2. - 19. Februar 2019
Perth - Geraldton - Port Hedland - Broome - Kununurra
Mit Perth haben wir die größte Stadt an der australischen Westküste erreicht. Von hier wollen wir nun der Küste entlang Richtung Norden folgen. Coral Coast nennt sich der erste Teil.
Zunächst erwerben wir für 46 Australische Dollars (etwa 25 €) einen Holiday Parks Pass, damit dürfen sich nun alle Insassen unseres Autos vier Wochen lang in Westaustraliens Nationalparks herumtreiben. Zudem wollen wir uns nun auch etwas mehr Zeit nehmen, um uns genauer umzuschauen. Nicht das wir am Ende durchs Land gehetzt sind und außer Straßen nichts gesehen haben.
Doch erst mal passiert nicht viel Spannendes. Es geht auf dem Indian Ocean Drive durch eine einsame flache Gegend, mit meist dichten aber niedrigen Büscheln bewachsen. Hin und wieder erhascht man links einen Blick auf das Meer, dann wieder ragen hohe weiße Sanddünen aus den Büschen heraus.
Das erste angepriesene Highlight, das wir besichtigen wollen, sollen die Pinnacles im Nambung Nationalpark sein, etwa 200 km nördlich von Perth. Im Park stehen dicht gestreut in den Sanddünen Tausende von bis zu 4 m hohe Kalksteinsäulen. Manche rank und schlank mit scharfen Spitzen und Kanten, andere klobig und unförmig. Auf einer etwa 4 km langen Piste geht es bequem im Auto durch leuchtend gelben Sand von Haltebucht zu Haltebucht. Obwohl es im Zentrum des Geländes von Touristen wimmelt, ist man am nur wenig entfernten Ende fast allein. Ziemlich schnell ist man durch. Dann geht es noch in die kleine Ausstellung im Visitor Center und schon wars das. Alles ganz nett und interessant, aber wir hatten uns das aufgrund der euphorischen Ankündigungen eigentlich etwas gigantischer vorgestellt.
Weiter gehts: Die Dynamite Bay bei Green Head soll eine der schönsten Badebuchten Australiens sein. Oh ja, eine Abkühlung wäre an diesem, wieder mal hitzigen Tag genau richtig. Die kleine von Felsen umgebene Bucht ist tatsächlich schön, aber - der Wind bläst heftig und wühlt das azurblaue Wasser auf, wir trauen uns nicht rein, - schade. Wir wären auch die Einzigen gewesen. Überhaupt sieht man an den vielen Stränden so gut, wie nie, jemanden baden, obwohl das in dieser Gegend eigentlich ungefährlich sein soll. Dass hier dieser starke Wind Normalität ist, sieht man auch an den Bäumen um uns herum. Sie haben sich den Widrigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes gebeugt und ihre Wuchsrichtung nicht himmelwärts, sondern straff nordwärts eingeschlagen. Manche sogar so tief, dass es scheint als würden sie auf dem Erdboden entlang kriechen. Sollte man hier jemals mit dem Fahrrad daher kommen, wäre es sicher eine bessere Option, dies von Süden her zu machen. Obwohl: Wahrscheinlich würde dies dann einer der seltenen Momente sein, in denen es sich der Wind gerade mal anders überlegt.
Der nächste von uns anvisierte Übernachtungsplatz hält dann eine ganz besondere Überraschung für uns bereit. Wir peilen einen einfachen günstigen Campingplatz etwas abseits der Hauptstrasse an, den uns unsere App vorgeschlagen hat. Dazu geht es mehrere Kilometer auf einer Schotterpiste entlang. Es ist alles recht trist, entweder niedriger Busch oder große graue Stoppelfelder. Dann offenbart sich uns in dieser Einöde ein etwas grüneres baumbestandenes Flusstal. Beim näheren Herankommen entpuppt sich der Fluss nur als Bach - zumindest in dieser Jahreszeit. Dort, wo auf unserer Karte der Campingplatz sein soll, gibt es eine Einfahrt zu einer Farm. Auf einem Schild wird auf Besuchszeiten hingewiesen. Hä, was ist denn das? Keinerlei Hinweis auf eine Campingmöglichkeit. Wir rollen auf das Gelände und auf ein paar Gebäude zu. Asiatische Touristen tummeln sich dazwischen. Eines der Häuser weist sich als Office und Post aus - und plötzlich dämmert es uns.
