Bulgarien - Griechenland

Bulgarien

Den ganzen August sind wir mit dem Trotti in Rumänien kreuz und quer durchs Land getuckert und hatten eine wirklich schöne Zeit. Nun beginnt aber ein neuer Monat und es ist der richtige Moment für ein neues Land, denn schließlich wollen wir ja im restlichen verbleibenden Sommer noch ein bisschen mehr herumkommen.

Eigentlich wollten wir durch Serbien weiterreisen, doch die dortigen derzeitigen Einreiseregeln machen dies für uns nicht möglich. Unser Corona-EU!-Impfzertifikat, wird in Serbien nicht anerkannt, da es aus Deutschland ist. Warum auch immer!? - Es lohnt sich nicht, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, man würde es am Ende doch nicht verstehen. Zum Glück sind die Bestimmungen für die Einreise nach Bulgarien uns gegenüber nicht so streng, also nehmen wir dann eben diesen Weg.

Genau am 1. September fahren wir den rumänischen Grenzübergang bei Calafat an. Eine lange Schlange von LKWs wartet davor, an der wir aber vorbeirollen können. Die Schlange der wartenden PKWs ist zum Glück überschaubar. Wir übergeben einem rumänischen Beamten unsere Ausweise, der diese im selben kleinen Kontrollhäuschen umgehend seinem bulgarischen Kollegen weiterreicht. Auch dieser hält sich nicht lange damit auf und winkt uns durch. Wie auch schon bei der Einreise nach Rumänien, interessiert sich nun auch hier niemand dafür, ob wir womöglich potenzielle Virenträger sein könnten. Uns soll´s recht sein.

Noch bevor es über die Donau auf die bulgarische Seite hinüber geht, bittet man uns erstmal zur Kasse. Zunächst muss die Benutzung der folgenden Brücke bezahlt werden. Das ist einfach, denn das Kassenhäuschen dazu steht unmittelbar hinter dem Kontrollpunkt. Doch dann müssen wir noch eine Vignette für die Straßenbenutzung im Land erwerben. Im allgemeinen Gewimmel um uns herum ist aber weit und breit kein entsprechender Automat oder Verkaufsstand zu entdecken. Also bemühen wir uns um eine Onlineversion. Doch es will nicht so recht klappen. Nach Kaufabschluss und Bezahlung erhalten wir nur eine Fehlermeldung und nicht die versprochene Email mit der elektronischen Vignette. So ein Mist! Etwas warten ändert daran auch nichts und eine Abfrage in der Online-Datenbank ob unser Auto registriert ist bringt auch nichts.

Dann entdecken wir doch noch, etwas abseits und verborgen von den herumstehenden LKWs, die zuvor gesuchten Verkaufsstellen. Gottseidank, gibt es auch einen Geldautomaten in der Nähe, aus dem wir uns die nötigen bulgarischen Leva holen können. Dann geht alles ganz reibungslos und die Vignette ist gekauft. Aber womöglich haben wir nun sogar zweimal bezahlt? Blöderweise ist es auch nicht ganz so günstig, wie zuvor in Rumänien, sondern doppelt so teuer: 30 Leva für einen Monat, etwa 16 €. Was solls, das können wir nun nicht ändern. Vielleicht wirkt ja auch hier die Devise: Doppelt hält besser. Erfreulicherweise ist auch diese Vignette rein elektronisch und ohne nötigen Aufkleber. Das ist schon eine prima Sache, denn so wie wir herumkommen, wäre ja schon bald die Frontscheibe total zugekleistert.

Nun geht es also hinein nach Bulgarien und wir passieren die große neue Brücke über die Donau. Dreieinhalb Kilometer lang ist sie und umgerechnet 6 € kostet die Benutzung. Noch vor nicht einmal zehn Jahren gab es hier nur Autofähren. Die Reihe der auf Abfertigung wartenden LKWs in der Gegenspur ist gigantisch. Den bulgarischen Grenzort Vidin lassen wir unbemerkt einfach links liegen. Erst nach einigen Kilometern wird es auf der Gegenspur freier.

