24. - 27. Mai 2014
Rich - Agoudal
Geradelte Strecke: 236 km (Insgesamt 823 km)
Das Tal des Ziz, dem wir nun folgen, ist eine breite Senke, eingerahmt von kahlen Bergen. An vielen Stellen stehen alte verlassene Kasbahs, welche von Mathias neugierig inspiziert werden. Viel zu entdecken ist natürlich nicht, aber in wenigen Jahren, werden diese Lehmbauten, wie auch so manches Wohngebäude in der Umgebung nur noch lehmige Hügel sein.
Auf der Straße nach Amellago treibt uns eine dunkle Regenfront und Donnergrollen in dem Bergmassiv rechts von uns zur Eile. Mit kräftigem Rückenwind erreichen wir rechtzeitig im Ort eine Auberge, noch ehe ein kräftiger Gewitterregen nieder geht.
Der Wirt des Hauses ist völlig überrascht - nein, nicht über unser Erscheinen, sondern über den Regen, der nach seiner Aussage der erste seit etwa einem Jahr wäre. Kurzentschlossen übernachten wir in der, im Kasbah-Stil erbauten und mit einem gemütlichen Garten versehenen Auberge.
Bis zum Anfang der Assoul-Schlucht durchfahren wir noch mehrere zusammenhängende Ortschaften So etwa 10 Kilometer winden wir uns mit der Schlucht immer höher. Da jeder Quadratmeter des Talbodens landwirtschaftlich genutzt wird, wie hier eigentlich überall, sind wir nie allein. Auf dem kleinsten Äckerchen hockt ein Mütterchen und zupft an irgendetwas Grünem. Später trifft man dann vor allem die Frauen mit großen Bündeln auf der Straße beim Heimweg. Die Kinder müssen derweil die wenigen Touristen abpassen, die sich hierher verirren. Aber das Betteln hält sich in Grenzen.
Das Ende der Schlucht mündet wieder in ein weites, karges Hochtal, in dem wir weiter an Höhe gewinnen. Am Ortseingang von Assoul betreiben wir Entwicklungshilfe, indem wir in einem Café eine Cola trinken. Etwas weiter können wir im richtigen Ortszentrum sogar etwas kaufen. Aber nach den letzten Häusern ist man schnell wieder in der einsamen Berglandschaft allein unterwegs. Am Nachmittag halten wir sehnsüchtig Ausschau nach einem windstillen Lagerplatz. Zudem müssen wir vorher unbedingt erst mal genug Wasser finden. Doch wir haben großes Glück, als ein Brunnen neben der Straße auftaucht. Aus etwa 10 Metern Tiefe lässt sich ganz brauchbares Wasser schöpfen. Und gleich auf der anderen Straßenseite finden wir hinter einem Mäuerchen Windschutz für die Nacht.
In Ait Hani haben wir erst mal keine Ahnung wie weiter und brauchen eine Steckdose um unseren Computer befragen zu können. Die finden wir in einem Café und bei einem "marokkanischem Whisky" (Pfefferminztee) und mit Zuspruch der Dorfjugend beschließen wir weiter über Agoudal zur Dades-Schlucht zu fahren.
Es geht auf 2700 Meter hinauf zum Tizi-Tirherhouzine. Stellenweise machen uns extreme Steigungen ganz schön zu schaffen. Bergab bis Agoudal ist dann ein Kinderspiel. Der Ort ist nicht nur durch seine hohe Lage in 2300 Meter bemerkenswert, sondern auch durch die penetrant bettelnden Kinder.
In der Auberge bei Ibrahim, gibt es aber einen ruhigen Hof, wo wir vor den Kindern in Sicherheit sind und die warme Dusche ist in der kühlen Höhenluft auch nicht zu verachten. Nach Sonnuntergang ist das Bett der wärmste Ort weit und breit und wir flüchten uns schon zeitig am Abend hinein. Nein, so kalt war uns schon lange nicht mehr!
Auf dem weiteren Weg zur Dadesschlucht gibt es den nächsten Pass zu überwinden, den Tizi-n-Ouano mit 2900 Metern. Bei jeder Kuppe glauben wir es geschafft zu haben, doch kommen nach kurzen Abfahrten immer wieder neue Steigungen bis wir dann endlich den letzten langen Anstieg auf den endgültigen Pass vor uns haben. Und all das auf unbefestigter Holperpiste.
Eine endlos lange und holprige Serpentinenstraße führt uns dann hinunter an den Dades.