17. Dezember 2017 - 1. Januar 2018
Kathmandu - Gorkha - Pokhara
Geradelte Strecke: 293 km (Insgesamt 809 km)
Nach unseren ersten beschwerlichen Radelkilometern durch Nepal, ließen wir es uns während des kleinen Zwischenstopps in Kathmandu gut gehen. Auf weitere Besichtigungstouren haben wir verzichtet. Stattdessen wurden die Karten der Restaurants nach etwas Abwechslung in unserem Speiseplan durchsucht und ansonsten in unserem Guesthouse die Beine hochgelegt und die weitere Reiseroute durchdacht. Es ist sehr schwer Infos über interessante und machbare Radrouten in Nepal zu finden. Und wenn, dann sind sie nicht aktuell und man muss damit rechnen, dass sich in den letzten Jahren vieles verändert hat. Bestimmt hat das schwere Erdbeben 2015 einen grossen Anteil daran. Das Land ist eben eher ein Trekkinggebiet.
Wir wollen unsere Fahrt nun weiter Richtung Westen nach Pokhara fortsetzen und haben keinen Bock auf die zwar kürzeste aber auch verkehrsreichste Hauptverbindung, dem Prithvi Highway. Also versuchen wir unser Glück über nördlich davon gelegene Nebenstrecken, die sich auf diversen Internetkarten finden und uns hinein ins nepalesische Hinterland, fernab jeglicher Touristenströme, führen werden.
Gestärkt und gut erholt verlassen wir nun schon zum zweiten Mal die quirlige nepalesische Hauptstadt. Obwohl Sonntag ist, sind die Straßen voll und auch die Kinder unterwegs auf dem Schulweg. So richtig sehen wir hier mit der Bedeutung der Wochentage noch nicht durch. Nach unserem Eindruck scheint hier nur der Sonnabend am ehesten einem Wochenendtag zu gleichen. Da haben zwar dennoch Läden geöffnet, doch Banken und andere Institutionen sind offensichtlich geschlossen und man sieht die Familien sich auf den Dachterrassen unter der zahlreichen, zuvor auf selbigen Platz gewaschenen Wäsche, sich entspannen. Am Sonntag herrscht dann aber wieder überall geschäftiges Treiben.
So wuseln wir uns also mit dem Morgenverkehr mal auf größeren dicht befahrenen Straßen und mal durch winzig enge holprige Gassen Richtung Stadtrand und dann geht es auch schon hinauf. Den meisten Verkehr haben wir nun zum Glück los, der verpestet weiter im Kathmandutal die Luft.
Wir strampeln uns über 20 km weitere 600 Meter höher und erreichen so nach und nach fast die 2000 Metermarke. Den Aussichtsort Kakani lassen wir einfach rechts liegen - kein Bock auf zusätzliche Höhenmeter. Die von dort sichtbaren Berggipfel bekommen wir hinter der nächsten Kurve auch so zu sehen. Und schon geht es 30 km und 1500 m wieder hinab - grausam. Wieso? Die Piste schüttelt uns so richtig durch. Es gibt nur noch vereinzelt Reste von altem Asphalt, die darauf hindeuten, dass man hier mal richtig gut fahren konnte, ansonsten Staub, Schlamm und unendlich viele Löcher. Wenn wir jetzt schon gewusst hätten, dass uns diese Bedingungen nun weitere 5 Tage begleiten werden.
Hinzu kommen garstig gestimmte Hunde in der Nähe der Häuser. Das scheint hier von Region zu Region zu wechseln. Mal sind wir für die regelrecht unsichtbar und mal (zum Glück viel seltener) scheinen die nur auf uns zu warten. Unsere schlechte Erfahrung vom Beginn unserer Reise, lässt uns sehr sensibel darauf reagieren. Die Anwohner bemühen sich zwar meist uns vor ihnen zu schützen, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Oft müssen wir dann zu unseren eigenen Waffen in Form von handlichen Steinen greifen.
Den Bannkreis Kathmandus haben wir schon lange hinter uns und fahren, bzw. hoppeln auf immer schlechter werdenden Pisten dahin. Die Häuser in den Orten werden immer kleiner und einfacher. Nicht selten bestehen sie nur aus kleinen finsteren wellblechgedeckten Räumen. Meist stehen sie aneinandergereiht nahe entlang der staubigen Straße, während der restliche verfügbare Platz für den Anbau auf, mal größeren und mal winzigen, Terrassenfelder genutzt wird, die jedoch jetzt im Winter, während der hiesigen Trockenzeit, oft brachliegen.