Über diesen Ort wurde doch in einer Fernsehdokumentation berichtet. Wir sind, ohne es zu wissen, mit Reiseführer wäre das sicher nicht passiert, in einem touristischen Hotspot, im "The Principality of the Hutt River" gelandet. Vor fast 50 Jahren hat sich der Grundstückseigner aus Protest gegen irgendwelche australischen Gesetzgebungen, die den Betrieb seiner Farm betrafen, sein Land als von Australien unabhängig erklärt und sein eigenes Fürstentum gegründet. Mit allem Pipapo: eigener Flagge, Hymne, Währung und Poststelle samt entsprechenden Briefmarken. Nur ein richtiger Fürstenpalast fehlt. Die Gebäude sind eher australischer Outbackstandard. Man kann sich das Betreten des Fürstentums mit einem amtlichen Stempel im Pass quittieren lassen. Wenn man möchte, kann man sogar die Staatsbürgerschaft erwerben. Und von diesen Staatsbürgern soll es mittlerweile einige Tausende geben. Auf dem Staatsgebiet selber wohnt nur eine überschaubare Anzahl, die Familie und Angestellte. Die meisten übrigen leben jedoch in Übersee, in ihren eigentlichen Heimatländern und so manch einer von ihnen hat vermutlich diesen Staat noch nie betreten.
Für diese Staatsbürger ist das alles natürlich nur ein riesiger Spaß, so wie man die ganze Tatsache eigentlich auch abtun sollte. Doch irgendwie ist es den Grundbesitzern gelungen, sich mit ihrer Idee durchzusetzen und so wird das unabhängige Fürstentum von Australien und dem Rest der Welt zwar nicht wirklich anerkannt, aber zumindest geduldet. Auch wenn es in den örtlichen staatlichen Reiseprospekten keinerlei Hinweis auf diese Kuriosität gibt, hat sich der Platz bei den Touristen dennoch herumgesprochen. Die Besucher spülen auch ein paar willkommene Dollars ins sicher kleine "Staatssäckel", denn der eine oder andere wird sicher mit einem der angebotenen Souvenirs den Ministaat wieder verlassen oder auch eine Postkarte vom "Staatsgebiet" absenden.
Der Besuch selber ist jedoch gratis. Es gibt ein kleines Museum über die Geschichte des Fürstentums und eine Ausstellung, die gefüllt ist mit den unzähligen Spenden von vielen Gästen aus allen möglichen Winkeln der Welt. Natürlich fehlt die deutsche Volkskunst nicht darunter. Auch eine kleine schmucke Kapelle gehört zum Anwesen, mit einem sehr repräsentativen Thron für den "Herrscher". Inzwischen hat der Sohn den eigentlichen Staatsgründer abgelöst und für diesen ist das alles absolut nicht nur ein lustiger Zeitvertreib, wie es so manchem erscheinen mag. Er betreibt seine Regierungsgeschäfte eigenhändig und mit großem Ernst. Auch wir werden höchstpersönlich von ihm begrüßt und aufgefordert uns umzusehen.
Uns interessiert allerdings auch brennend, ob hier das Übernachten wirklich möglich ist. "Natürlich", auch auf solche Besucher ist man eingerichtet, sind doch die anfallenden geringen Campinggebühren ein guter Nebenerwerb. Für unsereins gibt es etwas abseits in dem weitläufigen Gelände einen Platz unter Bäumen. Hier treffen wir auf die einzigen weiteren Gäste an diesem Abend: Die zwei Hamburger sind mit einem gekauften und ausgebauten Geländewagen unterwegs. Sie sind nicht das erste Mal in Australien und so haben sie einige Erfahrungen über das Land mitzuteilen.
Nach einer recht stürmischen Nacht werden wir von dem typischen Geräusch, der herumhüpfenden Kängurus geweckt, die in der Morgendämmerung um unser Zelt herum grasen. Wir holen uns noch im Office einen Ein- bzw. Ausreisestempel, verabschieden uns von seiner Hoheit, machen ein letztes Erinnerungsfoto mit ihm, wie oft hat man schon die Möglichkeit, sich mit einem Staatsoberhaupt fotografieren zu können, und reisen wieder nach Australien ein. Die ersten neuen Besucher des Tages kommen uns bereits entgegen. Das war schon ein außergewöhnliches Übernachtungsplätzchen.
Es geht zurück Richtung Küste. Nun heißt die einzige große Hauptstraße North West Coastel Highway. Es gibt noch ein paar kleine Nebenstraßen, die aber allesamt irgendwann wieder zum Highway zurückführen oder irgendwo in der Weite des unwegsamen Innlandes enden bzw. zu für uns unpassierbare Pisten werden. Nördlich von Geraldton folgt als nächstes Highlight der Kalbarri National Park. Doch was müssen wir erfahren, dass genau jetzt der Park für ein paar Tage schließt, wegen Jagd auf wilde Ziegen. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt, schließen einfach den Park, wo wir, stolze Besitzer eines Universal-Eintrittspasses, daherkommen. Mist, der Park sah in den Prospekten wirklich vielversprechend aus.
