15. - 29. August 2018
Östersund - Söderhamn - Gävle - Stockholm - Nynashamn
Geradelte Strecke: 963 km (Insgesamt 3717 km)
Mitten im Lierne Nationalpark passieren wir die Grenze nach Schweden. Hüben, wie trüben eine einsame Gegend, wenig Verkehr und nur ab und zu eine kleine Ansiedlung. Erst nach 2 Tagen erreichen wir einen Ort mit Geldautomat und die Besiedlung wird wieder dichter.
Es geht Richtung Stockholm, also immer weiter südwärts und dadurch werden die Nächte nun zunehmend wieder dunkler. Erst mal etwas ungewohnt, sich wieder darauf einzustellen, dass nun nach Sonnenuntergang nicht mehr ausreichend Tageslicht verfügbar ist. Blöd, wenn man nichts mehr sieht, das Essen noch in der Pfanne ist und das Zelt noch nicht steht. Doch schnell regelt sich das wieder ein.
Nach der abwechslungsreichen Landschaft in Norwegen, ist diese nun in Schweden eher etwas fade. Nichts als Wald um uns herum. Schon schön, aber eben bissel langweilig.
Nach dem ungewöhnlich warmen und vor allem trockenen Sommer hat das Land nun allerdings ein paar Bäume weniger. Auch wir bekommen die Auswirkungen der vielen Waldbrände in den vergangenen Wochen zu sehen und kommen durch betroffene Gebiete. So mancher Häuslebesitzer ist mit einem Schrecken davon gekommen, denn, wie durch ein Wunder, scheinen die Brände um Gebäude dabei einen Bogen gemacht zu haben. Doch sicher hatte dieses Wunder dabei einen Feuerwehrschlauch in der Hand. Die unmittelbare Umgebung dürfte sich jedoch nun schlagartig verändert haben. Noch hängen verglühte rotbraune Nadeln an den Bäumen, doch schon bald werden auf der verkohlten Erde nur noch kahle Stämme aufragen. Wie trostlos!
Eine Nacht verbringen wir auf einem Rastplatz am Seeufer. Auch hier hat ein Feuer unmittelbar am Rand der Anlage gestoppt. Die Brandgrenze verläuft haarscharf um unsere Schutzhütte herum. Komisches Gefühl.
Ungeachtet der wetterlichen Widrigkeiten hat, wie gewohnt, die Pilzsaison begonnen. Überall stehen sie rum. Es gibt so viele Essbare, dass die Giftigen kaum eine Rolle spielen. Manche sind riesig, man muss gar nicht nach ihnen suchen, sondern braucht sich nur die Besten rauszusuchen. Wieder etwas, dass unseren Speisezettel ergänzt und mitten in der „Outdoor-Küche" wächst. Mathias ist allerdings so gar nicht für diesen Gaumenschmaus zu begeistern. Zum Glück für ihn, gibt es in den hiesigen Läden ja aber noch Köttbullar und die leckeren schwedischen Haferkekse.
Die Gegend ist einfach zu befahren, es gibt nur wenige leichte Anstiege und wir können Kilometer machen. Nicht selten geht es dabei auf den Nebenstraßen auch mal über grobe Schotterpisten.
Und dann läuft uns doch noch ein Elch, im wahrsten Sinne des Wortes, über den Weg. Ziemlich spät begreift er erst, was sich da nähert - so ohne Motorlärm - und er weiß vor Schreck nicht so richtig wohin. Die Geschöpfe sind aber auch gestraft mit ihrem riesigen Geweih, denn damit kann man nicht mal eben schnell im Unterholz verschwinden. Da war es nun also, unser nordisches Elcherlebnis - oder war es etwa wieder kein Echter!?
Die Schweden sind recht kontaktfreudig. Wir werden öfter angesprochen und nach dem woher und wohin befragt. Wie auch schon in Norwegen sind gute Englischkenntnisse sehr verbreitet. Kaum einer, der es nicht kann, selbst ältere Leute haben ein paar Vokabeln zur Hand.
Die typischen skandinavischen Holzkirchen haben wir schon reichlich auf dieser Reise gesehen, doch fällt uns hier im Lande auf, dass bei einigen Kirchen die Glockentürme ungewohnterweise frei neben dem Hauptgebäude stehen.
Das Wetter ist nun ausgesprochen wechselhaft. Sonne und Regen wechseln sich munter ab. Doch kommen wir halbwegs trocken durch den Tag, denn wir können mehr als einmal einen kurzen Schauer in einem der zahlreichen Wartehäusel am Straßenrand aussitzen. Diese sind vor allem in den dörflichen Gegenden oftmals nett zurechtgemacht. Dann sind sie schon mal mit Blumen geschmückt, hängen Gardinen an den Scheiben oder Bilder an den Wänden. Da kann man sich richtig wohlfühlen, wenn man auf den Bus oder wie wir auf die Sonne wartet.
Glücklicherweise regnet es sich aber meist über Nacht aus und auch das eine oder andere Gewitter tobt sich dann schon mal über uns aus. Häufig hängt dann am Morgen eine Nebeldecke über dem Land, durch die sich dann aber mit Erfolg die Sonne einen Weg sucht und so werden uns auch noch einige sonnige Stunden bescherrt, auch wenn es nun nicht mehr ganz so mollig warm ist. Nun ja, es wird immer deutlicher, dass hier im Norden der Herbst mit großen Schritten naht. Also schnell wieder in den Süden, auch wenn uns von dort ein fieser Wind entgegen weht.
Nach 9 Tagen auf schwedischen Straßen erhaschen wir einen ersten Blick auf die Ostsee und weitere 3 Tage später nähern wir uns Stockholm. Ein Vorort folgt dem nächsten, lauter schicke, teuer wirkende Nobelwohngebiete entlang der Küste. Fast ununterbrochen auf Radwegen gelangen wir ins Zentrum - schön, wie es so am Meer liegt. Touristen bevölkern die Straßen und Plätze. Es wird viel gebaut. Wir machen ein paar kurze Fotostopps und verlassen die Stadt sogleich wieder an ihrem Südende, denn unser Ziel ist der etwa 60 km entfernte Hafen von Nynäshamn.
Wir haben Pech, denn ausgerechnet an dem von uns geplanten Tag fährt die Fähre wegen technischer Probleme nicht, sodass wir gezwungen sind noch etwas herumzutrödeln, um uns die Zeit zu vertreiben.
Doch dann ist es so weit. Ende August schauen wir an Bord der Fähre, wie im Sonnenuntergang die Küste Schwedens verschwindet. Die Nacht verbringen wir auf dem Deck, in einem einigermaßen windstillen Eckchen, gut verpackt in unseren Schlafsäcken. Die Bootsmannschaft staunt über unser Vorhaben, da alle anderen Reisenden, wenn sie nicht gar in einer Kabine schlafen, zumindest sich in den inneren Räumlichkeiten des Schiffs einen Platz gesucht haben. Doch hier sind wir ungestört - über uns der Sternenhimmel.