ra 2 1 ra 2 1Zunächst ist ringsum alles recht trist. Es gibt nur Felder und Buschwerk. Diese Ödnis haben wahrscheinlich die meisten Grenzgebiete weltweit gemeinsam. Erste kleine und sehr einfache Orte tauchen auf. Dann verlassen wir die Fernstraße und fahren auf einer kleinen und viel ruhigeren Straße auf Belogradtschik zu. Hoch über der Stadt thronen die Überreste einer gewaltigen Festung. Doch das eigentlich Besondere für uns an der Stadt ist ihr umliegendes Felsengebiet mit unzähligen kleinen und großen Felstürmen aus rotem Gestein. Das Zentrum der Stadt wirkt immer noch so wenig einladend, wie vor 6 Jahren bei unserem letzten Besuch. Geschlossene und dem Verfall preisgegebene Hotels aus sozialistischen Zeiten verschaffen den Eindruck, als ob hier mit Tourismus kein Geschäft zu machen ist. Auch der einzige Campingplatz wirkt nach wie vor verwaist und sieht nicht so aus, als würde er auf Gäste warten. Wir können das nicht verstehen. Die Felslandschaft ringsum ist echt beeindruckend und so ein tolles Wandergebiet. Wieso kann der Ort denn davon nicht noch mehr profitieren? Da wir hier jedoch bereits ausgiebige Erkundungstouren gemacht haben beschränken wir uns diesmal nur auf einen Kurzbesuch.

ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1Stattdessen gehen wir die folgenden zwei Tage auf Höhlenerkundungstour. Zur Höhle Petschera Prohodna wäre es aus unserer Richtung auf der Hauptstraße ein riesiger Umweg gewesen und so versuchen wir es lieber auf einer Nebenpiste dahin zu gelangen. Das Unterfangen wird recht abenteuerlich, denn die in der Karte als Nebenstraße angegebene Variante entlang des Flusses ist nur eine sehr, sehr zugewachsene Fahrspur. Wiedermal sind wir froh, dass unser Trotti nur eine bescheidene Größe hat. Wie oft waren wir nun schon in solch unwegsamen Gelände unterwegs, in denen große Offroadfahrzeuge zwar Untergrundmäßig ebenfalls prima durchgekommen, aber hinsichtlich ihrer Ausmaße unweigerlich stecken geblieben wären. Was nützen denn Allrad und Bodenfreiheit, wenn man die Piste erstmal ringsum freischneiden müsste und das über viele Kilometer lang. Nein, solche gewaltigen Trucks sind eher was für die Wüste. Da ziehen wir uns unseren handlichen Trotti doch bei weitem vor. Aber jeder, wie er es mag.

ra 2 1 ra 2 1Mächtig durchgeschüttelt und Schlammbespritzt erreichen wir nach mehreren Kilometern wieder festen Straßenbelag und können auf einer Brücke den Fluss überqueren. Wir steuern auf eine steile löchrige Felswand zu, an der hoch oben ein großes Gebäude über dem Abgrund klebt. Dann windet sich die Straße hinauf zum Eingang von einer der bekanntesten Höhlen des Landes.

Die Prohodna Höhle hat zwei Eingänge und daher hat sie ihren Namen, denn Prohodna heißt in bulgarisch schlichtweg Eingang. Zum Haupteingang der Höhle geht es zunächst etwas hinab und erst nach einer Kurve bekommt man dann das Ausmaß der wirklich gewaltigen, fast 50 m hohen und knapp 300 m langen Höhle richtig zu sehen. Die vielen Besucher wirken darin wie Zwerge. Zwei große Löcher in der Decke, auch die Augen Gottes genannt, lassen Tageslicht in das Innere. Der einzige Farbtupfer ist das weit oben hängende ovale Bildnis eines Heiligen, vielleicht ja der Eigentümer der eben erwähnten Augen. Ein paar kleine und große Gesteinsbrocken ragen auf und unterteilen dadurch den Raum. Viele aufgetürmte Steinpyramiden der Besucher dekorieren das Ganze. Ein paar Kletterer hängen an den Wänden.

ra 2 1 ra 2 1Aufgrund des zweiten hinteren Eingangs hat man eher das Gefühl in einem etwas gebogenen Tunnel zu sein. Von dort gelangt man über einen einsamen Pfad zu dem großen Gebäude, dass wir bereits bei der Anfahrt von unten gesehen haben. Es ist ein Hotel. Es scheint zwar geöffnet, doch irgendwelche Gäste sind nicht da. Verwunderlich, bei so einer nahen touristischen Besonderheit. An der Felskante geht der Blick tief hinunter ins Flusstal der Iskar, durch das wir uns zuvor unseren Weg hierher gebahnt hatten.
An der Rückseite der Höhle gibt es an der Felswand noch ein kleine Kapelle zu sehen. Doch auch hierher verirren sich nicht viele.

ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1Auf dem Hochplateau in der Umgebung der Höhle gibt es noch einige kleine Höhlen, die teilweise begehbar sind. Am Abend leert sich der Parkplatz und das weite wiesenartige Gelände liegt verlassen. Nur das Gebimmel von ein paar Herden ist noch zu hören. Der perfekte Platz zum Übernachten.

Nur einen Tag später erkunden wir die nächste Höhle. Die Petschera Devetashka soll eine der größten in Bulgarien sein. Als Besucher bekommt man aber nur die große Haupthalle zu sehen. Weiter in den Berg hineinreichende Gänge sind für unsereins wegen den Fledermäusen gesperrt. Ein Fluss fließt aus der Höhle heraus und auch hier sorgen große Löcher in der Decke für ausreichend Licht.

ra 2 1 ra 2 1Auf dem folgenden Übernachtungsplatz, weit oberhalb eines Tales mit toller Aussicht, werden wir diesmal am Abend mit einer fröhlichen Folkloremusik aus dem tiefer liegenden Ort beglückt. Dabei hat man das Gefühl, dass es sich immer um dasselbe unendlich lange Lied handelt, unterbrochen von Instrumentaleinlagen und vielen "He"- und "Hossa"-Rufen. Und nicht etwa vom Band, nein das scheint alles live zu sein. Ausdauer haben die Musiker jedenfalls gewaltig. Um 22.00 Uhr ist dann aber schlagartig Schluss damit und einer ungetrübten Nachtruhe unsererseits steht nichts mehr im Wege. Wie schön!

ra 2 1Auf der Fahrt durchs Land fallen die vielen Vignettenkontrollstellen an den hohen Masten auf, die stets zuvor mit entsprechenden Schildern angekündigt werden. Man scheint die Einnahmen der Straßengebühren zu einem Großteil für deren Überwachung auszugeben. Dabei könnte der Straßenbau hier und da ruhig auch etwas mehr davon gebrauchen. Auffallend ist auch das sehr gemäßigte Fahrverhalten. Was die Rumänen teilweise zu flott unterwegs waren, das sind die Bulgaren eher zu langsam. In Ortschaften scheinen sie manchmal regelrecht dahinzuschleichen und bleiben dabei deutlich unter dem erlaubten Tempo. Womöglich liegt es daran, dass noch viele Autos älteren Baujahrs unterwegs sind oder man hat eben Respekt vor Kontrollen. Uns sind jedoch nur einige wenige Blitzer aufgefallen. Häufig lässt aber auch die Beschaffenheit der Straßen ohnehin kein Rasen zu.

Die Orte entlang des Weges machen keinen wirklich einladenden Eidruck auf uns. Die meisten Häuser wirken irgendwie unfertig und marode. Oft stehen in den Ortszentren protzigere, aber leerstehende und dem Verfall preisgegebene Bauten aus Vorwendezeiten. Auch viele überdimensionale Denkmäler aus ebenfalls dieser Zeit fallen auf.

ra 2 1Die Supermärkte machen aber allesamt einen modernen Eindruck, ganz wie wir es von zu Hause kennen. Auch hier findet man Kaufland und Lidl. Bulgarien benutzt kiryllische Buchstaben und sehr schnell ist uns mal wieder bewusst geworden, dass wir hier im Land, als ehemalige DDR-Schüler, klar im Vorteil sind, denn das Lesen und Aussprechen der bulgarischen Schrift ist für uns fast keine Mühe. Natürlich können wir deswegen noch lange kein Bulgarisch, doch so manche Wörter ähneln auch sehr dem Russischen. Unsere Russichlehrerin wäre sicher stolz, zu sehen, dass ihr Unterricht doch nicht so ganz vergebens war. Das Land erscheint aber sehr verständnisvoll gegenüber den übrigen Unwissenden und so sind die meisten Ortsschilder zusätzlich in lateinischen Buchstaben verfasst.

ra 2 1Nun lassen wir den Norden Bulgariens hinter uns, es geht hinein in das Balkangebirge und hinauf auf den über 1100 m hohen Schipkapass. Der Pass ist für Bulgarien von historisch Bedeutung, denn hier wurde Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Schlacht gewonnen, die Bulgarien von der damaligen türkischen Beherrschung befreite. Zum Gedenken wurde dann etwa 50 Jahre später auf dem ehemaligen Schlachtfeld ein Denkmal errichtet.