So bleibt uns nur die Besichtigung des zum Park gehörenden Küstenbereichs. Wir klappern einen Aussichtspunkt nach dem anderen ab: Folgen den einzelnen ausgeschilderten Abstechern von der Hauptstraße zur Küste, spazieren in einer Gluthitze auf Pfaden, Holz- oder Betonwegen zu den Aussichtsstellen hoch über der Steilküste. Einmal kann man einen einzelnen Felsen, Island Rock bestaunen, der in der Brandung unterhalb der Klippen steht, ein anderes Mal ein Felsentor, Natural Bridge, durch das die Gicht spritzt. Dann wieder verlaufen die rotfarbenen Felsen stufenartig steil hinab und ein Seelöwe (oder so was Ähnliches) lässt sich auch mal kurz blicken. Dazwischen kleine Buchten. Schon eine schöne Gegend, doch uns ist das alles zu sehr geordnet und geplant. Und schon sitzt man wieder im Auto und es geht weiter.
Die Gegend wird immer karger und trostloser und auch sehr einsam, richtiges Outbackfeeling. Nur ein paar einfache Roadhouses am Wegesrand: immerhin mit sehr eindrucksvollen Namen wie: Billabong oder Overlander. Dazu eine unbarmherzige Hitze. Der Wind bläst heftig, doch bewirkt er nur eine Luft, wie aus dem Haarföhn, also mehr lästig, als wohltuend. Im Auto ist das natürlich nur alles halb so schlimm, aber wehe, man muss vor die Tür. Dann, aus dem Nichts, wieder ein größerer Ort: Carnavon. Wie immer beim Erreichen des einzigen Ortes weit und breit, gibt es nun auch hier, die für uns drei wichtigsten Anlaufpunkte: Tankstelle, Supermarkt und Trinkwasserzapfstelle.
Danach verlassen wir den Highway und das Küstengebiet. Wir wollen zum kleinen Kennedy Range Nationalpark, der etwas weiter im Landesinneren liegt. Über 150 km geht es nun auf einer Backroad durch einsames Buschland, fast schon eine Halbwüste. Dennoch verlaufen über lange Strecken Weidezäune und alle paar Kilometer rumpeln wir unsanft über ein Grid - ein Viehgitter. Die wenigen Weidetiere hier und da - meist Kühe, sind auf dem vertrockneten schattenlosen Gelände nicht zu beneiden. Manche machen einen ebenso ausgedörrten Eindruck, wie ihre Umgebung. Sie tun uns richtig leid. Ist dieses Land wirklich als Weideland geeignet? Na, wir verstehen nicht viel von Viehzucht, doch das Vieh auf den saftigen grünen Weiden in Neuseeland dürfte es hingegen eindeutig einfacher haben.
Unterwegs gibt es einen kleinen Abstecher zum Rocky Pool. Und im Pool ist auch tatsächlich Wasser. Die Stelle ist nur ein kurzer und tief liegender Abschnitt des Gascoyne Rivers, der zurzeit auf seiner ganzen Länge ausgetrocknet ist. Nur eben hier nicht. Eigentlich eine richtig schöne Stelle, mit felsigen Ufern und einigen Bäumen, die zum Baden einlädt. Aber wir sind nun so langsam in Gebieten, wo Krokodile heimisch sind und eindringlich davor gewarnt wird, sich Ufern unvorsichtig zu nähern. Verhaltensregeln für diese Region besagen: Nur dort baden, wo ein Schild dies empfiehlt. Kein Schild - kein Bad! Ja, die können einem aber auch jeden Spaß verleiden, denn hier steht zwar ein Schild, jedoch nur mit: "No Camping", und dies lässt uns dann endgültig den Ort schon bald wieder verlassen.
Wenig später bei Gascoyne Junction müssen wir abbiegen. Der kleine Ort selber wirkt merkwürdig aufgeräumt und geordnet und weicht in vielem von den Angaben auf unserer Karte ab. Kein Wunder, denn vor ein paar Jahren hat hier eine Überschwemmung gewütet und große Teile des ursprünglichen Ortes zerstört. Kaum vorzustellen: Dies geschah zur selben Jahreszeit, wie jetzt und im Moment ist der Fluss nur ein großes ausgetrocknetes steiniges Flussbett, über das schmale nigelnagelneue Brücken führen. Hinweisschilder weisen darauf hin, dass einige Abschnitte auf unserer weiterführenden Schotterpiste gesperrt sind, aber welche damit gemeint sind, können wir nicht herausfinden. Die Webseite, auf der alle Road Conditionen der Gegend klassifiziert sind, besagt nur, dass die Strecken mit Vorsicht zu befahren sind und so wagen wir uns auf die 50 km bis zum Kennedy Nationalpark - natürlich mit Vorsicht.
