Dänemark

25. Juni - 3. Juli 2018bikeroute

Flensburg - Esberg - Hirtshals

Geradelte Strecke: 583 km

Schneller als gedacht, haben wir uns nach unserem zurückliegendem Indientripp wieder an die europäischen Annehmlichkeiten gewöhnt. Der Sommer legt sich dieses Jahr hier zu Lande auch mächtig ins Zeug, um uns die Heimat so richtig nett zu machen. 

Die nächsten großen Reisepläne stehen schnell fest: im Herbst soll es nach Neuseeland gehen. Bis dahin wollen wir aber erstmal das günstige Wetter in Europa nutzen und den Rest des Sommers uns im Süden Skandinaviens ein bissel die Waden lockern. In den kommenden knapp drei Monaten möchten wir nun zunächst durch Dänemark und danach durch Norwegen und Schweden radeln.

Hallo, ihr Trolle - wir kommen!

Dänemark, als Reiseland hatte uns bisher immer nur ein müdes Lächeln abgerungen. Nur flaches Land und noch dazu ein teures Pflaster - das war nicht wirklich attraktiv für uns. Doch nun liegt es auf unserer Route und so wollen wir uns das nördliche Anhängsel Deutschlands eben mal angucken und unsere Meinung zu dem Land überprüfen.

Ende Juni erreichen wir nach 10 stressigen Stunden im Zug unseren Startpunkt im Norden Deutschlands. Von Flensburg aus geht es schnurstracks zur dänischen Grenze. Es ist Mathias' Geburtstag und nach ein paar trüben Tagen zuvor, strahlt die Sonne wieder so, wie sie es nun schon, völlig untypisch für europäische Verhältnisse, seit Wochen tut. Wenn das mal kein guter Start für unsere Reise in den Norden ist!

oe4 1 1Die Grenze könnte man glatt übersehen, wenn nicht zuvor auffallend viele Supermärkte die Straße säumen würden. Auf den Parkplätzen davor werden volle Einkaufswagen zu Autos mit dänischen Kennzeichen gekarrt und vor allem jede Menge Alkoholisches verschwindet in den Kofferräumen. Wussten wir es doch: Dänemark wird teuer! Da unsere Ladekapazität eher begrenzt ist, können wir nichts bunkern, also: Augen zu und durch.

Unser erstes Ziel ist der Nordzipfel Dänemarks, um dort vom Fährhafen in Hirtshals nach Norwegen überzusetzen. Dazu haben wir drei Möglichkeiten: die westliche Nordseeküste, die östliche Ostseeküste oder mitten durch Jütland. Wir entscheiden uns für die Nordseeküste. Warum? Fragt unseren Bauch!

Also los gehts. Noch am ersten Tag stehen wir an der Nordsee. Der Küste werden wir nun dem ausgeschilderten Radweg EV 12 - "Nordseeküste" eine Woche lang etwa 600 km folgen.

Anfangs führt er uns durch grasbewachsene Hügel. Dünen, Dünen und Dünen. Und mittendrin verstreut unzählige Ferienhütten in allen Größen. Vom Meer ist nur wenig zu sehen. Nur kleine Orte am Wegesrand. Oft geht es über Schotterpisten, unzählige Weidezäune müssen geöffnet und wieder geschlossen werden und zeitweise schlingern wir durch tiefen Sand. Nein, da sind die dänischen Radwegefinder nicht kleinlich. Der Wegverlauf geht oft im Zickzack dahin. Ab und zu mogeln wir und kürzen auf den nahen, meist ruhigen Straßen ab. Hier und da umfahren wir kleine Fjorde und setzen einmal mit einer Fähre über. So geht es auch durch den schönen ruhigen Nationalpark Thy.

oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1Weiter nördlich gibt es mehr Ausblicke auf die Küste. Die präsentiert sich sehr ansehnlich, mal mit kilometerlangen Sandstränden - weit und flach und dann wieder mit steil aufragendem felsigen Ufer. Überhaupt offenbart sich die Küste erfreulicherweise unverbaut und wild. Keine Strandkörbe, kaum größere Ansiedlungen oder gar Hotelanlagen. oe4 1 1Hin und wieder findet man alte Bunkeranlagen. Einige sind zur Besichtigung ausgebaut und mit Informationstafeln versehen. Als bekennende Fans der Olsenbande, lassen wir es uns natürlich nicht entgehen die Bunkeranlage an einem Badestrand bei Hanstholm zu besichtigen, die als Filmkulisse gedient hat. Bissel Kultur muss ja auch mal sein.

oe4 1 1Was uns aber Dänemark von Anfang an ins Herz schließen lässt, sind die zahlreichen Biwakplätze. Im ganzen Land verteilt hat man kleine Plätze hergerichtet: mitten im Wald, am Strand oder an kleinen Häfen. Meist mit Biwakhütten, Bänken, Feuerstellen und Toilettenhäuschen. Eigentlich als Übernachtungspätze  für Wanderer gedacht, sind sie für Radler natürlich ebenso passend. Manche sind etwas versteckt und nicht leicht zu finden. Hier helfen Karten aus dem Internet. Auch Wasser ist nicht immer vor Ort, dass muss dann zuvor "getankt" werden. Wir bauen aber überwiegend unser Zelt auf, um so nervigem Fliegzeug zu entfliehen. Anfangs sind die Plätze noch ziemlich verwaist, doch mit Beginn der hiesigen Ferienzeit gibt es dann schon ein paar Begegnungen mit anderen Herumtreibern. Mit solch einem Angebot an schönen kostenfreien Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur hätten wir mitten in Europa nie gerechnet und sind schlichtweg begeistert.

oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1Der diesjährige Sommer läuft wieder zu Hochform auf. Sonne satt - und das im wahrsten Sinn des Wortes. Die Sonne geht erst kurz vor Mitternacht unter und das Abendrot geht fast nahtlos ins Morgenrot über. Richtig dunkel wird es nicht. Fast unbeschwert radeln wir so immer weiter Richtung Norden, fast, wenn da nicht dieser blöde Wind wäre. Unverdrossen bläst er Tag für Tag über das platte Land - und natürlich stets von vorn.

oe4 1 1 oe4 1 1 oe4 1 1Was ist nun aus unserer vorgefassten Meinung über Dänemark geworden? Prinzipiell ist sie so geblieben: platt und teuer. Aber wir können sie nun auch positiv ergänzen. Das kleine Land ist durchaus eine Reise wert. Viel Platz für schöne Natur, einfach zu bereisen und zum lockeren Einradeln geeignet. Das besondere Highlight für uns bleiben aber die tollen Biwakplätze. Damit hat uns das Land so richtig überrascht und schon deshalb würde sich ein erneuter Besuch lohnen. Wir haben ja auch nur einen Teil kennen lernen können.

oe4 1 1Doch jetzt freuen wir uns erstmal auf Norwegen und auf Berge.