Über eine lange breite Treppe steigt man zu einem viereckigen Steinturm hinauf, über dessen Eingang ein riesiger bronzener Löwe sitzt. Auf dem Gelände ringsum sind noch einige alte Kanonen aufgestellt. Für die Bulgaren scheint der Besuch des Denkmals offensichtlich mit viel Nationalstolz verbunden zu sein, denn der Verkaufsstand, wo die weiß-grün-rote Nationalfahne des Landes in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen angeboten wird, ist gut besucht und viele schlendern Fahneschwenkend durch das Areal. Vom Pass hat man zudem einen tollen Ausblick auf die Berge des Balkangebirges und auf einem der vielen Gipfel sehen wir schon unser nächstes Ziel. Aus der Ferne hat es irgendwie Ähnlichkeit mit einem dort gelandeten riesigen UFO.

ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1Als wir uns in Schlangenlinen auf einer extrem löchrigen Straße dem Gipfel des 1400 m hohen Busludscha nähern, wird aber deutlich, dass es sich keineswegs um etwas Außerirdisches handelt, denn ein großer sehr kommunistisch aussehender Stern ziert das Bauwerk. Noch unterhalb, an einem großen Parkplatz, von wo man auf einem Pfad hinauf auf den Gipfel steigen kann, stimmt schon mal ein Denkmal mit zwei, Fackeln haltenden, überdimensionierten Händen auf das Kommende ein. Der Gipfel ist für die Kommunistische Partei Bulgariens ein geschichtsträchtiger Platz und daher hat man zum Gedenken hier, in dieser schönen Berglandschaft, dieses Ding errichtet. Das kuppelartige Bauwerk hat auch aus der Nähe tatsächlich etwas Ähnlichkeit mit einem Ufo. Daneben ragt ein hoher Turm mit dem bereits erwähntem Stern auf. 1981 eröffnet, diente es nur 8 Jahre als Museum und für Tagungen. Seit der Wende wollte man nichts mehr mit dem Bau und der damit verbundenen Vergangenheit zu tun haben und es wurde ungenutzt dem Verfall preisgegeben. Plünderungen und Zerstörungen folgten. Inzwischen ist das Gebäude nun nicht mehr begehbar und macht einen sehr runtergekommenen Eindruck. Auf ein paar Infotafeln kann man noch etwas vom vorherigen Aussehen im Inneren erahnen. Es heißt, dass es, zumindest teilweise derzeit wieder renoviert wird, aber das klingt irgendwie unglaublich. Dennoch sind erstaunlich viele Besucher auf dem Gipfel unterwegs.

ra 2 1 ra 2 1Von oben erspähen wir in der Nähe schon einen verlockenden Platz für die kommende Nacht, den wir anschließend auch umgehend ansteuern und am Abend im farbenfrohen Sonnenuntergang die tolle Aussicht genießen.

ra 2 1 ra 2 1Und schon geht die Fahrt weiter Richtung Süden. Hinaus aus dem Balkangebirge und durch Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens. Plovdiv ist ein wirklich sehenswertes Städtchen, wir haben es aber schon ausgiebig besucht und fahren diesmal nur hindurch und weiter hinein in die nächsten Berge, die Rhodopen. Die kleine mittelalterliche Burg Asenova, die malerisch in einem Flusstal auf einem Felsen aufragt begutachten wir nur aus der Ferne, finden aber einen schönen Stellplatz in der Nähe.

ra 2 1 ra 2 1Am Batschkowski Manastir mischen wir uns jedoch unter die zahlreichen Besucher und, nachdem wir uns einen Weg vorbei an unglaublich vielen Verkaufsständen gebahnt haben, besichtigen wir das orthodoxe Kloster etwas genauer. Immerhin soll es nach dem Rila Kloster das zweitgrößte Bulgariens und ein bedeutendes Pilgerziel sein. So groß kommt es uns dann aber gar nicht vor. Die Wohngebäude der Mönche begrenzen den überschaubaren Innenhof in dessen Zentrum sich typische orthodoxe Kirchgebäude befinden. Die Innenräume sind farbenfroh und mit viel Gold ausgeschmückt. Vor einem silbrigen Schrein stehen geduldig Wartende. Der Ikone werden besondere Wunderkräfte zugesprochen und viele Besucher kommen, um sie um Hilfe und Segen zu bitten. Wir zünden zumindest eine Kerze an, in der Hoffnung, dass die Heilige auch uns Ungläubige beschützen möge. Einen Schutzengel zu haben, der auf einen aufpasst, ist schließlich für jeden wichtig.

ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1Dermaßen gut vorgesorgt, wenden wir uns nun erstmal wieder ein paar natürlicheren Sehenswürdigkeiten zu. In den Westrhodopen erwarten uns abgelegen in einem kleinen Seitental ein paar "Wunderbrücken", Felsbögen die die Natur geschaffen hat. Von zwei Aussichtspunkten bewundern wir die Felsbrücken zunächst von oben. Von da wirken sie eher wie zwei Höhlen. Einer der Bögen ist von unten begehbar und so steigen wir hinab, um uns das Ganze genauer anzuschauen. Ein Fluss fließt hindurch und macht den Weiterweg zu einer Kletterparty. Trotz der vermeintlichen Abgeschiedenheit sind die Naturphänomene gut besucht, was dem kleinen Ausflugslokal ausreichend hungrige Gäste bescherrt und entlang der schmalen Zufahrtsstraße für Verkehrschaos sorgt.

ra 2 1 ra 2 1Nach einer Woche sind wir nun bereits weit im Süden des Landes angekommen, - nein groß ist Bulgarien wahrlich nicht. Je weiter wir nach hier gelangt sind, um so netter scheinen jetzt die Orte auf uns zu wirken. Alles scheint nun etwas freundlicher und nicht mehr ganz so trist und ärmlich. In den Ortszentren geht es etwas lebhafter und bunter zu. Viele Obsthändler säumen die Straßen. Und noch etwas ist anders, hier stehen neben den gedrungenen orthodoxen Kirchbauten nun auch hin und wieder Moscheen. Die Nähe zur Türkei wird spürbar.

ra 2 1Doch eines ist auch weiterhin unverändert: der Müll überall. Wie auch schon die Rumänen, nehmen es auch die Bulgaren mit der Müllentsorgung nicht so genau. Überall in der Gegend findet man die Hinterlassenschaften der Vorbeigekommenen und viele, der einstmals liebevoll hergerichteten Rastplätze, sind nun voller Unrat. Wir können darüber nur ungläubig den Kopf schütteln.

Ein weiterer Abstecher führt uns entlang eines Flusses durch die echt sehenswerte Bujnowska Schlucht. Die Straße schlängelt sich, immer wieder den Fluss auf kleinen Brücken querend, über viele Kilometer sehr kurvenreich durch die steilen Felsen und ist so eng, dass keine zwei Autos ohne behutsames Ausweichen aneinander vorbei passen würden. Durch die erforderliche Aufmerksamkeit für das Geschehen auf der Straße, kann man aber leider auch die wilde Schönheit des Tals gar nicht richtig genießen.

ra 2 1An einer Brücke zweigt ein Wanderweg in eine Seitenschlucht ab, mehrere parkende Autos machen uns neugierig was es da zu sehen gibt. Später schnürt Mathias seine Wanderschuhe um das erkunden. Von mehreren ausgewiesenen Wanderungen lässt die fortgeschrittene Zeit nur die „Kleine Runde“ zu. Ein beschwerlicher Pfad führt hinein ins enge Tal und als die Felswände so eng zusammenrücken und steil werden, dass es kein Vorwärtskommen zu geben scheint, geht es auf total sehenswerten Treppen und Leitern weiter. Diese Holzkonstruktionen wurden einfach mit Material aus dem umliegenden Wald zusammengenagelt, oft total windschief und viele Male ausgebessert, dass der Eindruck aufkommt, lange hält es nicht mehr. Aber zumindest Mathias haben die noch ausgehalten. Für einen Mitteleuropäer, der die feuerverzinkten Stahlkonstruktionen in den dortigen Bergen kennt, wirklich ein skurriler Anblick. Der Rückweg führt steil aus dem Tal hinaus und über einen Bergrücken zur Strasse. Hier bekommt man noch ein paar schöne Fernsichten geboten.

ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1Trotz der Enge im Tal findet sich für uns abseits der Straße in einem kleinen Steinbruch ein vortreffliches Plätzchen für die Nacht. Hier können wir uns sogar getrauen am Abend mal wieder ein kleines Feuer zu machen. Bisher hat uns die allgegenwärtige Trockenheit im Lande, davon abgehalten. Doch hier, inmitten von Geröll ist es machbar und wir haben einen schönen Abend. Hoch über uns ragen Felswände auf und auf einer kann man eine Art Sprungbrett über dem Abgrund erkennen. Was ist denn das?

ra 2 1Am nächsten Tag fahren wir noch etwas weiter in das Tal hinein und bald darauf geht es in abenteuerlichen Serpentinen an den steilen Felshängen hinauf auf zu dem kleinen Ort Jagodina, der offensichtlich viele Ausflügler anzieht. Wir gönnen dem Trotti eine Verschnaufpause und besteigen einen 300 m höheren Aussichtspunkt. Als wir, nach endlosen Zickzacks, den Hang hinauf gestiegen sind, kommen wir oben auf dem Elias-Gipfel an. Dort werden wir von einer kleinen Gruppe Bulgaren sehr erstaunt begrüßt und zum Erreichen des Gipfels beglückwünscht. Na so eine herausragende Leistung war das ja nun nicht gerade, seltsam. Doch bald verstehen wir das Verhalten, denn unweit parken einige Jeeps, die auf Umwegen über Nebenpisten die Ausflügler aus dem Ort hier herauf bugsiert haben. Zu Fuß scheinen nur sehr wenige heraufzukommen.

ra 2 1 ra 2 1Um den Jeeptouristen was Besonderes zu bieten, hat man an der Felskante eine Aussichtsplattform errichtet, die weit über den Abgrund reicht und von der man einen etwas schwindelerregenden Ausblick auf das tief unten liegende Tal und natürlich auf die umliegenden Berge hat. Das ist also das seltsame Objekt, dass wir schon unten von unserem Stellplatz aus gesehen haben. Man hat diesem Aussichtspunkt den Namen Orlovo Oko gegeben, was Adlerauge heißt. Um die Scharfsichtigkeit eines Adlers zu erreichen müsste man dann jedoch eigentlich das bereitstehende Fernrohr benutzen. Aber auch ohne ist die Aussicht herrlich. Der Abstieg ist ein Klax und tatsächlich kommen uns auf dem Weg nur ein paar wenige vereinzelte Wanderer entgegen.

ra 2 1Wir manövrieren uns mit dem Trotti wieder zurück durch das Tal und können es nun mit einem anderen Blickwinkel ein zweites mal erleben. Eine wirklich schöne, wild romantische Schlucht. Der Abstecher hat sich echt gelohnt.

Bis zur griechischen Grenze ist es nun nicht mehr weit. Nahe Melnik geben wir unsere letzten Leva für einen offiziellen Campingplatz aus. Genießen mal wieder eine ausgiebige warme Dusche und gönnen unserer Kleidung einen gründlichen Waschmaschinengang. Der kleine Platz, in dem eigentlich nichtssagenden verschlafenen Kaff, entpuppt sich als wahres Idyll. Die nicht bulgarisch wirkenden Besitzer haben hier liebevoll ein kleines Paradies geschaffen und bei unserer Ankunft treffen wir sogar zwei deutsche Camper an. Die gute Qualität muss sich also schon herumgesprochen haben.

Nach insgesamt zehn Tagen verlassen wir Bulgarien wieder. In den letzten Tagen hatten wir es mit sehr unbeständigem Wetter zu tun. Sonne und Wolken wechselten sich ständig ab und es gab auch den einen oder anderen Schauer und in den höheren Lagen wurde es nachts schon kühl. Der nahende Herbst machte sich zunehmend bemerkbar. Die Felder liegen abgeerntet und braun da, das Laub beginnt sich schon zu färben.