Die Strecke ist sehr sandig und oft wellblechartig. Wir werden heftig durchgeschüttelt und kommen nur langsam vorwärts. So nach und nach kommen jedoch die Berge der Range in Sicht. Der dortige Campingplatz ist nett flankiert von der Kulisse der Felsen. Kleine Stellplätze mit Bänken liegen locker verstreut auf dem Gelände. Sogar zwei weitere Camper sind auf dem Platz. Bisher waren wir fast immer allein - es ist eben keine Reisesaison zurzeit. Vielleicht müssen wir auch deshalb, entgegen unseren Informationen, für diesen Platz nichts bezahlen. Es mangelt zwar an Schatten, jedoch, wie nun schon gewohnt, nicht an Fliegen. Die erstandenen Fliegennetze sind inzwischen zu unseren unentbehrlichen Gefährten geworden.
Zwei Tage verbringen wir in dem Park. Eine wirklich schöne Gegend. Viel zu tun gibt es allerdings nicht. Nur ein kleiner Teil des Parks ist erschlossen. Ein paar kurze Pfade führen hinein in kleine Schluchten und zu ausgetrockneten Wasserfällen. Ein Weg führt auch hinauf auf das Plateau, von wo man einen schönen Ausblick auf die umliegende endlose und triste Ebene hat. Zu größeren Unternehmungen hätten wir in der Hitze aber ohnehin nicht viel Bock und so verbringen wir den Rest der Tage mit dem stetigen Wechsel des Standorts - immer dem Schatten nach. Dabei werden wir skeptisch von großen roten Papageien beäugt, die über uns auf den Ästen sich mit abgespreizten Flügeln Kühlung verschaffen. Denen sind die reichlich 40 °C also auch zu warm.
Wieder zurück auf dem Küsten-Highway geht es stetig weiter nach Norden und ringsum bleibt alles karg. Obwohl wir zwei Tage später den "Tropic of Capricom", den Wendekreis des Steinbocks passieren, scheint der richtige tropische Norden noch weit. Erstaunlich jedoch ist, dass fast deckungsgleich mit dieser virtuellen, astronomischen Linie die Landschaft plötzlich mit Tausenden, nein eher Millionen kleinen und großen Termitenhügeln verziert ist. Neu sind auch die kleinen Warane, die in aller Seelenruhe die Straße queren. Ja nicht zu sehr anstrengen - ist auch ihre Devise, lieber flach hinlegen, wenn ein Auto naht. Dass diese Taktik tödlich enden kann, ist unübersehbar.
Freie Übernachtungsplätze sind hier im Westaustralien nicht so dicht vorhanden, wie dies zuvor im Süden der Fall war. Dort konnte man sich auch von den Plätzen direkt an der Strasse oft noch weit in den Busch zurückziehen und sich ein nettes Plätzchen suchen. Hier jedoch sind diese Möglichkeiten meist mit Zäunen und ähnlichem versperrt. Wir können also nicht wählerisch sein und müssen schon mal mit einem wenig optimalen Rastplatz direkt neben der Straße vorlieb nehmen. Der Verkehr stört aber dabei weniger. Ohnehin ist auf der Straße nicht viel los und nachts fast gar nichts mehr. Doch ist es oft recht ungeschützt und Schatten Mangelware.
Beim Benutzen der App „CamperMate“, im Vorfeld während der Planung, sind die Kommentare der Benutzer sehr aufschlussreich, was die Bedingungen auf den Plätzen betreffen. Einzig die zahlreichen Bemerkungen über das ausreichende Platzangebot können wir getrost überlesen: ... zeitig kommen, um noch einen Platz zu bekommen, ... sehr voll, ... laute Nachbarn, usw. - das scheinen nur Probleme während der Hauptsaison zu sein, denn da müssen hier scheinbar ganze Karavanen unterwegs sein. Während der derzeitigen heißen südlichen Sommermonate ist hingegen kaum einer unterwegs. Wen wundert´s ...!? Im Moment haben wir das Land fast für uns alleine, jedoch kostet uns das auch jede Menge Schweißtropfen mehr. Ist das nun wirklich viel besser? - wir sind uns da gar nicht so sicher.
Nun geht es zum Karjini Nationalpark und zumindest der scheint sich erst mal nicht vor uns verschließen zu wollen. Die Landschaft wird nun langsam ein klein wenig interessanter. Immer wieder tauchen kleine Hügel oder Bergketten am Horizont auf und es gibt auch wieder mehr richtige Bäume. In der Ferne ballen sich ab und zu dunkle Wolken zusammen und man kann deutlich erkennen, dass dort irgendwo Regen niedergehen muss. Eigentlich nichts Unnormales, denn schließlich ist in Nordaustralien zurzeit Regenzeit. Was für eine Wohltat muss das für diese heiße Gegend sein. Aus dem Nordosten des Landes vermelden die Medien momentan so heftige Regenfälle wie schon seit Jahren nicht mehr, mit zum Teil verheerenden Folgen für Mensch und Tier. Doch bei uns kommen nur paar vereinzelte Tropfen an, die verdunstet sind, noch ehe sie in unsere Reichweite gelangen. Das Thermometer zeigt weiter konstant über 40 °C an und alles ist total aufgeheizt. Selbst durch die Sohlen der Sandalen ist die Hitze zu spüren. Tja, wer hätte das gedacht, dass wir uns mal nach Regen sehnen würden!?