In den Tälern wachsen hin und wieder Bananenstauden an denen große Fruchtbüschel, mit monströs aussehenden Blüten, hängen. Die Bananen sehen zwar nicht so schick aus, wie die in einem europäischen Supermarkt, sind kleiner und sehr fleckig, schmecken aber durchaus lecker - wenn nicht sogar besser. Leider können wir nicht selber ernten, denn die werden schon grün abgenommen und reifen dann nach, soviel Zeit haben wir nicht.
Das Vieh steht ganz nah am Haus und hat kaum Bewegungsraum. Das Futter wird ihm vor die Nase gelegt. Meist sind es Frauen, die es in riesigen Bündeln von weit herantragen. Die Nepalesen haben eine ganz besondere Tragetechnik, denn sie halten das ganze Gewicht mithilfe eines Stirnbandes. Ob deren dazu nötige Nackenmuskulatur schon von Geburt an besonders robust ist?
Hier kommt wohl nie ein Tourist vorbei und man wirft uns erstaunte Blicke zu. Doch immer wieder gibt es kleine Lädchen, aber nur mit einem sehr überschaubaren Angebot. Chinesische Nudelsuppen und Chipstüten sind immer darunter und mit Glück findet sich auch etwas anderes leckeres dazwischen. Trotzdem müssen wir uns damit abfinden, dass unser Speiseplan nur wenig Abwechslung bietet.
In etwas größeren Orten suchen wir nach Einkehrmöglichkeiten. Da Nepalesen gern mal außer Haus essen, ist dies auch in etwas größeren Dörfern verbreitet. Doch irgendwie haben wir häufig das Gefühl, als ob die Betreiber nicht wahrhaben wollen, dass wir tatsächlich etwas bei ihnen essen möchten und sie lassen sich dann, begleitet von ihrem typischen Kopfgeschaukel, etwas betteln. Auch sprachlich hat man in den abgelegenen Gebieten Mühe. Mit Englisch scheitert man oft.
Wenn wir uns dann aber an den bereitstehenden rustikalen Tischen und Bänken niederlassen, beginnt Koch bzw. Köchin auf einem kleinen Gaskocher etwas zusammenzurühren. Dal Bhat - Reis mit Linsentunke, Chowmein - Nudeln mit Gemüse und evtl. weiteren fleischlichen Zugaben sind die hauptsächlich angebotenen Speisen. Steht ein großer Kochtopf sichtbar am Strassenrand, gibt es MoMos - nepalesische Teigtaschen. Nicht selten ist das Essen so scharf, dass man denkt, es brennt einen den Hals aus. Doch bis jetzt ist uns alles bekommen und man wird schon für 1 - 2 Euro satt.
Serviert wird auf Blechgeschirr, welches am öffentlichen Dorfwasserhahn gespült wird. Wenn kein Fluss in der Nähe ist, wird hier auch die Wäsche gewaschen und sich geduscht. Letzteres allerdings zünftig verhüllt. Oft sieht man die Menschen mit ihren Wasserbehältern vor den Hähnen sogar anstehen. Fließendes Wasser in den Häusern oder gar Badezimmer steht nur einem kleinen Teil der Bevölkerung zur Verfügung und natürlich den Touristen in ihren Unterkünften.
Wir vermeiden es das Wasser aus den Leitungen zu trinken. Benutzen es nur abgekocht und zum Waschen. Viele Plakate weisen die Bevölkerung darauf hin, dies ebenfalls zu tun. Kleine Mineralwasserflaschen kann man für etwa 20 Eurocent bekommen. Daraus entsteht aber ein Problem, denn wenn diese geleert sind, liegen sie dann, mangels Müllentsorgungsplätzen, unschön am Straßenrand herum. Auch wir wissen oft nicht, was wir mit unserem Müll machen sollen. Erfreulich stellen wir dann aber fest, dass man in einigen (wenigen) Orten Mülleimer bereitstellt. Bloß was machen die mit dem Inhalt? Die häufig aufsteigenden Rauchschwaden, verbunden mit einem unangenehm beißenden Geruch lassen angesichts der Müllproblematik nichts Gutes ahnen.
Wir kämpfen uns weiter voran. Die Piste verlangt alles von uns. Oft kommen wir nur schiebend und mit viel Mühe vorwärts und schaffen am Tag gerade mal 20-30 Kilometer. Es geht auf und ab durch ein hügeliges Bergland. Eine Straße kann man das eigentlich nicht nennen. Eher gleicht es einem üblen Forstweg. Mal wuchten wir die Räder durch tiefe Spurrinnen in staubigem Lehm, mal patschen wir durch klitschigen Schlamm oder müssen gar kleine Flüsse durchqueren und drecken so richtig ein.
