinbar ungefährlich erscheinen, doch je mehr wir uns Sydney, der größten Stadt des Landes nähern, um so dichter wird auch der Verkehr.
Vor den Toren Sydneys verbringen wir eine letzte Nacht auf einem Campingplatz, hier treffen wir nun auch wieder zunehmend mehr Touristen an. Wir putzen akribisch unsere Ausrüstung, um vor den gestrengen Augen des neuseeländischen Zolls bestehen zu können, denn nach deren Richtlinien müsste unser Campingkram ja in diesen Gefilden regelrecht verseucht wurden sein. Über zwei Stunden brauchen wir für die letzten ca. 60 km hinein in die Stadt zum Flughafen. Es ist Mittwochmorgen zur besten Rushhour-Zeit, die Straßen sind rammelvoll und es geht nur schleppend vorwärts.
Die Autovermietung moniert unser nicht perfekt blitzeblankes Auto - die hätten es mal vor unserer Grobreinigung sehen sollen. Doch egal, wir waren auch nicht unbedingt mit ihrem Gebotenen so ganz einverstanden und weiterempfehlen würden wir sie auch nicht. Zumindest der Shuttleservice zum Flughafen funktioniert einwandfrei. Mit der Fluggesellschaft Air New Zealand sind wir dann aber recht zufrieden. Das Einchecken klappt hervorragend und auch der Service an Bord ist sehr zuvorkommend. Das Flugzeug ist halb leer, als es in die beginnende Nacht hinein startet. Australien verabschiedet uns mit einem völlig ungewohnten grauen und trüben Nieselwetter und will bei uns womöglich einen ganzen anderen Eindruck hinterlassen, als es in Wirklichkeit war. Ob ihm das gelingen wird?
Wir freuen uns nun aber auf das Wiedersehen mit unseren treuen Drahteseln jenseits des Ozeans - hoffentlich sind sie nach den faulen Wochen nicht genauso eingerostet, wie wir!
Genau 10 Wochen waren wir in Down Under unterwegs, auf einer Reise, die zunächst gar nicht so geplant war und zu der uns ursprünglich nur die übereifrigen und unfreundlichen Mitarbeiter auf dem Frankfurter Flughafen vor unserem Abflug nach Neuseeland verleitet hatten (siehe Anreisebericht). Doch vielleicht sollte es auch so sein, denn inzwischen sind wir froh, dass wir so kurz entschlossen jetzt auch diesen Teil der Welt kennenlernen konnten. Hatten wir anfangs noch befürchtet, dass uns die Zeit lang werden könnte, müssen wir nun feststellen, dass sie gerade so gereicht hat, um die meisten der wirklich vielgesichtigen Seiten dieses riesigen Landes zu erleben. 18 000 km haben wir auf den manchmal schier endlos erscheinenden Straßen zurückgelegt: Standen an beeindruckenden Steilküsten, genauso wie an lieblichen Badestränden, haben im einsamen Outback viel Einöde und trostlose vertrocknete Landschaften passiert, sind im obersten Norden durch regenwaldartige Vegetation spaziert und haben im Südosten eine Berglandschaft zu sehen bekommen, die der europäischen erstaunlich ähnelt und sogar Wintersportmöglichkeiten bietet. Auch die Tierwelt hatte seine Besonderheiten. Allen voran die einzigartige bunte und unüberhörbare Vogelwelt. Von den Vierbeinern waren natürlich die Kängurus unsere Favoriten. Obwohl - kann man sie eigentlich überhaupt Vierbeiner nennen? Schon erstaunlich und auch einzigartig, wie sie so durchs Leben springen! Wirklich gefährliche Tiere, wofür Australien so verrufen ist, sind uns nicht unter die Augen gekommen, zumindest hat uns keines der Kriechgetiere behelligt. Was uns aber fast in den Wahnsinn getrieben hat, sind die Abermillionen nervigen Fliegen gewesen - die werden wir gewiss nicht vergessen. Diese Beeinträchtigung lag nun aber auch daran, dass die ersten Monate des Jahres eigentlich nicht die passende Reisezeit für diese Gefilden sind. Nicht nur die Hitze, auch die momentane Regenzeit im Norden, hatten einige Unternehmungen scheitern lassen. Ob wir aber wirklich ein angenehmeres Klima mit überfüllten Übernachtungspätzen und Nationalparks hätten haben wollen, sei allerdings dahingestellt. Australien macht es den Herumreisenden recht einfach. Neben den großen offiziellen Campingplätzen, gibt es unzählige Rastplätze, die zum kostenlosen Übernachten genutzt werden dürfen, Platz ist in dem Land ja genug, und manchmal sind auch richtig idyllische Plätze dabei. Fast jeder etwas größere Ort hat eine Touristeninformation und eine nötige Infrastruktur, um sich ausreichend mit Nahrung, Wasser und Benzin versorgen zu können, auch wenn, bei den vorhandenen großen Entfernungen, dies dennoch gut geplant werden muss. Und wenn man Glück hat, gibt es sogar für die verstaubten Pistenfahrer regelmäßig eine erfrischende Dusche. Wir waren begeistert von so viel Fürsorge um die Reisenden. Die wichtigste Erfahrung, die wir jedoch auf dieser Reise gemacht haben: Dies ist kein Land, welches wir jemals mit dem Fahrrad bereisen werden. Die Tour war eigentlich dafür gedacht, um auszukundschaften, was man hier mit viel Zeit und dem Fahrrad erleben könnte. Die riesigen Entfernungen durch nicht endenwollende, ach so trostlose Gegenden waren schon mit dem Auto manchmal zermürbend und wären mit dem Rad eine reine Fleißaufgabe und ewige Schinderei gewesen. Hut ab, vor allen, die dies auf sich nehmen - zwei der Wackeren haben wir unterwegs gesehen und haben sie nicht beneidet. Sollten wir jedoch jemals noch einmal hier vorbeikommen, dann gewiss wieder nur mit Motorkraftunterstützung. Wenn überhaupt, so schnell wird das nicht geschehen - obwohl: Kein einziges der hier lebenden riesigen Krokodile haben wir zu sehen bekommen, vielleicht sollte man doch noch mal kommen und genauer nachschauen. "No worries" - kein Problem, das können wir uns ja noch überlegen. |