Der Karijini Nationalpark liegt etwa 400 m höher und wir haben die Hoffnung, dass es dort ein klein wenig angenehmer ist. Zuerst müssen wir aber betrübt feststellen, dass auch dieser Park aufgrund der Nebensaison nur bedingt geöffnet ist. Das Visitorcenter ist geschlossen, alle Bezahlstellen sind auf Selfservicebasis und nur ein kleiner Teil des Campingplatzes ist zugänglich. Die Übernachtungsgebühren dafür aber uneingeschränkt gleich hoch und viel zu teuer für das Gebotene und hinzu kommen ja auch noch die Eintrittsgebühren zum Park. Da hatte man auf den meisten freien Raststellen mehr Komfort, z. B. in Form von überdachten Bankgruppen.
Doch schon nahe des Campingplatzes erwartet uns eine der ersten Sehenswürdigkeiten des Parks. Der hat nämlich einige tiefe Schluchten, mit Wasserfällen und natürlichen Pools zu bieten. Zunächst sieht die leicht hügelige Gegend mit dem Buschwerk so gar nicht spektakulär aus. Denn die Schlucht, die Dales Gorge, bemerkt man erst wenige Meter zuvor und zu unserer großen Freude läuft da unten tatsächlich Wasser in einen Pool, in dem sich schon einige Leute tummeln. Daher also die ungewöhnlich vielen Autos oben auf dem Parkplatz. Eine aufwendige Treppenanlage führt uns hinab und wenig später aalen auch wir uns am ruhigeren Ende des Tals, wo ein kleiner Wasserfall in ein weiteres Becken hineinplätschert.
Herrlich, wir wollen gar nicht mehr wieder heraus. Auch wenn das Wasser bestimmt um die 30 °C sein wird, ist es im Gegensatz zur Lufttemperatur doch erfrischend. Abtrocknen ist danach nicht nötig. Mit neuen Lebensgeistern machen wir uns auf weitere Erkundungsgänge. Zum anderen Ende der Schlucht gibt es noch einen kurzen Wanderpfad, der mit 4 von 5 Schwierigkeitsgraden klassifiziert ist und nur von erfahrenen Hikern begangen werden soll. Wir zählen uns dazu und laufen bzw. klettern entlang des Flussbetts zu einem weiteren recht hohen Wasserfall. Leider verlockt das Wasser in dessen Pool nicht so sehr zum Baden. Alles etwas schlammig und trübe. Also geht es wieder steil hinauf auf die hitzeflirrende Ebene, wo sich in der Zwischenzeit unser Auto so aufgeheizt hat, dass es fast ein Wunder ist, dass es sich nicht selbst entzündet hat.
Am nächsten Morgen wollen wir die weiteren Highlights des Parks aufsuchen. Die befinden sich aber am anderen Ende und der kürzeste Weg dorthin führt über eine 30 kilometerlange Schotterpiste. Ein Schild verkündet, dass sie nur für 4-radangetriebene Fahrzeuge befahrbar ist. Wir versuchen es trotzdem - sieht ja niemand und kommen ganz gut durch, auch wenn wir dabei etwas durchgeschüttelt werden. Wir begegnen sogar einem Wohnmobil, das genauso ungehorsam ist, wie wir und das sogar mit so einer Riesenkiste.
Der erste Blick dann hinunter in die enge Schlucht des Joffre Falls ist schon beeindruckend. Ein steiler Weg führt hinunter (Schwierigkeitsklasse 5!) und es gibt einige Kletterpassagen. Unangenehm ist jedoch vor allem, dass der Felsen dermaßen aufgeheizt ist, dass man zusehen muss, sich beim Festhalten nicht die Hände zu verbrennen und ohne Festhalten geht es nun mal nicht. Auch die kleinste Berührung mit irgendeinem anderen nicht bekleideten Körperteil ist höchst unangenehm. Die reinste Herdplatte, man könnte bestimmt auf dem Gestein Eier braten. Leider haben wir keine dabei, der Versuch wäre es aber wert gewesen. Nun, Hunger haben wir im Moment sowieso keinen, uns zieht es zu dem verlockend aussehenden Pool am Grund. Wenig später liegen wir faul mitten im Wasser - ja, manchmal braucht man wirklich nicht viel, um glücklich zu sein. Weit über uns die Aussichtsplattform, von der wir zuvor hinabgesehen haben und wir hier unten, ganz allein in dieser so schwer erreichbaren Oase.
