1. - 9. Juni 2014
Ait Ben Haddou - Beni Mellal
Geradelte Strecke: 397 km (Insgesamt 1390 km)
Nach dem Ruhetag in Ouarzazate rollen wir mit zunächst noch müden Beinen wieder raus in die Wüste. Unser nächstes Ziel ist aber nicht weit.
Am Abzweig nach Ait Benhaddu sind wir den größten Teil des Verkehrs los, auf der schmalen Straße verkehren fast nur noch Taxis, natürlich uralte von Mercedes.
Nach einer letzten Hügelkette taucht dann plötzlich das Panorama, des durch die Filmindustrie bekanntgewordenen Ortes auf. Mit seiner noch einigermaßen gut erhaltenen Lehmbausiedlungen gehört er zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Wir finden im neuen Teil des Ortes ein prima Zimmer mit dem bisher besten Preis-Leistungsverhältnis und erkunden am Nachmittag das alte Dorf. Es besteht aus mehreren eng aneinander gebauten und ineinander verschachtelten Wohnburgen aus Lehm.
Auch auf Grund seiner Hanglage hat das ganze etwas von einer Festung. Ait Benhaddou war für viele Hollywood-Filme schon die Kulisse. Es wird inzwischen von vielen Touristen besucht und hat sich entsprechend entwickelt. An jeder Ecke hoffen Souvenirhändler auf ein Geschäft mit uns, aber die Horrorgeschichten von aufdringlichen Horden können wir nicht bestätigen.
Zwei weitere Tage sind wir noch mit einigem Auf und Ab im Flusstal unterwegs. In den Dörfern, oft auf der anderen Talseite gelegen, können wir noch viele mehr oder weniger zerfallene Kasbahs entdecken. Oft ergibt sich dann ein typisches Marokko-Fotomotiv.
Dann können wir vor uns an den Hängen die Nationalstraße über den Tizi-n-Tichka Pass sehen. An der Einmündung waren wir bereits 2100 Meter hoch, so dass fast nichts mehr zu tun war, um zur Passhöhe auf 2260 Metern zu gelangen. Gut, dass wir die meisten Höhenmeter in dem ruhigen Tal gewinnen konnten, denn auf der Nationalstraße sind schon recht viele Busse und schwere LKW unterwegs und Seitenstreifen gibt es keinen.
Jetzt haben wir eine spektakuläre Abfahrt vor uns, die sich noch endlos in einem engen Tal dahin schlängelt und erst nach 35 Kilometern mit dem Anstieg zu einem kleinen Pass, dem Tizi-n-Ait-Imguer (1470 m) endet.
Eine schnelle Abfahrt bringt uns nach Touama, wo wir eine Runde auf dem Wochenmarkt drehen und natürlich mit unseren Fahrrädern verstohlen bestaunt werden.
Wir bestellen an der Hauptstraße ein Frühstück - zu Einzelheiten unseres Wunsches sind wir sprachlich nicht in der Lage. Aber man ist eifrig bemüht unserem Anliegen nachzukommen und wir staunen nicht schlecht, was die Einheimischen so zum Frühstück verzehren - Linsenbrei!
Nur durch Zufall entdeckt Mathias einen Abzweig mit Wegweiser nach Sidi Rahal. Das ist genau unser Weg und erspart uns die längere Strecke über Ait Ourir.
Es geht recht easy durch das dem Großen Atlas vorgelagerte Hügelland. Auch hier ist gerade die Getreideernte in vollem Gange und fast alles wird noch mit mittelalterlicher Handarbeit verrichtet.
Wir stoßen auf die Straße Marrakesch - Demnate und vor uns liegt eine verdammt eintönige Ebene. Doch es rollt ganz gut. Der Wind verhält sich neutral, bläst stark von rechts, so dass er manchmal schiebt und manchmal bremst.
Nach langem Suchen finden wir im Tal des Lakhdar eine herrliche Lagermöglichkeiten. Der Fluss führt gerade abklingendes Hochwasser, was enorm schnell zurückgeht, aber uns die Möglichkeit der ersten richtigen Wäsche nach drei Tagen bietet. Aus Angst vor erneuten Regen in den weit entfernten Bergen, zelten wir aber lieber in sicherer Entfernung.
Wir machen einen Abstecher zu den Wasserfällen von Ouzoud. Bei unserer Suche nach einer Bleibe erschreckt Mathias den Esel eines alten Mannes, welcher dadurch auf die Straße fällt und seinen Ärger darüber energisch kundtut. Zum Glück scheint er sich aber nicht sehr verletzt zu haben und wir suchen schnell das Weite.
Im Zebra-Camping beziehen wir einen ruhigen Bungalow. Der von Holländern geführte Platzes bietet für unseren Ruhetag allen Komfort - herrlich!
Dummerweise ist gerade Wochenende und da sollen die Wasserfälle von marokkanischen Touristen überlaufen sein. So machen wir uns mit gemischten Gefühlen zur Besichtigung auf.
Aber es ist schon ein ganz nettes und interessantes Fleckchen. An jeder möglichen und unmöglichen Stelle in der Schlucht wurde ein Restaurant hin gebastelt, um die Besucher abzufangen. Das viele Grün in der wilden Schlucht ist ein willkommener Kontrast zu dem graubraunen Staub der letzten Wochen.
Die Fahrt dann nach Beni Melal ist sehr kräftezerrend und braucht mehr Zeit, als gedacht. Die erste Steigung beginnt schon in Ouzoud und hört den ganzen Tag nicht mehr auf.
Als wir dann in der Nachmittagshitze noch einen besonders harten Anstieg zur Straße Azilal - Afourer bewältigen müssen, war uns schon lange klar, dass wir es nicht mehr bis zum Abend nach Beni Mellal schaffen würden. Da bieten sich auf der unscheinbaren Passhöhe genügend Möglichkeiten, um im Unterholz zu verschwinden. Wir zelten direkt neben einem vielbegangen Viehtrieb und die meisten Hirten bemerken unser Versteck nicht.
Am Morgen folgt dann die Belohnung für die Mühsal des Vortages. Wir starten mit einer 15 Kilometer langen Abfahrt nach Afourer, das direkt am Fuß der Berge liegt, in denen wir übernachtet haben. Schon bald ist dann auch Beni Mellal erreicht.
Wir haben nun den Hohen Atlas endgültig hinter uns gelassen.