Doch weit gefehlt, zu glauben hier wäre man allein unterwegs. Nein, hier verkehren klapprige Busse zwischen den Orten und Laster transportieren ihr Gut von A nach B und geben der Piste noch den letzten Rest. Die Fuhren gleichen Himmelfahrtskommandos. Da wird einem vom bloßen Zuschauen schon angst und bange, wenn man diesen beim Herumkurven zusieht, denn meistens tun sich neben den Straßen zudem noch tiefe Abgründe auf. Ohne Vierradantrieb würde man nicht weit kommen und einige der Gefährte sehen wir auch auf der Strecke mit schlimmem Materialschaden stehen. Auch unseren Rädern bekommt diese Materialschlacht nicht und wir müssen weitere Schäden beklagen. Aber diese sind zum Glück zu händeln.
Unglaublich, mit welcher scheinbaren Gelassenheit die Anwohner in all diesem Dreck, der jedes Mal aufgewirbelt wird, wenn etwas vorbeifährt, leben. Die Gewächse beugen sich tief unter ihrer staubigen Last. Wir wollen gar nicht erleben, wie es während der Regenzeit hier zu geht. Ein Vorwärtskommen mit Fahrrädern ist dann eigentlich kaum noch vorstellbar. Doch scheinbar immer, wenn die Motivation zu sinken scheint, postiert Nepal am Horizont ein paar schön anzuschauende Schneegipfel und man ist von der Mühsal wieder etwas abgelenkt. Und so geht es vorbei am Manaslu und auch das Annapurnagebiet kommt in Sichtweite.
Ja, dass es dieses Bergangebot hier gibt, haben wir vorher schon gewusst. Dass aber Nepals Straßennetz so grottenschlecht und radfahrunfreundlich ist, hätten wir uns dann doch nicht vorgestellt. Manchmal liegen eben Freud und Leid ganz nah beieinander und zu den schönen Dingen am Rande: es findet sich Abend für Abend ein nettes Plätzchen, wo wir unser Zelt aufschlagen können. Die Nächte sind lang im Dezember und so können wir uns ausgiebig, immerhin mehr als 12 Stunden, in unser "Heim" verkriechen und neue Kraft tanken.
Sicher wird das schlimme letzte Erdbeben, dessen Epizentrum in dieser Region lag, einiges an Zerstörung gebracht haben. Es wird viel gebaut. Vermutlich auch dank vieler Spendengelder. Neue Häuser entstehen und auch an der Straße wird herumgewerkelt. Meist an Stützmauern. Vor den Häusern ist man oft damit beschäftigt Steine zu Schotter zu klopfen. Doch können wir uns nicht vorstellen, dass hier irgendwann einmal eine dauerhaft befahrbare Straße entstehen soll. Wenn ihr jemals davon erfahren solltet, dann sagt uns Bescheid. Vielleicht kommen wir dann wieder, aber vorher auf keinen Fall.
Nach 5 Tagen Plackerei haben wir die Nase gestrichen voll und freuen uns wie irre auf unser Etappenziel. Die alte Königsstadt Gorkha liegt im Zentrum Nepals in etwa 1000 m Höhe an einem Berghang. Je näher wir kommen, um so öfter sieht man in den Orten größere und vor allem knallbunte neu gebaute Häuser. Hier hat wahrscheinlich ein Sohn der Familie sein Glück in der Stadt gemacht und der heimischen Familie zu etwas Wohlstand verholfen. Der Kontrast zwischen den kleinen finsteren Hütten und dem neu Erbauten ist enorm. Die Architektur der Neubauten ist recht geschmackvoll. Häufig zieren Balkone und Terrassen die Häuser und auch die Fassaden sind ansprechend gestaltet. Ein besonderes Merkmal ist, dass meist die Baufläche sehr gering ist und man dafür in die Höhe baut. 5 Etagen sind nicht selten und dadurch entsteht der Eindruck von lauter kleinen Hochhäusern. Hoffentlich sind die auch erdbebensicher!
Nach 200 km Schinderei geht die Piste urplötzlich in eine schmale Asphaltstraße über. Die letzten 5 km bis Gorkha können wir am Stück auf dem Sattel sitzend zurücklegen. Dass auch diese Straße stellenweise brüchig ist, übersehen wir großzügig. Doch bei unserer Ankunft in Gorkha wird unser Glücksgefühl wieder etwas gebremst. Die Stadt macht überhaupt keinen einladenden und sehenswerten Eindruck. Auf der staubigen Hauptstraße bestimmt lautstark der Verkehr das Geschehen. Doch an eben dieser stellt sich ein größeres Hotel wider Erwarten als bezahlbar heraus und nimmt uns auch nicht übel, dass wir jede Menge Pistendreck hereinschleppen.