ra 2 1Griechenland

Als wir uns der Grenze von Griechenland nähern, ist mit einem mal wieder der Sommer zurück. Die Sonne gibt ihr Bestes und wir schwitzen bei Temperaturen von über dreißig Grad. Die Grenzkontrolle ist im Nu erledigt. Die erforderlichen Impfnachweise und die vorherige Onlineanmeldung werden nur sehr halbherzig kontrolliert und schon sind wir durch. Auf einer perfekt ausgebauten Autobahn geht es hinein ins Land. Diese kosten hier Mautgebühren, die jedoch auf einzelne Strecken aufgeteilt sind und dann jeweils an der Auffahrt an eigenen Zahlstationen kassiert werden. Die anderen Straßen im Land sind gebührenfrei. Die unmittelbar an der Grenze beginnende Autobahnstrecke kann man nicht umgehen, doch 2 € für ca. fünfzig Kilometer tun dem Portmonee nicht weh.

Der Wechsel des Landes ist diesmal sehr deutlich zu spüren. Die Straßen sind in einem super Zustand, die Orte wirken bunt und die Häuser leuchten weiß und gepflegt. Auf den Parkplätzen vor den Supermärkten gibt es überdachte Stellflächen, die für unseren Trotti allerdings in der Höhe etwas zu knapp sein könnten - wir probieren es lieber gar nicht erst aus. In Griechenland können wir allerdings die Schrift kaum noch lesen, denn die griechischen Buchstaben zu deuten, ist eher ein Rätselraten. Zusätzliche Beschriftungen in Latein sind selten. Doch die Verständigung klappt trotzdem. Nicht selten wird uns mit ein paar Brocken sogar deutsch geantwortet.

Nach der Autobahn schlängeln sich die Strassen durch die Berge, eine Schildkröte besteht auf ihre Vorfahrt. Dann taucht mit einem mal das Meer vor uns auf und wir nähern uns der Mittelmeerküste. Was für ein Sommerfeeling.

ra 2 1 ra 2 1Wir folgen der Küste und fahren die Halbinsel Chalkidiki an, deren drei fingerähnliche, ins Meer hineinragende Landzungen auf jeder Landkarte markant hervorstechen und wählen den östlichsten der drei Finger. 30 Kilometer wechseln sich Strände, Urlaubsorte, kleine Häfen und weite Buchten ab. Jenseits des Küstenstreifens ist es sehr bergig. Nach einer Weile wird es einsamer. Bis in die "Fingerspitze" kommt man leider nicht, denn die dort befindliche Mönchsrepublik Athos mit dem gleichnamigen heiligen Berg darf nur von männlichen Pilgern betreten werden. Wir begnügen uns stattdessen mit einem herrlich idyllischen Stellplatz in einer kleinen Bucht.

ra 2 1Nach dem heißen Tag lädt nun das Meer mit angenehmen Temperaturen zum Baden ein. Es könnte ein richtig paradiesisches Plätzchen sein, wenn, ja wenn da nicht so erschreckend viel Müll in der Bucht läge. Vieles hat das Meer angeschwemmt, aber einiges ist auch eindeutig bewusst abgeladen wurden. Dennoch fühlen wir uns auf unserem Platz pudelwohl und legen einen Ruhetag ein. Wir faulenzen, machen etwas Computerarbeit und sehen den Anglern in der Bucht zu, die sich dort häuslich niedergelassen haben und denen der herumliegende Müll so gar nichts auszumachen scheint. Agnes und Dan gesellen sich mit ihrem VW Camper dazu. Die Beiden sind gebürtige Rumänen, leben aber schon viele, viele Jahre in Deutschland und können die Mentalität der Südeuropäer hinsichtlich der sorglosen Müllentsorgung auch nicht verstehen. Wir verbringen einen schönen und interessanten Abend miteinander, ehe sich am nächsten Morgen unsere Wege wieder trennen und wir noch einen weiteren küstennahen Stellplatz ausprobieren, der aber den in der Bucht nicht toppen kann.

ra 2 1 ra 2 1 ra 2 1Wir umfahren so weit es geht das Ballungsgebiet von Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands. Aber ganz können wir dem zunehmenden Verkehr nicht entkommen, der auf den mehrspurigen Straßen um uns herum quirlt. Nichts wie weg! Zudem ist die Umgebung der Stadt auch alles andere, als einladend. Alles wirkt sehr karg, jetzt zum Ende des Sommers ist alles vertrocknet. Lediglich Olivenbäume trotzen diesen unwirtlichen Verhältnissen.