Weiter zu den anderen Schluchten im Park. Der zentrale Rastplatz hat gewaltige Ausmaße. Ein Zeichen dafür, dass hier in der Saison ganz schön was los sein muss. Jetzt wirken die wenigen Besucher fast etwas verloren auf dem großen Areal. Man hat mehrere Wanderwege zur Auswahl, da hier gleich vier Schluchten aufeinandertreffen. Wir wählen als Erstes die Tour in die Hancock Gorge, weil deren Bilder in den Prospekten am spannendsten aussahen. Das soll aber auch die Schwierigste sein. Der Abstieg hinunter ist diesmal aber gar kein Problem und verläuft teilweise sogar über Treppen. Doch am Grund der Schlucht muss schon etwas geklettert werden, um an dessen enges, von überhängenden Felsen eingeschlossenes, höhlenartiges Ende zu gelangen. Manchmal bleibt dann nur noch das hüfttiefe Durchwaten der kleinen Pools. Ein Teilstück nennt sich Spiderway und, wie der Name es schon erwarten lässt, man muss sich spinnengleich durch eine Engstelle hangeln. Blöd jedoch, dass wir keine sechs Beine haben. Alles sehr interessant, jedoch nicht allzu lang.
Wieder oben wollen wir uns zugleich an den Abstieg in die nächste Schlucht machen und freuen uns schon auf ein weiteres Bad. Jedoch kommt es anders, denn wir werden auf der Hochebene schon von einem Parkranger erwartet: Weil durch die Regenwolken am Himmel die Gefahr von Überflutungen in den Schluchten sehr groß ist, wird dieser Parkbereich für heute geschlossen. Na so was, die dunklen Wolken haben wir gar nicht bemerkt und wer weiß, ob die es überhaupt bis hierher schaffen. Jedoch ein Unwetter in einer engen Schlucht zu erleben, ist nun wirklich nicht erstrebenswert. Man gestattet uns noch von einer nahen Aussichtsplattform aus einen Blick auf den sehr imposanten Zusammenfluss der Schluchten zu werfen - schade es hätte da unten bestimmt noch paar sehenswerte Fleckchen gegeben, und dann steigen wir eben brav wieder ins Auto - wir sind doch tatsächlich die Letzten auf dem Platz, und verlassen den Park. Letztendlich zieht der Regen auch heute wieder an uns vorbei.
Nun liegen 300 km Einöde auf dem Great Northern Highway vor uns. Doch so einsam, wie es rechts und links der Straße auch ist - auf dem Highway selber kann man nicht davon sprechen. Viele Roadtrains, die überlangen Sattelschlepper, manche über 50 m lang, mit bis zu vier Hängern, sind unterwegs. So viele, wie bisher noch nirgendwo im Land. Dagegen sind die paar Pkws eindeutig in Unterzahl. Sicher sind die vielen Minen in dieser Gegend und der große Hafen in Port Hedland die Ursache dafür. Doch ehe hier ein falscher Eindruck entsteht. Auf der Straße ist noch immer genug Platz und keinesfalls Kolonnenfahren angesagt. Spannend wird es, wenn ein entgegenkommendes Begleitfahrzeug einen überbreiten Transporter ankündigt. Dann sollte man tatsächlich von etwas richtig Großem ausgehen und lieber auf den unbefestigten Rand der Straße ausweichen und anhalten. Diese Ungetüme nehmen dann nämlich oft, tatsächlich die gesamte Straßenbreite ein, wohlbemerkt von beiden Spuren. Entgegenkommenden kann man gut ausweichen und danach hat man wieder freie Fahrt, doch wenn man hinter einem landet, hat man keine Chance vorbeizukommen und muss warten, bis der Transportkonvoi auf einen Rastplatz abbiegt.
Dann erreichen wir die Kimberley Region, die nördlichste von Westaustralien und nun bekommen wir tatsächlich die derzeitige Regenzeit auch mal zu spüren: Weil das nächste mögliche Nachtlager auf der Hauptpiste viel zu weit weg ist, biegen wir noch mal nach Marbel Bar ab, wo es auf der Karte diesbezüglich etwas besser aussieht und fahren auf eine hübsche Hügelkette zu. Wie auch an den vorherigen Nachmittag brauen sich wieder dunkle Wolkentürme am Horizont zusammen. Doch heute kommen sie tatsächlich näher. Schon sehen wir um uns herum die Blitze einschlagen und fühlen uns etwas unwohl. Denn hier in dieser weiten Ebene ist ein Auto doch das perfekte Ziel für diese Naturgewalt. Wir erreichen einen kleinen Rastplatz, nahe von ein paar Hügeln und sitzen das Unwetter aus. Der Sturm fegt heftig übers Land und über uns ergießt sich eine wahre Sturzflut. Wir können nur froh sein, ein Auto zu haben.