Nach einer Großreinigung und ausgeruht machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg zur Festungsanlage. Schon innerhalb der Stadt, die an einem Berghang liegt, geht es auf und ab. Zur Festung führen dann unzählige und nicht enden wollende steile Treppen, schweißtreibend 350 m weiter hinauf. Kein Wunder, dass diese Anlage als uneinnehmbar galt. Sie ist eine Mischung aus Festung und kleinen Tempeln. Die alte Königsstadt ist für viele Hindus in Nepal ein bedeutender Ort, quasi das historische Herz ihres Landes und somit ein wichtiger Pilgerort, an dem zu besonderen Anlässen auch Tieropfer dargebracht werden, was man unübersehbar auch an den blutigen Steinen in der Anlage sieht. Auch hier ist alles sehr baufällig und vieles eingerüstet. Kunstvolle Holzschnitzereien lassen aber noch etwas von der ehemaligen Pracht erahnen und zudem hat man eine fantastische Sicht auf die Berge des Himalaya. Obwohl die Stadt unten selber kaum den Eindruck eines Touristenortes machte, trifft man hier oben dann doch auf ein paar wenige von ihnen. Auffällig ist, dass viele Soldaten das Gelände bewachen.
Nachdem wir die vielen Treppen wieder hinabgestiegen sind, pflegen wir am nächsten Tag im Hotelzimmer unseren kleinen Muskelkater von den ungewohnten Strapazen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie einseitig man beim Fahrradfahren seinen Körper belastet. Einige Muskelgruppen scheinen dabei regelrecht zu verkümmern. Und das sogar dann, wenn man die Tage zuvor das Gefährt überwiegend nur schiebend vorwärts bewegt hat!?
Nach den eingelegten Ruhetagen in Gorkha machen wir uns am Morgen des Heiligabends wieder auf den Weg. Länger wollen wir in der Stadt nicht bleiben, weihnachtlich ist hier ohnehin nichts - kein Wunder, denn im Hinduismus feiert man dieses Fest nicht. Diesmal gehen wir aber keine Experimente ein und benutzen für unsere Weiterfahrt nach Pokhara ganz schnöde, die von allen befahrene Hauptstraße. Zunächst rollt es in ungewohnt rasanter Fahrt kurvenreich 20 km hinab. Das Flusstal, durch das es dabei geht, ist recht schön, doch der Genuss hält sich in Grenzen, da wir dem Verkehr viel Aufmerksamkeit schenken müssen. Doch es könnte schlimmer sein. Dann stoßen wir auf den bisher von uns verschmähten Prithvi Highway, eine wichtige Verkehrsader des Landes. Highway bedeutet in diesem Fall eine Landstraße, die in jede Richtung Platz für eine Fahrspur hat. Seitenstreifen - Fehlanzeige.
Wir versuchen Kilometer zu machen, um uns nicht länger, als nötig auf dieser Strecke aufhalten zu müssen. Angenehm ist es nicht, eben halt der ganz gewöhnliche nepalesische Straßenalltag. Rostige, fähnchengeschmückte Lastwagen, voll beladene und stinkenden Qualm ausstoßende Busse und knatternde Motorräder sind unterwegs. Nun gibt es auch wieder mehr normale Pkws, die sich auf die abseits gelegenen Pisten nicht trauen und mittendrin hin und wieder ein klappriger Radfahrer - damit meinen wir nicht uns, sondern einheimische und oft ebenso beladene Drahteselbenutzer. Dem ständigen Gehupe können wir mittlerweile sogar etwas Positives abringen, denn meist gilt es nur als Signal, dass da jemand überholen möchte. Und das ist doch schön zu wissen, weil von alleine würden wir da nie drauf kommen. Nur selten will man uns damit tatsächlich von der Straße scheuchen.
Und so geht es auf und ab durch zumeist weite Flusstäler. Am Ufer eines dieser verbringen wir den Weihnachtsabend im Zelt bei Nudelsuppe und Tee und liegen zur Bescherungszeit schon lange in den Schlafsäcken.
Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen schallt uns neben dem gewohnten "Namaste" doch tatsächlich ein "Merry Christmas" entgegen - wie schön. Am selben Abend erreichen wir Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals und pünktlich zur heimischen Gänsebratenzeit können wir zumindest per Internet mit der Familie zusammen sein. Jetzt müsste nur noch jemand erfinden, dass man sich auch online ein paar Leckerbissen zureichen kann.