Endlich wird es auf der Straße wieder einsamer, in der Umgebung tauchen wieder Berge auf und es wird wieder etwas grüner. Zunächst säumen nun unzählige Plantagen mit Obstbäumen die Straße, Äpfel- und Kirschbäume soweit das Auge reicht. Je näher wir den Bergen kommen, um so mehr Weinberge erstrecken sich nun um uns. Es ist Erntezeit, doch viele Reben hängen noch proppevoll mit Trauben. Seltsam wirken allerdings die Verkehrsschilder mit den Warnungen vor Bären. Damit hätten wir in dieser Gegend eher nicht gerechnet.

Es wird immer bergiger und wir erreichen die beiden Prespaseen im Dreiländereck von Griechenland, Albanien und Nordmazedonien. Beide Seen sind nur durch eine schmale Landbrücke von einander getrennt. Im kleineren Prespasee befindet sich die Agios Achillios, eine kleine schmale Insel, die durch eine etwa 300 m lange Pontonbrücke mit dem Festland verbunden ist. Aufgrund Ihrer langen geschichtlichen Vergangenheit stellt sie ein touristisches Ziel dieser Region dar und ist Bestandteil des hiesigen Prespa-Nationalparks.

ra 2 1 ra 2 1Auf dem kleinen Besucherparkplatz ist unerwartet viel los, auch ein paar deutsche Camper sind darunter. Wir laufen über die leicht schwankende Brücke, die nur für Fußgänger ist, hinüber auf das Eiland. Am dortigen Ufer befindet sich eine kleine Siedlung mit einem Hafen. Darüber thront auf einem Hügel ein umzäuntes Kirchlein. Auch ein kleines Hotel und ein Restaurant gibt es. Obwohl die Anzahl der Besucher auf der Insel überschaubar ist, könnte sie dennoch die Einwohnerzahl übersteigen. Ansonsten gibt es auf der sehr hügeligen Insel nur vertrocknetes Gras- und Buschland und mittendrin einige jahrhundertalte Relikte der früheren Bewohner, wie zum Beispiel die Ruinen einer Basilika und eines Klosters. Nach knapp 2 km hat man schon das andere Ende der Insel erreicht und nach einem letzten kurzen aber steilen Anstieg erreichen wir einen Aussichtspunkt mit einem Gipfelkreuz. Auf unserem Rückweg haben wir dann noch Kontakt mit den vierbeinigen Inselbewohnern, die blökend, meckernd und muhend sich auf schattigen Plätzen drängen, denn die Sonne brennt heftig.

ra 2 1 ra 2 1Auch uns ist es etwas zu warm und wir liebäugeln mit einem Bad in dem uns umgebenden Nass. Doch leider ist das nahe Ufer des benachbarten großen Prespasees hier so flach, dass man auch nach vielen Metern nur bis zu den Knöcheln im Wasser steht und noch dazu mit den Füßen im Schlamm versinkt. Also muss die Abkühlung sich nur auf etwas Vollspritzen beschränken. Aber besser als nichts.

ra 2 1Der große Prespasee ist von hohen Bergen umgeben und liegt nur zu einem kleinen Teil auf griechischem Gebiet. Hoch über dem See am Rande einer einsamen Piste mit einem weiten Ausblick, verbringen wir nun den schon letzten Abend in Griechenland. Von unten dringen immermal wieder Geräusche der Wasservögel herauf und ab und zu tuckert ein Boot vorbei. Als es dunkel wird, herrscht dann nahezu Stille, der Mond geht auf und vom gegenüberliegenden Ufer leuchten die Lichter von Albanien zu uns herüber. Dort erwartet uns nun morgen das nächste Land dieser Tour.

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Wir wissen ja bereits von vorherigen Besuchen, dass Bulgarien und Griechenland natürlich viel mehr Sehenswertes bieten, als wir diesmal auf unserer Durchfahrt erlebt haben und jedes der beiden Länder ist unbedingt eine eigene Reise wert. Auf dieser Tour jedoch waren sie für uns mehr oder weniger nur Transitländer, da wir bereits bei der Planung unseren Fokus mehr auf das bereits ausgiebig erkundete Rumänien und das nun kommende Albanien gelegt haben.

 Doviydane! - Bulgarien   und   Antío! - Griechenland

Bitte nicht traurig sein, dass wir diesmal nur so kurz da waren.