Als Radfahrer wäre der heutige Tag sicher die Hölle gewesen. Erst der viele Lkw Verkehr auf der Straße und dann noch Gewitter, Sturm und Regenmassen ohne einen Schutz weit und breit. Nun jedoch sitzen wir geschützt und trocken im Auto, schwitzen jedoch wie verrückt, da man nichts öffnen kann, ohne eine Überschwemmung im Innenraum hervorzurufen. Das Auto erhält eine vortreffliche Wagenwäsche und damit sie auch perfekt wird, parken wir noch mal um, damit sie von allen Seiten gleich wirkungsvoll ist. Das wurde aber auch Zeit, denn inzwischen war die Kiste so dreckig, dass wir uns schon etwas geschämt haben und bevor wir irgendwo ausgestiegen sind, lieber kurz um uns geschaut haben, ob uns jemand kennen könnte. Dann ist der ganze Spuk aber wieder vorbei und gleich legt sich die Sonne so richtig ins Zeug, um ja alle nassen Spuren wieder zu verwischen und lässt das Auto in vollem Glanz erstrahlen.
Obwohl die Temperaturen nunmehr unter 40 °C bleiben und der Himmel auch öfter bewölkt ist, gibt es kaum etwas Entspannung. Im Gegenteil, je näher wir in den tropischen Norden eintauchen, um so höher steigt die Luftfeuchtigkeit und der Schweiß rinnt um so mehr. Den allabendlichen farbenfrohen Sonnenuntergängen folgen nun regelmäßig wahre Blitzgefechte am fernen Nachthimmel. In unserer Not flüchten wir hin und wieder in den schweißtreibenden Nächten auf die Autositze. Erstaunlicherweise ist dies gar nicht so unbequem und man hat hier, etwas erhöht über dem Erdboden, zumindest eine spürbar bessere Luftzirkulation. Die Fliegen scheinen sich in diesem Klima nicht allzu wohl zu fühlen, denn ihre Anwesenheit lässt etwas nach, dafür terrorisieren uns allerdings nach Sonnenuntergang zunehmend Mücken. Gegen die finden wir aber auch eine Abwehrmaßnahme. Aufgestellte Räucherspiralen im Zelt (wir haben es schon lange aufgegeben dieses komplett zu verschließen) oder Auto, je nach Nachtlager, erweisen sich als recht wirkungsvoll. Deren Brenndauer ist allerdings auf ca. 4 Stunden begrenzt. Darauf werden wir durch die unverzüglich wieder herannahenden Quälgeister auch sofort hingewiesen und beherrschen das schnelle Auswechseln der Spiralen irgendwann im Schlaf, soweit man das Dahindösen überhaupt Schlaf nennen kann.
Die Sonne bestimmt dann am Morgen das Aufstehen, denn ist sie einmal über dem Horizont aufgetaucht, hält man es weder im Zelt noch Auto länger aus. Da dies meist noch sehr früh am Tag ist, verziehen wir uns dann oft noch etwas in den verfügbaren Schatten (hier haben die Sitzbereiche auf den Rastplätzen häufig viel bessere schattenspendente Schutzdächer, als zuvor) und widmen die etwas angenehmeren Morgentemperaturen dem Tagebuchschreiben oder den Berichten für diese Webseite. Wenn jedoch die Sonne höher steigt, drückt die Hitze dann so stark auf die Blechdächer, dass diese die Wärme auch nach unten ausstrahlen und wir uns nun doch schon bald auf den Weg machen, denn nun ist es im Fahrtwind doch besser auszuhalten und, wenn die Klimaanlage zu Hilfe genommen wird, erst recht.
Die Umgebung wird nach und nach immer grüner. Das bisherige stetige rötliche Grau, Braun oder Beige weicht immer mehr zurück und macht Platz für fast flächendeckendes hohes Gras und aus den niedrigen Büschen werden immer höhere Bäume. Eine Wohltat für die Augen. Und dann noch ein paar steile rote Felsen dazwischen - perfekt.
In Broome wendet sich der Highway nun mehr ostwärts. Nach den vielen Roadtrains zuvor, lässt der Verkehr wieder nach und die Einsamkeit hat uns wieder. Doch wirklich ganz allein sind wir auch hier nicht auf der Straße, nein, bei genauerem Hinsehen ist diese nämlich stellenweise übersät von Unmengen kleiner Heuschrecken. Ausweichen unmöglich, da bleiben einige auf der Strecke.