Pokhara ist nur reichlich halb so groß, wie Dresden und steht in touristischem Hinblick dem viel größeren Kathmandu aber in nichts nach. Auch hier gibt es ein touristisches Zentrum, in dem sich Hotels, Gasthäuser, Restaurants, Cafés und jede Menge Shoppingmöglichkeiten aneinanderreihen. Ausgangsort vieler Trekkingtouren ins Annapurnagebiet, bietet es sich an, ein paar entspannte Tage zu verbringen. Eben um mal Urlaub vom Urlaub zu machen - das muss ja auch mal sein. Über den Jahreswechsel sind die angebotenen Zimmer knapp und auch nepalesisch untypisch teuer. Doch wir finden was Passendes und richten uns für ein paar Tage ein.
Die Stadt liegt in einem grünen Tal am Ufer eines Sees. Die hohen schneebedeckten Himalayagipfel scheinen zum Greifen nah. Fast schon unheimlich, dass wir nun schon seit Wochen nahezu immer beste Blickverhältnisse haben. Von ein paar vernebelten Vormittagen mal abgesehen, gab es jeden Tag strahlenden Sonnenschein. Oft liest man in Reisebeschreibungen von wolkenverhangenen Bergen. Das ist uns nicht passiert - stets ungetrübter Aussichtsgenuss. Da erweist sich die jetzige Jahreszeit wahrscheinlich als sehr vorteilhaft.
Die liebste Beschäftigung aller Besucher, ist ein Bummel über die Hauptstraße des Touristenzentrums oder entlang des Sees auf dem befestigten Uferweg. Hier kann man sich in einer der zahlreichen Einkehrmöglichkeiten wunderbar verköstigen und bei einem Bierchen den Sonnenuntergang genießen. Viele mieten sich ein Paddelboot, um auf dem See herum zu schippern und einen Schrein auf einer kleinen Insel anzusteuern. Andere drehen mit Gleitschirm oder Leichtflugzeug eine Runde und begutachten das Treiben von oben. Nach desgleichen steht uns allerdings nicht der Sinn.
Wir unternehmen jedoch ein paar kleine Ausflüge in die Umgebung der Stadt. Einer führt uns auf der Südseite des Sees auf einen Hügel hinauf zur Friedenspagode, einer modernen weißen Stupa. Dies ist weniger ein Pilgerziel, als ein beliebter Aussichtspunkt auf die Umgebung. Doch schön anzuschauen ist sie schon, wie sie da am Ende einer langen weißen Treppe thront.
Eine weitere kleine Wanderung bringt uns noch höher hinauf. Nämlich zum knapp 1600 m hohen Sarangkot, dem „Hausberg“ der Stadt. Auf dem steilen Weg vom Seeufer hinauf sind wir nahezu allein unterwegs und begegnen nur ein paar Anwohnern, auf ihrem Weg zwischen den vereinzelten Hütten und Höfen. Doch oben sind wir inmitten vieler Ausflügler, die mit dem Auto hinauf gekommen sind, um sich genau wie wir von der atemberaubenden Aussicht auf den knapp 7000 m hohen Machapuchare, dem heiligen Berg, und das ihn umringende Annapurnamassiv, beeindrucken zu lassen. Auch auf dem Abstieg ist der Weg wieder einsam und verlassen, doch nun schweben über unseren Köpfen unzählige bunte Gleitschirme, die sich im Minutentakt von einem Startplatz unterhalb des Gipfels in die Lüfte schwingen.
Viel näher werden wir Nepals Bergen nun nicht mehr kommen. Unseren Plan, evtl. eine Trekkingtour zum Annapurna Basecamp zu unternehmen, verschieben wir. Dazu haben wir momentan einfach nicht die richtige Ausrüstung. Vielleicht kommen wir ja irgendwann nochmal wieder und bringen dann Wanderstiefel und Rucksack mit - wer weiß.
Was wir zuvor auch nicht wussten, dass die letzten Tage eines Jahres in Pokhara ein Straßenfest stattfindet mit verschiedenen Kultur- und Konzertveranstaltungen, vielen Essens- und Kunsthandwerksständen sowie Musik und Tanz auf den, für den Verkehr gesperrten Straßen. Also viel Trubel in der Stadt und für die richtige Stimmung in der Silvesternacht ist gesorgt. Den letzten Sonnenuntergang des Jahres genießen wir am Seeufer bei einem Bierchen. Danach ziehen wir uns aber mit einem Fläschlein Wein in unser Zimmer zurück und überlassen das Party machen anderen. Obwohl es am Tag keine Knallereien gab, steigen um Mitternacht doch ein paar Raketen in den Himmel und begrüßen das neue Jahr.