Leider sind die meisten Straßen der nördlichen Kimberley Region während der Regenzeit gesperrt, weil diese bei Regenfällen unmöglich oder viel zu gefährlich zu befahren wären. Selbst die unzähligen mit "Floodway"-Schildern markierten tieferen Stellen entlang der Hauptsstraße weisen auf die allerorts evtl. möglichen bedrohlichen Unwegsamkeiten hin. So entfällt also auch ein Abstecher nach Derby und, was noch viel ärgerlicher ist, auch ein Besuch der vielen kleinen Nationalparks der Region, die ebenfalls von November bis April geschlossen sind. Für uns bedeutet das, dass wir hier in Westaustralien leider keine Parks mehr besuchen können - somit hat sich unser Holiday Pass auch nicht wirklich rentiert. Schade, aber wir hoffen im Nothern Territority auf mehr Glück.
Also geht es nun auf dem Highway durch den Nordzipfel von Westaustralien weiter. Es bleibt auch weiterhin schön grün um uns herum und noch immer gespickt mit den vielen, vielen Termitenhügeln. Vermehrt zeigen sich eindrucksvolle Baobabbäume, die ihre Äste, wie Wurzeln ausbreiten und Flaschenbäume, mit ihren merkwürdig geformten Stämmen. Nur zwei Orte von Bedeutung liegen auf dem über 1000 km langen Weg von Broome bis nach Kununurra, dem letzten Ort auf dem Westaustralischen Territorium: Fitzroy Crossing und Halls Creek. Letzterer ist der etwas Größere von beiden.
Wir haben schon zuvor bemerkt, dass, je höher wir in den Norden kommen, auch die Besiedlung mit Aborigines zunimmt. Leider stimmt uns ihr Anblick weniger erfreulich, sondern eher traurig. Man sieht sie meist in kleinen Gruppen den Tag verbringen, indem sie im Schatten in den Parkanlagen oder im Umkreis der Läden hocken oder ziellos durch die Gegend schlendern. Hin und wieder wird jemand ausgeschickt, um im Supermarkt etwas zu besorgen, meist Chips und Cola - ungewohnterweise sind die Läden und selbst die Touristeninformation hier von massiven Gittern umgeben. Von Integration in das sonst übliche australische Leben ist nicht viel zu spüren. Nur sehr selten sieht man sie einer Arbeit nach gehen und wenn, fällt dies sofort auf. Selbst einfache Jobs werden eher von asiatischen Einwanderern ausgeführt. Es ist unübersehbar, die überwiegende Anzahl der Aborigines ist in diesem hoch entwickeltem Staat nur eine Randgesellschaft.
Sie wirken sehr unnahbar. Wenn man sie freundlich anlächelt und grüßt, wird man meist ignoriert. Alles sehr betrüblich. Es macht den Eindruck, als würde der Staat, um sein zu Recht schlechtes Gewissen zu beruhigen, die eigentlichen Ureinwohner des Landes zwar großzügig versorgen und ihn einige Vergünstigungen einräumen, was jedoch offensichtlich nicht dazu beiträgt, dass diese Menschen sich wirklich in die Gesellschaft einordnen können. Sie haben nun schon vor Generationen ihr ursprüngliches Leben aufgeben müssen und sich längst an die modernen Annehmlichkeiten, wie feste Häuser und moderne Elektronikartikel (Handys) gewöhnt und kaum einer hält noch an dem ursprünglichen Glauben und den Traditionen fest. Eine ernsthafte Beschäftigung haben nur die Wenigen, die zur Freude der Touristen, alte, schon längst nicht mehr benutzte rituelle Tänze aufführen oder künstlerisch tätig sind. Der Rest scheint sich zu langweilen und die Zeit mit übermäßigem Alkoholkonsum zu vertreiben. Später entdecken wir im Internet eine Reportage über diese Probleme - genau hier in diesem Ort: Halls Creek - das stimmt schon sehr nachdenklich! Das oben genannte sind natürlich unsere ganz eigenen bewerteten Eindrücke - doch können die so falsch sein ....?
Mit Kununurra erreichen wir seit Tagen dann wieder eine richtige Stadt mit allen Annehmlichkeiten: günstige Spritpreise und richtige Supermärkte. Doch richtig einkaufen könne wir leider nicht, denn in nur wenigen Kilometern werden wir die Grenze zum Northern Territority überqueren und dort wird uns wieder ein Quarantäne Checkpoint erwarten. Diesmal wollen wir schlauer sein und nicht wieder etwas einbüßen müssen, so wie zuvor im Süden, als wir nach Westaustralien eingereist sind. Also stehen wir gut vorbereitet kurz darauf am Grenzposten, futtern schnell noch die zwei letzten Apfelsinen, doch - niemand nimmt Notiz von uns. Kontrolliert werden nur die Fahrzeuge in der Gegenrichtung, hinein nach Westaustralien. Da soll einer nun schlau werden!
Mal sehen, was der Norden Australiens noch für Überraschungen für uns bereit hält!?